Postler als Asylbeamte?
Im Bundesamt für Asyl und Fremdenwesen sollen frühere Mitarbeiter der Post beschäftigt werden, deren ursprüngliche Arbeitsplätze der Rationalisierung zum Opfer gefallen sind. Die neuen Bediensteten werden nach einer Umschulung in Asylverfahren eingesetzt. Eigentlich eine gute Idee, würde man meinen.
Caritas-Präsident Landau ist jedoch empört. Gerade in so sensiblen Bereichen wie dem Asylwesen könne es nicht sein, dass ehemalige Postler über die Freiheit von Menschen entscheiden.
Wenn der Forderung des Caritas-Präsidenten Rechnung getragen wird, kann die Verwaltungsreform vergessen werden. Wie sollte es jemals möglich sein, Beamte, die länger in einem bestimmten Verwaltungsbereich tätig waren, nun in einem anderen Sektor weiter zu beschäftigen wenn ihnen nicht einmal so weit Vertrauen entgegengebracht wird, dass sie sich in einen neuen Job einarbeiten können? Man kann sich auch fragen, wie die Aussage Landaus bei den Unternehmen ankommt. Schließlich appelliert auch die Caritas immer wieder an die Wirtschaft, Arbeitslosen, die in neue Funktionen umgeschult wurden, eine Chance zu geben.
Der Caritas sollte es eigentlich klar sein, dass es einfach nicht finanzierbar ist, im Asylverfahren ausschließlich höchstqualifizierte Akademiker einzusetzen. Dabei gibt es gerade in der Bearbeitung eines Asylantrages viele Verfahrensschritte, die auch Nicht-Akademiker nach einer guten Einschulung erledigen können: Einholung von Informationen, ob der Asylwerber bereits in einem anderen Staat registriert ist, Recherchen über die Verfolgungssituation in bestimmten Ländern und vieles mehr.
Wer die Unterstützung im Asyl- und Fremdenwesen durch umgeschulte Mitarbeiter aus anderen Verwaltungsbereichen nicht will, nimmt zwangsläufig längere Asylverfahren in Kauf. Dies treibt nicht nur die Kosten der Grundversorgung der Betroffenen in die Höhe, sondern ist für die Menschen auf Grund der damit verbundenen Unsicherheit eine schwere Belastung. Es ist eigentlich nicht vorstellbar, dass die Caritas ein solches Resultat provozieren will.
peter.bussjaeger@vorarlbergernachrichten.at
Peter Bußjäger ist Direktor des Instituts für Föderalismus in Innsbruck.
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