Die kleinen Siege im Grenzverkehr

Ausbau der Kreuzung vor dem Zollamt Lustenau ist aber erst für 2015 geplant.
Lustenau. Die große Lösung für eine spürbare Verkehrsentlastung im Unteren Rheintal durch eine Straßenverbindung zwischen der österreichischen und der Schweizer Autobahn wird noch ungefähr 20 Jahre dauern – so sie überhaupt kommt. Vehement wurden und werden daher immer wieder auch kurzfristige Maßnahmen gefordert, um die Anrainer der am stärksten frequentierten Straßen wenigstens ein bisschen zu entlasten. Auffächerung des Schwerverkehrs, bauliche Adaptierungen sowie eine Optimierung der Zollabfertigung heißen dabei die „Zauberworte“. Von Verkehrslandesrat Karlheinz Rüdisser (58) wurden einige der Maßnahmen vor einem Jahr eingeleitet. Noch ist jedoch nicht alles realisiert, was zur kurzfristigen Eindämmung der Belastung führen soll.
Einzelne Maßnahmen
» Die Auffächerung des Schwerverkehrs durch Übernahme eines Teils der beim Güterbahnhof Wolfurt vorabgefertigten Lkw am Grenzübergang Mäder/Kriessern wurde als Modellversuch gestartet und ist mittlerweile fix etabliert. 20 bis 40 der täglich 450 abgefertigten Lkw wählen den Korridor nach Mäder, statt jenen nach Lustenau oder Höchst. 90 Lkw passieren die Höchster Grenze, 300 bewegen sich von Lustenau aus in die Schweiz. Fazit aus Sicht von Verkehrsplaner Jörg Zimmermann (41): „Es ist gelungen, zu Spitzenzeiten in der Früh die Stauerscheinungen zu reduzieren.“
» Erhöht wurde die Kapazität der Lkw-Abfertigung am Güterbahnhof Wolfurt. Zirka 30 Lkw pro Tag werden dort jetzt mehr abgefertigt. In Zahlen: Statt 420 sind es nun täglich 450.
» Für eine Beschleunigung des Lkw-Verkehrs über die Grenze Lustenau/Au hat die Errichtung eines Hochstandes beim Zollamt Au geführt. Die Fahrer müssen beim Zollamt jetzt nicht mehr aussteigen und ihren Laufzettel im Büro abgeben. Das können sie von ihrem Fahrerhäuschen aus beim Hochstand. Die Abfertigungszeit hat sich dadurch von rund fünf Minuten auf 90 Sekunden verringert.
» Noch Zukunftsmusik ist die Vergrößerung des Kreuzungsbereiches vor der Auffahrt zum Zollamt Lustenau. Eine Maßnahme, die auch aus Gründen der Verkehrssicherheit dringend notwendig erscheint. Da der Kreuzungsbereich zu eng ist, kommen große Lkw oft schwer ums Eck, wenn sie vom Zollamt Lustenau rechts in die L 203 einbiegen. Die Folgen: Ein Rückstau Richtung Schweizer Grenze bzw. ein Problem für den Verkehr auf der L 203, da die Schwerfahrzeuge beim Einbiegen die ganze Straße versperren. Immerhin: Nach zähen Verhandlungen mit Grundstückseignern steht eine Einigung bevor. „Es geht nur noch um Details,“ sagt Markus Neyer (43), der beim Straßenbauamt des Landes für das Projekt zuständig ist. „Wenn alles dann auch mit Planung und Behördeneingaben gut geht, kann mit dem Umbau der Kreuzung 2015 begonnen werden.“
Eine durchgreifende Entlastung bringen all diese Maßnahmen dennoch nicht. Die kann es – so sind sich die Experten einig – nur durch den Bau einer großen Verbindungsstraße zwischen der österreichischen und der Schweizer Autobahn geben. Oder: Durch einen dramatischen Rückgang des Lkw- und motorisierten Individualverkehrs. Mitte 2014 soll die Entscheidung darüber fallen, ob eine der beiden vorgeschlagenen Straßenvarianten (Z-Variante, CP-Variante) tatsächlich realisiert wird.
Zahlen Grenzverkehr
» 2470 Schwerfahrzeuge (Lkw und Busse) fuhren von Jänner bis Juni 2013 an Werktagen auf der L 203 im Grenzbereich Lustenau/Au; das ist ein Rückgang von 2,4 Prozent gegenüber demselben Zeitraum 2012.
» 1460 Schwerfahrzeuge passierten von Jänner 2013 bis Juni 2013 an Werktagen die Grenze in beiden Richtungen
» 710 Schwerfahrzeuge fuhren dabei in Richtung Schweiz
» 750 Schwerfahrzeuge fuhren von der Schweiz Richtung Österreich
» 450 Lkw fahren vorabgefertigt mit Laufzetteln vom Güterbahnhof Wolfurt an die Schweizer Grenze
» 20 bis 40 dieser Schwerfahrzeuge wählen dabei den Grenzübergang Mäder/Kriessern
» 90 bis 120 Lkw fahren über den Grenzübergang Höchst/St. Margrethen
» Rund 300 Lkw passieren täglich die Grenze Lustenau/Au.