Peter Bußjäger

Kommentar

Peter Bußjäger

Schwerer Schlag

Vorarlberg / 05.12.2013 • 20:01 Uhr

Die neuen PISA-Ergebnisse sind eigentlich ein schwerer Schlag für die Exponenten des Bildungszentralismus. Ausgerechnet die Schweiz mit ihrem starken Föderalismus und einer Vielzahl verschiedener kleiner Bildungssysteme zählt zu den Aufsteigern in Europa. Die erfolgsverwöhnten Finnen fallen erstmals etwas ab. Und ein Kleinstaat wie Liechtenstein schafft ein ganz hervorragendes Ranking mit an vorderster Stelle in Europa.

Unsere Politiker und Bildungsexperten könnten sich daher in Zukunft Bildungswallfahrten an den Polarkreis sparen und sich stattdessen in der Nachbarschaft umsehen, was es Interessantes gibt. Die PISA-Ergebnisse lassen im Übrigen auch den Schluss zu, dass weder die Gesamt- noch die Ganztagesschule Allheilmittel sind, sondern dass es offenbar auf ganz andere Faktoren ankommt. Außerdem würden die Bildungsexperten gut daran tun, die verschiedenen Modelle nicht nur dahingehend zu bewerten, wie die Schüler lesen und rechnen können, sondern auch danach, ob sie nach dem Ende ihrer schulischen Laufbahn auch einen Job finden. Und da schneidet beispielsweise Finnland mit seiner extrem hohen Jugendarbeitslosigkeit kläglich ab.

Leider kann auf die Lernfähigkeit der Bildungszentralisten nicht gehofft werden. Die in den Koalitionsverhandlungen kurz diskutierte Idee, alle Lehrer bei den Ländern zu beschäftigen und ein bisschen Spielraum für regionale Bildungslandschaften in den Ländern zu schaffen, haben sie mit einem wütenden Aufheulen quittiert. Die PISA-Ergebnisse werden ausgerechnet von jenen, die immer wieder das Wort Bildung in den Mund nehmen, ignoriert.

Unter diesen Umständen ist es eigentlich kaum zu erwarten, dass die neue Regierung den Mut haben wird, zur Abwechslung mal nicht den Weg in Richtung Zentralisierung des Bildungswesens zu beschreiten. Und selbst wenn es so wäre, so werden die Oppositionsparteien wahrscheinlich die notwendige Zustimmung zur Verfassungsänderung verweigern. Ach ja: Und in der Schweiz sind die Lehrer natürlich keine Bundesangestellten, sondern Bedienstete der Gemeinden und Kantone und dabei auch ordentlich bezahlt: Mit 75.000 Franken im ersten Jahr sind beispielsweise angehende Primarlehrer und -lehrerinnen sicherlich motiviert, gute Arbeit zu leisten.

peter.bussjaeger@vorarlbergernachrichten.at
Peter Bußjäger ist Direktor des Instituts für Föderalismus in Innsbruck.
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