„Den großen Wurf gibt es bei der Bildung nicht“

Vorarlberg / 27.06.2013 • 19:48 Uhr
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Schmied glaubt an ein neues Dienst- und Besoldungsrecht und will Ministerin bleiben.

Sie kommen gerade vom Fußball-Schülerligafinale. Wie hat es Ihnen gefallen?

Claudia Schmied: Gut. Es herrschte eine tolle Stimmung. Alle waren eifrig bei der Sache. Mir selber hat dieser Schauplatz auch gut- getan. Es war eine angenehme Abwechslung.

Die Lehrerdienstrechtsverhandlungen sind das nicht. Da gab es seit Mai bereits 28. Sind die Ergebnisse der OECD-Studie nun Munition für Sie bei den weiteren Verhandlungen?

Schmied: Munition möchte ich das nicht nennen. Aber sie sind ein weiterer Beleg für die Notwendigkeit eines guten öffentlichen Dienstes und für die Notwendigkeit guter öffentlicher Schulen. Und daher brauchen wir auch ein neues, leistungsorientiertes Dienst- und Besoldungsrecht. Das hängt für mich zusammen.

Sie sitzen kommende Woche mit den Lehrervertretern
wieder einmal zusammen. Ist das nicht langsam sehr mühsam?

Schmied: Das ist intensiv, aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass das neue Dienst- und Besoldungsrecht kommen wird. Und ich sehe es als sehr positiv an, dass sich nun auch der Vizekanzler einschaltet. Denn wir müssen den Stillstand überwinden. Auch ich schätze die sozialpartnerschaftliche Kultur. Nur muss das beide Seiten betreffen – Dienstnehmer und Dienstgeber.

Die Lehrer fordern für ihre Zustimmung zum Dienst- und Besoldungsrecht unter anderem ein Heer von Unterstützungspersonal für ihre Tätigkeiten. Dagegen wehrt sich die Beamtenministerin entschieden. Sind diese schroff gegensätzlichen Positionen überhaupt noch aufzuweichen?

Schmied: Ja. Davon bin ich überzeugt. Was das Thema Unterstützungspersonal betrifft: Schulen brauchen pädagogische Unterstützung. Die Anforderungen an die Lehrer sind heute so hoch und so vielschichtig, dass vor allem an Schulstandorten mit schwierigem sozioökonomischen Hintergrund mehr Personal notwendig ist. Ich denke da zum Beispiel an Sprachförderung oder an die Schulsozialarbeit. Da sind einige Modelle auch mit Staatssekretär Kurz in Vorbereitung. Und diese Modelle wollen wir im kommenden Schuljahr erproben.

Was war Ihr größter Erfolg im zu Ende gehenden Schuljahr?

Schmied: Die PädagogInnenbildung neu, die gestern im Bundesrat beschlossen wurde. Und wenn ich noch einen zweiten nennen darf: Der Ausbau der ganztägigen Schulformen. Wir müssen jetzt den Eltern Wahlfreiheiten geben, also die engen Schulsprengelgrenzen auflösen. Sodass jene Standorte, die ganztägige Schulformen anbieten, weiter nach außen strahlen können. Mir ist sehr wohl bewusst, dass damit auch Bedenken verbunden sind. Das muss man jedoch genau anschauen. Das ist auch im Sinne der Vorarlberger Schullandesrätin Mennel.

Was war Ihre größte Niederlage im vergangenen Schuljahr?

Schmied: In diesen Kategorien denke ich nicht, weil es in meinen Vorstellungen immer weitergeht. Ich bin nicht immer zufrieden mit der Geschwindigkeit und der Entschlusskraft bei bestimmten Themen. Beispiel ganztägige Schulformen: Den 15a-Vertrag hätten wir schon im November des Vorjahres beschließen können, aber jetzt ist er da.

Warum gelingt der große Wurf in der Bildungspolitik nicht?

Schmied: Wenn man sich die OECD-Studie anschaut, stößt man auf eine Menge an Input- und Output-Indikatoren. Da wird klar, dass die Erwartung in den großen Wurf enttäuscht werden muss. Es gibt in der Bildungspolitik nicht den einen großen Wurf. Man muss viele Maßnahmen mit dem Mut zur Gleichzeitigkeit setzen. Wir haben bisher 61 Regierungsprojekte im Bildungsbereich zu verzeichnen. Wir haben in den letzten sechs Jahren 11.000 Lehrerarbeitsplätze geschaffen, wir haben durch Investitionen in Bundesbauten 5400 Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft gesichert. Wir haben es aber auch mit psychologischen Phänomenen zu tun. Konkret: Du hast zehn Projekte, neun gelingen, eines nicht. Und jeder schaut auf das eine, das nicht gelingt. Deswegen freue ich mich auch über das Lob von der OECD für unsere Bildungspolitik.

Gibt es bezüglich Bildungs­system eine Region, die Ihnen als Vorbild dient?

Schmied: Ja, Südtirol. Von den ganztägigen Angeboten über die Gemeinsame Schule bis zur Inklusion – damit ist die Integration von behinderten Schülern in das System gemeint – gibt es dort vieles, was mir gefällt. Es gelingt dort auch sehr gut, Kultur in die Schule zu bringen. Ich denke da an die Bibliotheken, die in die Bildungslandschaft inte­griert sind. Wir müssen nicht immer nach Skandinavien fahren. In Südtirol gibt es viele großartige Vorzeigeprojekte.

Wie geht es mit Ihnen persönlich weiter? Es kursieren Gerüchte, Sie würden im Falle einer SPÖ-Regierungsbeteiligung keinen Platz mehr in einer künftigen Regierung bekommen.

Schmied: Auf Gerüchte würde ich nichts geben. Damit beschäftige ich mich überhaupt nicht. Für mich ist es wichtig, erstklassig zu arbeiten. Sollte die Wahl für die SPÖ gut ausgehen und ich gefragt werden, ob ich weiter Ministerin sein möchte, werde ich Ja sagen.