„Ich glaube nicht an einen echten Wandel“

Vorarlberg / 13.02.2013 • 19:55 Uhr
Ex-Pfarrer Ronald Waibel macht derzeit eine Ausbildung für einen Sozialberuf. Foto: eh
Ex-Pfarrer Ronald Waibel macht derzeit eine Ausbildung für einen Sozialberuf. Foto: eh

Der wegen Benedikt XVI. zurückgetretene Pfarrer Ronald Waibel zollt diesem heute Respekt.

Bregenz. Zwei Mal trat der heute 54-jährige Theologe massiv ins Scheinwerferlicht. Das erste Mal vor exakt fünf Jahren. Damals begleitete er mit bewundernswertem Einfühlungsvermögen und großer moralischer Stärke die Tage der Brandkatastrophe von Egg, fand die richtigen Worte und Gesten in den Stunden der Tragödie. Zum zweiten Mal von sich reden machte Waibel vergangenen Herbst. Da trat er für Außenstehende völlig überraschend von seinem Priesteramt – er war zu jenem Zeitpunkt Pfarrer in Dornbirn-Haselstauden – zurück. Als Begründung nannte er Papst Benedikt XVI. „Seine Gesprächsverweigerung mit Priestern, die eine Reform wünschen, war der Tropfen, der bei mir das Fass zum Überlaufen brachte“, sagte Waibel damals.

Die Ähnlichkeiten

„,Jetzt macht der Papst, was du damals gemacht hast‘, teilten mir bereits einige Bekannte mit.“ Ein Schuss Ironie ist dabei, wenn Waibel über das epochale Ereignis im Vatikan spricht. Dabei sind gewisse Parallelen zwischen ihm und Benedikt tatsächlich nicht zu verkennen. „Er kam an einen Punkt, wo er nicht mehr weiter konnte. Genauso wie ich vor einem halben Jahr. Auch wenn die Gründe dafür natürlich ­völlig verschiedene waren.“ Wie viele andere war der Ex-Pfarrer vom Schritt Benedikt XVI. überrascht. „Aber ich zolle ihm Hochachtung für diese Handlung. Das hatte bewundernswerte Größe.“ Dass des deutschen Noch-Papstes Schritt den Weg in ein neues Kirchenzeitalter ebnet, hält der Bregenzer für unwahrscheinlich. „Ich glaube nicht an einen echten Wandel. Obwohl die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt.“

Für Vorarlberg hofft Waibel auf gute kirchliche Entscheidungen – und auf einen „Bischof, den die Menschen mögen und der ihnen nahe steht. Benno Elbs wäre sicher so einer. Obwohl er nicht für einen grundsätzlichen Wandel steht. Aber eines möchte ich schon sagen: Unter Benno Elbs als Bischof hätte ich mich gewiss wohler gefühlt.“ Eine Rückkehr ins Priesteramt ist für Waibel kaum eine Option. Süffisanter Nachsatz: „Nur bin ich kein Darabos, der gleich in Stein meißelt.“ Der Ex-Pfarrer rechnet mit einer offiziellen Suspendierung durch den neuen Vorarlberger Bischof. Am Bild einer für ihn idealen Kirche malt Waibel indes weiter. Einer Kirche, „die Andersdenkende akzeptiert und mit diesen trotzdem den Weg gemeinsam geht“. Einer Kirche, „die irgendwann den Zölibat aufhebt und auch Frauen in kirchliche Ämter lässt“. Einer Kirche, „welche als überzeugender Vermittler der frohen Botschaft auftritt“.

Der gute Benedikt

Einen Teil der idealen Kirche verkörperte für Waibel sogar Benedikt XVI. „Er hat sich anderen Religionen geöffnet. Teile seiner Theologie waren sehr reflektiert. Mir gefällt auch sein Werk ‚Gott ist die Liebe‘.“ Viel Liebe braucht Ronald Waibel für seine neue Tätigkeit. Er absolviert derzeit verschiedenste Praktika im sozialen Bereich. „Ich habe heute meinen ersten Tag bei der Lebenshilfe. Ich bin sehr beeindruckt.“

Ich hoffe für Vorarlberg auf einen neuen ­Bischof, den die Menschen mögen.

ronald waibel