Schülerin geklagt: Jetzt zieht der Direktor zurück

Vorarlberg / 18.02.2013 • 21:47 Uhr
Schreiben des Auer Schuldirektors an die VN.
Schreiben des Auer Schuldirektors an die VN.

Ergebnis eines Gesprächs mit LR Mennel und Schulamtsleiter Meusburger.

Bregenz. Paukenschlag in der Causa „Schulleiter klagt Schülerin“: Der Direktor der Mittelschule Au im Bregenzerwald, Bruno Muxel (56), zieht seine Zivilrechtsklage gegen die zwölfjährige Lea Lindenau zurück. Muxel hatte die Schülerin seiner Schule geklagt und einen Brief seines Anwalts an das Mädchen veranlasst. Grund: Vor fast genau einem Jahr kam es während eines Schulskitages zu einem Unfall. Lea war während einer Abfahrt im Skigebiet Damüls dem der Gruppe vorausfahrenden Lehrer hinten aufgefahren. Dabei zog sich Bruno Muxel einen Achillessehnenriss zu. Ein Jahr später flatterte ein Brief von Muxels Anwalt ins Haus der Lindenaus. Inhalt: Eine Klage mit Schadenersatzforderungen von über 6500 Euro.

Große Aufregung

Als die VN vergangenen Samstag über den Fall berichteten, gab es eine Vielzahl von zum Teil sehr emotionalen Reaktionen. Noch am Sonntagabend kam es in der Mittelschule Au zu einer Lehrerversammlung, in der das Thema diskutiert wurde. Am gestrigen Montag versammelte Direktor Muxel Schüler und Lehrer, um eine Erklärung abzugeben. „Entschuldigt habe ich mich nicht“, meinte Muxel dazu gestern Abend gegenüber den VN. Trotzdem fuhr er am Nachmittag ins Landhaus zu einem Gespräch mit Schullandesrätin Bernadette Mennel und Schulamtsleiter Andreas Meusburger. Nach einer halben Stunde war klar: Muxel zieht seine Klage gegen das Mädchen zurück.

In einer schriftlichen Stellungnahme an die VN begründete der Schulleiter diesen Schritt. Er wolle weiteren Schaden von der Schule abwenden, meinte er darin unter anderem.

Reaktion der Mutter

Carmen Lindenau (40), Leas Mutter, bewertet das Schreiben zwiespältig. „Es ist zwar positiv, dass der Direktor die Klage zurückzog. Jedoch: Er tat das nur wegen des großen Drucks. Und: Er bezichtigt meinen Mann und mich der Lüge, wenn er in Abrede stellt, dass er gesagt habe‘: Man muss von der Versicherung holen, was man kann.‘ Natürlich hat er das gesagt.“ Ein Vertrauenslehrer habe sich bei ihr gemeldet und ein Gespräch zwischen dem Direktor und ihr vorgeschlagen. „Selbstverständlich werden wir dieses Angebot annehmen. Mir ist nur eines wichtig: Dass es den Kindern gut geht und sie ohne Probleme in die Schule gehen können.“

Erstes Zeichen der Entspannung: Sohn Nils, der ebenfalls die Mittelschule Au besucht, nahm am aktuellen Skitag der Schule in Damüls teil.

Eggers Statement

Noch vor dem Rückzieher des Direktors, der erst am frühen Abend bekannt wurde, hatte sich FPÖ-Chef Dieter Egger (44) in der Sache zu Wort gemeldet. „Als Schulleiter ist eine derart unsensible Vorgehensweise gegenüber einer Schülerin völlig inakzeptabel, ganz zu schweigen von dem immensen Imageschaden für den gesamten Berufsstand der Pädagoginnen und Pädagogen, den der Direktor zu verantworten hat.“ Egger schickte zum Thema eine Anfrage an Schullandesrätin Mennel.

Mir ist nur eines wichtig: Dass es meinen Kindern gut geht.

Carmen Lindenau, Mutter
Lea Lindenau mit ihrer Mutter Carmen. Foto: b. rhomberg
Lea Lindenau mit ihrer Mutter Carmen. Foto: b. rhomberg