Rückkehrer wider Willen

Miliz-Soldat Eugen Rieser war ein Jahr lang am Golan. Zwei hätten es werden sollen.
hard. Eine schöne Wohnung in Hard, nur einen Steinwurf vom Bodensee entfernt. Urlaub noch dazu. In einem Sommer, der so ist, „wie er früher einmal war“. Da sollte man eigentlich restlos zufrieden sein. Eugen Rieser (44) ist es nicht. Der Harder gehörte zu jenen österreichischen Soldaten, die am Golan ihren Friedensdienst im Rahmen der UNO versahen – und jetzt allesamt zurückbeordert wurden.
Überraschend
„Für uns kam das völlig überraschend“, resümiert Rieser, der auch schon im Kosovo und in Bosnien als Koch einer internationalen Friedenstruppe angehörte. „Noch am Vormittag war am Tag der Bekanntgabe des Rückzugs alles wie gehabt. Dann kam es zum Zwischenfall mit den Rebellen, die für wenige Stunden den Grenzposten einnahmen und dann aber wieder verschwanden. Das reichte schon, um eine 40 Jahre dauernde Mission einzustellen. Wir haben das ehrlich gesagt nicht verstanden.“ Rieser, der fremde Länder und neue Erfahrungen liebt, hat seinen Job gerne gemacht. „Er war gut und auch gut bezahlt. Ich habe zudem einiges erlebt.“ Rieser hätte verstanden, wäre die Golan-Mission des österreichischen Bundesheeres vor einem Jahr in Frage gestellt worden. „Damals hat man auf unsere Soldaten geschossen. Das war heftig. Der Zwischenfall an der Grenze war es meiner Meinung nach nicht.“
Früher friedlich
Vorbei waren die Zeiten des friedlichen Golan-Daseins freilich schon lange. „Früher konntest du noch Ausflüge machen. Da war ich an freien Tagen gerne in Syrien, Israel oder auch in Jordanien. Wir hatten Lieblingslokale, wussten, wo wir die besten Steaks essen und andere Spezialitäten.“ Doch seit dem Ausbruch der Kriegshandlungen in Syrien ist alles anders geworden. Im Camp haben die Österreicher den Krieg gehört. „Granatfeuer, Einschläge, Abschüsse. Es haben gelegentlich bei uns die Gläser geklirrt. Natürlich gewöhnst du dich daran. Doch du lebst immer mit einer gewissen Angst“, schildert Rieser seine Eindrücke.
Konflikte nie verstanden
Das schrecklichste Erlebnis war für den muskulösen Harder jenes, als er eines Tages vom Tod eines syrischen Mitarbeiters erfahren musste. „Er wurde im Krieg erschossen. Das hat mich schon sehr nachdenklich gestimmt, weil wir viele sogenannte Locals bei uns für verschiedene Tätigkeiten beschäftigt hatten und mit denen sehr gut auskamen. All die Konflikte, derentwegen er als Soldat in Krisenregionen tätig war, haben Rieser laut eigener Aussage interessiert. „Aber ich muss sagen: Ich habe nie verstanden, warum es zu diesen Konflikten gekommen ist. So sehr ich mich auch damit beschäftigte.“
Er, der Koch, hat keine Zukunftsängste. „Ich habe mich für einen Job in der Schweiz beworben. Sollte ich den bekommen, wäre ich zufrieden.“ Trotzdem: Für Fernweh und Abenteuerlust bleibt Eugen Rieser anfällig. „Sollte sich für mich als Miliz-Soldat wieder etwas mit einem Auslandseinsatz ergeben, wäre das immer eine Option für mich.“
Wir haben Granatfeuer gehört, Einschläge, Abschüsse. Die Angst war immer präsent.
Eugen Rieser, miliz-soldat
Zur Person
Eugen Rieser (44)
Eugen Rieser lebt in Hard. Er ist gelernter Koch und absolvierte seit seinem Präsenzdienst immer wieder für das Bundesheer Auslandseinsätze. Er war bereits im Kosovo, in Bosnien und am Golan. Rieser ist 44 und ledig.