Schultyp auf dem Prüfstand

Vorarlberg / 13.12.2013 • 21:55 Uhr

Die Vorarlberger Mittelschule hat nicht das System, aber die Pädagogik verändert. 

Bregenz.  Harsche Kritik setzte es kürzlich vom Rechnungshof für die Neue Mittelschule. Sie sei zu wenig wissenschaftlich evaluiert und habe Strukturprobleme. In Vorarlberg ist die Mittelschule ein Projekt mit Pioniercharakter. Nirgendwo anders in Österreich wurde der neue Schultyp derart schnell und gründlich implementiert wie im westlichsten Bundesland. Und auch wenn die politische Opposition im Land und im Bund im Zusammenhang mit der Mittelschule von Etikettenschwindel spricht, so sehen das sowohl die Architekten des neuen Schultyps als auch die politisch Verantwortlichen anders.

Neues Lehrerbild

„Im pädagogischen Bereich hat die Mittelschule methodisch und didaktisch sehr viel verändert“, ist Bezirksschulinspektor Christian Kompatscher (48), einer der Mitent­wickler der Mittelschule in Vorarlberg, überzeugt. Der Bezirksschulinspektor weiter: „Die Mittelschule hat sicher auch das Bild des Lehrers verändert, der mehr zu einem Lernbegleiter geworden ist.“ Ebenso habe sich das Konzept der neuen Mittelschule in den vor Kurzem fertiggestellten Schulbauten manifestiert. „Die Bauten in Doren, Bürs oder Alberschwende haben der neuen Form des Lernens Rechnung getragen“, ist Kompatscher überzeugt.

Ein Meilenstein

Die Neue Mittelschule, vom damaligen Schullandesrat Siegi Stemer stark forciert, hat nach Ansicht von Christian Kompatscher einige Bewegung in die Welt der Schule gebracht. „Es gab in den letzten Jahren eine ganze Reihe von hochinteressanten Veranstaltungen im Zusammenhang mit Schule. Ich denke da zum Beispiel an das kürzlich abgehaltene Bildungsforum, aber auch an Vorträge wie etwa jenen des Hirnforschers Spitzer gerade unlängst.“ Die Kritik des Rechnungshofes könne diese Fortschritte nicht schmälern. „Ich glaube auch nicht, dass sich die Pädagogen dadurch demotivieren lassen. Schließlich hat diese Institution formale Mängel bekrittelt und nicht das pädagogische Konzept.“

Für Kompatscher ist die Neue Mittelschule trotzdem ein Meilenstein auf dem Weg zu einem neuen System. „Ich würde eine Gemeinsame Schule aller Zehn- bis 14-Jährigen befürworten, aber eine sechsjährige Volksschule wäre meiner Meinung nach eine überlegenswerte Alternative.“


Zufriedene Mennel

Für Schullandesrätin Bernadette Mennel ist klar: „Die Mittelschule hat eine vielfältige pädagogische Entwicklung in Gang gesetzt. Es gibt mehr individuellen Unterricht, es gibt Eltern-Lehrer-Gespräche, an den Schulen arbeiten Schulentwicklungsteams und das Forschungsprojekt ist auf gutem Weg. Man darf auch sagen, dass Vorarlberg der Vorreiter dieser Entwicklung war. Wir haben uns auf alle Fälle auf den Weg gemacht und werden sehen, was dabei herauskommt.“

Die Rechnungshofkritik erschien Mennel sehr hart. „Meiner Meinung nach war sie überzogen.“

Die Kritik des Rechnungshofes an der Mittelschule war zu hart.

Bernadette Mennel