Skiunfall: Direktor klagt Schülerin

Vorarlberg / 15.02.2013 • 21:44 Uhr
Carmen Lindenau und Tochter Lea starren immer wieder entsetzt auf den Anwaltsbrief mit Muxels Forderungen. Foto: b. rhomberg
Carmen Lindenau und Tochter Lea starren immer wieder entsetzt auf den Anwaltsbrief mit Muxels Forderungen. Foto: b. rhomberg

Eltern der 12-jährigen Lea Lindenau aus Au sind entsetzt über Vorgangsweise des Lehrers.

Au. Unter dem Stichwort „Leitbild“ finden sich auf der Homepage der Mittelschule Au unter anderem folgende schöne Worte: „Uns ist ein respektvolles Miteinander zwischen Schülern und Lehrern wichtig, ein guter Kontakt zu Eltern . . .“ „Das ist ein Hohn“, schüttelt Carmen Lindenau (40) den Kopf, während sie auf den vor ihr liegenden Brief eines Anwalts blickt, der an ihre zwölfjährige Tochter Lea gerichtet ist. Mit „Sehr geehrte Frau Lindenau“ wird das Mädchen darin tituliert. Inhalt des Schreibens, das den VN vorliegt: Eine Schadensforderung von Mittelschuldirektor Bruno Muxel (56) an seine Schülerin Lea in Höhe von 6626 Euro (4000 Euro davon Schmerzengeld) plus Fahrtkosten für 1240 Kilometer sowie Kosten für Medikamente. Der Hintergrund: Am 29. Februar des Vorjahres fuhr Lea im Rahmen eines offiziellen Schulskitages in Damüls ihrem Direktor unabsichtlich hinten auf. Dieser erlitt bei der Kollision einen Achillessehnenriss.

Verständnis zeigen Leas Eltern für zivilrechtliche Ansprüche des Pädagogen. „Wofür wir null Verständnis haben, ist, dass wir überhaupt nicht über seine Vorgehensweise informiert wurden. Er selbst sagte uns vom Unfall nicht einmal etwas. Wir erfuhren alles von Lea. Er bat uns nie zu einem Treffen, wo man die Sache und die versicherungsrechtliche Abklärung gemeinsam besprechen hätte können. Er fragte uns nur einmal, ob wir versichert seien, und deutete an, dass wir ein Schreiben von ihm bekommen würden. Und dann kam vergangene Woche dieser Brief, adressiert an Lea. Vom Anwalt Muxels und in der Höflichkeitsform. Was ist das bitte für eine Art?“, fragt sich Mutter Carmen.

Hohe Forderungen

Der Direktor wolle mit seinem Forderungsbrief von ihnen bzw. ihrer Versicherung holen, was nur gehe, sind die Eltern erzürnt. „Unter dem Titel ‚Einschränkung der Haushaltsführung‘ verrechnet er 480 Euro, für Pflegeaufwand 240 Euro, für Honorarnoten bei einem Nicht-Kassa-Physiotherapeuten will er den Selbstbehalt in Höhe von über 600 Euro. Und noch dazu macht er Fahrtkosten für angeblich 1240 gefahrene Kilometer geltend.“

Zur Rede gestellt

Die Lindenaus bekamen keine Möglichkeit, die Angelegenheit im Vorfeld mit ihrer Versicherung zu klären, der Brief von Muxels Anwalt traf sie wie ein Blitz. „Mein Mann und ich waren dann bei ihm in der Schule und stellten ihn zur Rede. Ich sagte ihm, solche Vorgehensweisen seien amerikanische Verhältnisse. Er meinte, das sei eben so und man müsse holen, was man könne. Ich war entsetzt.“ Carmen Lindenau sorgt sich nun um das Wohlergehen ihrer beiden Kinder – neben Tochter Lea besucht auch deren jüngerer Bruder Nils die Mittelschule Au. „Das ist schon alles nicht angenehm für beide.“ Grundsätzlich fragt sich Frau Lindenau: „Wie kann man unter solchen Umständen Kinder noch auf einen Skitag, geschweige denn auf eine Skiwoche schicken, wenn man derartige Handlungen von einem Direktor befürchten muss?“

Keine Stellungnahme

Die VN versuchten gestern, an der Schule mit Direktor Bruno Muxel in Kontakt zu treten und ihn über seine Sicht der Dinge zu befragen. Er befand sich auf einer Fortbildungsveranstaltung. Als wir ihn am Handy erreichten, teilte er mit, am Telefon nicht Stellung nehmen zu wollen und auch auf eine schriftliche Stellungnahme zu verzichten.

Geäußert hat sich Schullandesrätin Bernadette Mennel zur Angelegenheit. „Sollte die Darstellung der Familie tatsächlich stimmen, dann kann ich eine solche Vorgangsweise vonseiten des Direktors überhaupt nicht gutheißen. Aber natürlich muss ich zuerst selber mit dem Schulleiter reden, um mir ein Bild machen zu können.“

Wie soll man unter solchen Umständen Kinder noch auf eine Skiwoche schicken?

Carmen Lindenau