Noch ist Schnee statt Klee auf heimischen Hochalpen

Vorarlberg / 05.06.2013 • 21:14 Uhr
Auch dieser junge Älpler muss noch ein bisschen warten, ehe er wieder in die Höhe kann. Foto: l. berchtold
Auch dieser junge Älpler muss noch ein bisschen warten, ehe er wieder in die Höhe kann. Foto: l. berchtold

Sommerzeit ist Alpzeit. Wenn doch nur Sommer wäre, um endlich die Alp zu beziehen.

Schwarzach. Die ersten Viehherden sind zwar schon Anfang Mai auf niedere Alpen getrieben worden. Doch sehr viel Älpisches gab es für die Tiere dort noch nicht. „Das schlechte Wetter hat kaum Futter hervorgebracht. Auf den Weiden kam es zu zahlreichen Trittschäden, das Vieh musste zugefüttert werden“, bringt Martin Rusch (40) von der Agrarbezirksbehörde das Dilemma auf den Punkt. An einen Aufstieg der Rinder in Regionen über 1000 Meter war bisher nicht einmal zu denken.

Warten auf Grasschnitt

Erst jetzt können die Vierbeiner langsam auf Weiden gelassen werden, die diesen Namen hoffentlich auch bald verdienen. Gespannt warten die Alpbauern auch darauf, die Tiere endlich auf Mai- und Vorsäße treiben zu können, von wo sie dann irgendwann Ende Juni, Anfang Juli, auf die Hochalpen geführt werden sollten. „Es ist noch keine Katastrophe, was das Wetter an Unannehmlichkeiten geschaffen hat. Die Schäden halten sich insgesamt noch in Grenzen. Nur nimmt halt die Belastung für die Bauern zu“, formuliert Rusch das Unbehagen bei den Bauern. Sehnsüchtig warten die Landwirte darauf, einen Grasschnitt zu setzen und Futter für die Tiere zu gewinnen. Bisher mussten die meisten auf den Höfen im Tal gehalten und natürlich gefüttert werden. „Wir brauchen jetzt endlich ein stabiles, trockenes Wetter“, richtet Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger einen flammenden Appell an Petrus.

Vieh von überall her

An Belastungen und Herausforderungen mangelt es den Bauern gerade heuer auch ohne Schlechtwetter nicht. Als Angstszenario geistert stärker denn je die TBC-Gefahr herum. „Man kann sich ja in etwa vorstellen, was ein TBC-Fall auf einer Alpe aus­lösen würde. An einem Ort, wo mehrere Landwirte aus zum Teil verschiedenen Regionen ihr Vieh sömmern.“ So halten sich auf Vorarlberger Alpen nicht einmal ausschließlich Vorarlberger Tiere auf. In etwa jedes neunte Tier der insgesamt über 40.000 vierbeinigen „Sommerfrischler“ stammt von einem Hof außerhalb der Landesgrenzen. Um der TBC-Gefahr zu begegnen, werden eine ganze Reihe von Maßnahmen empfohlen.

Strikte Trennung

Schwerpunkt dabei: Die strikte Trennung von Rotwild und Rinder. Dazu ist eine sichere Abzäunung der Rotwildfütterung und der Rotwildsalzleckstellen notwendig, um den Rindern den Zutritt zu diesen Orten zu verunmöglichen. So muss auch das Vieh aus dem stark TBC-gefährdeten Tiroler Lechtal bei dessen Rückkehr untersucht werden. Eine Untersuchungspflicht gilt ebenso für Milchkühe aus Deutschland. In den Sommermonaten steht die nach den TBC-Fällen vom Winter viel beschworene Partnerschaft zwischen Jägern und Alpbauern auf dem Prüfstand.

In Vorarlberg gibt es insgesamt 526 bewirtschaftete Alpen, um die sich während des Sommers zirka 1000 Älplerinnen und Älpler kümmern. Bemerkenswert: Nicht weniger als zwei Fünftel der Vorarlberger Landesfläche sind Alpgebiet.

Vorarlbergs Alpen

» 526 bewirtschaftete Alpen im Land

» 40.000 Stück Vieh sömmern auf Vorarlberger Alpen

» 1000 Älplerinnen und Älpler bewirtschaften diese

» 450.000 kg Alpkäse wird jährlich produziert

» 3 Millionen Euro beträgt die Förderung der Alpbewirtschaftung durch das Land

» 90 Euro beträgt die Bundesförderung pro Milchkuh im Jahr; dazu kommt ein Behirtungszuschuss von 60 Euro