„Wir bieten Beruf und Matura“

Vorarlberg / 20.12.2013 • 19:56 Uhr
„Wir bieten Beruf und Matura“

Das Dilemma einer Kindergartenpädagogin: Der Beruf ist attraktiv, aber schlecht bezahlt.

Feldkirch. (VN-hk) Die Frühpädagogik wird von vielen Experten als bisher unterschätztes Fundament der Kinder – und Schulerziehung betrachtet. Die Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik in Feldkirch versucht diesem Umstand Rechnung zu tragen.

Was macht die Kindergartenpädagogik bzw. die Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik hier am Institut St. Josef so attraktiv?

Frontull: Für die Schule kann ich sagen: Der Großteil unserer Schülerinnen ist sehr motiviert. Die wissen, was sie wollen. Wir bringen das kreative Potenzial der Lernenden zur Entfaltung und bieten die Hinführung zu einem pädagogischen Beruf an. Wir verfügen über eine gute Infrastruktur, die durch einen Zubau in nächster Zeit noch erweitert wird.

Wie groß ist der Zulauf zur BAKIP?

Frontull: Wir sind sehr attraktiv für junge Menschen. Wir bekommen jedes Jahr viele Anmeldungen und können gar nicht immer alle aufnehmen. Die Vorteile eines Abschlusses an der BAKIP liegen auf der Hand: Nach fünf Jahren hat jede Abgängerin einen gelernten Beruf in der Tasche. Sie hat aber auch ein Maturazeugnis, mit dem anschließend sehr viele Wege offenstehen.

Wie viele Ihrer Abgängerinnen ergreifen sofort den Beruf der Kindergartenpädagogin?

Frontull: Das sind nach unseren Beobachtungen circa 50 Prozent. Von den anderen 50 Prozent machen einige zuerst ein Auslands- oder Soziales Jahr und steigen dann in den gelernten Job ein. Die restlichen Abgängerinnen machen etwas anderes.

50 Prozent Berufseinsteiger nach der fertigen Ausbildung – das erscheint auf den ersten Blick wenig. Wie sehr ist daran auch die schlechte Bezahlung der KindergartenpädagogInnen schuld?

Frontull: Natürlich hat das auch mit der Bezahlung zu tun. Eine Kindergartenpädagogin erhält in ihrem ersten Jahr circa 1850 Euro brutto monatlich. Das ist weiß Gott nicht viel.

Kommt hinzu, dass die Kindergartenpädagogen den Gemeinden zugeordnet sind. Da bekommen viele nicht einmal einen 100- Prozent-Vertrag. Ich sage es deswegen zum wiederholten Mal: Die Zuständigkeit für Kindergartenpädagogen darf nicht bei den Gemeinden liegen. Die Elementarpädagogen gehören entweder dem Bildungsressort des Landes oder jenem des Bundes zugeordnet.

Von bestimmten politischen Kreisen wird gefordert, die Kindergartenpädagogen ins Lehrerdienstrecht und folglich auch in das akademische Ausbildungsprogramm aufzunehmen. Das würde doch das Ende der BAKIPs bedeuten. Wie sehen Sie das?

Frontull: Das stimmt. Ich warne aber nicht nur deswegen davor, diesen Schritt übereilt zu setzen. Derzeit wären die pädagogischen Hochschulen mit einer Ausbildung, wie wir sie für unseren Bereich bieten, komplett überfordert.

Was bieten Sie denn so alles?

Frontull: Neben der klassischen Ausbildung zur Kindergartenpädagogin kann man bei uns zum Beispiel auch eine Ausbildung zur Hortpädagogin oder eine Frühpädagoginnen-Ausbildung machen. Auch mehrere andere Zusatzausbildungen bieten wir an.

Inwiefern fließen bei der BAKIP-Ausbildung auch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, zum Beispiel aus der Hirnforschung, ein?

Frontull: Selbstverständlich machen wir uns diese und andere neuesten Erkenntnisse zunutze.

Unsere Schule ist für viele junge Menschen sehr attraktiv.

Gerhard Frontull
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