„Es ist doch nur noch peinlich“

Auch von Vorarlberger Schülervertretern hagelt es Kritik für die Unterrichtsministerin.
Schwarzach. „Ein Schritt vor, ein Schritt zurück. Wer soll sich da noch auskennen?“ Für Sandro Tirler (20), Pressesprecher der ÖVP-nahen Schüler-Union, ist die neue Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (52) eine Variable der unangenehmen Art. Nahezu alle bisher gesetzten Handlungen der Ministerin stoßen bei ihm und den von der Schülerunion vertretenen Schülern auf Ablehnung. Zuletzt waren es die von Heinisch-Hosek angekündigten Sparmaßnahmen für den Unterricht, die den Unmut der Schüler auslösten.
Angst vor Rückschritt
Tirler versteht zum Beispiel nicht, „wie jemand, der die Realität nicht kennt, auf die Idee kommen kann, eine Erhöhung der Gruppenzahl in Werkstätten an Berufsbildenden Höheren Schulen zu fordern. Die BHS sind ein Exportschlager und Vorzeigestück. Die schwächt man doch nicht“.
Auch die Einsparungen beim Teamteaching in der Neuen Mittelschule sind für den Schülervertreter nicht nachvollziehbar. „Die Neue Mittelschule wurde zum Prestigeprojekt erklärt. Und jetzt will man dort beim Unterricht sparen. Das soll mal jemand verstehen.“ Ebenso wenig verständlich ist für Tirler die Einstellung aller standardisierten Tests. „Da wurde schon viel Geld investiert. Die Vermutung liegt nahe: Man hat einen Vorwand für die Aussetzung der Tests gesucht – um sich keine schlechten Resultate einzufangen“, glaubt Tirler. In Bezug auf die Bildungsstandardtests sei das sehr schade, weil Schüler und Lehrer das Feedback auf ihre Arbeit brauchen würden. „Und was den PISA-Test anbelangt: Es ist doch nur peinlich, wenn da zum Beispiel Usbekistan problemlos teilnimmt – und Österreich nicht“, kritisiert der Schüler-Vertreter.
Jeremias Hefel (18), Landesschulsprecher der Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen, attestiert der Ministerin immerhin eine gewisse Lernfähigkeit. „Sie hat die Sparmaßnahmen jetzt einmal zurückgenommen. Das war gut so.“ Er, der HTL-Schüler, der kurz vor der Matura steht, erwähnt ebenfalls die seiner Meinung nach nicht zu rechtfertigende Vergrößerung von Gruppen in Werkstätten. „Wenn in einem Werkstättenraum Maschinen herumstehen, dann kann das bei zu großen Gruppen gefährlich werden. Ich weiß das aus eigener Erfahrung.“ Als Rückschritt empfände es Hefel auch, „wenn wir wieder Klassen mit 36 Schülern bekommen. Das darf nicht passieren.“ Schuld an dem Dilemma habe aber nicht nur die Ministerin, „sondern die Spitzenvertreter der Regierung. Die bürden auch dem Bildungsbereich ein Sparpaket auf.“ Es sei gut, wenn man jetzt über das Problem mit den Betroffenen rede. „Auch wenn keine Lösung herauskommen wird, die allen gefällt“, ist Hefel überzeugt.
Gespräche befürwortet
Dass man mit allen Betroffenen redet, „und zwar bevor man Maßnahmen verkündet“, verlangt auch Sandro Tirler. „Bis jetzt hat die Ministerin einfach nur entschieden, ohne sich mit den Betroffenen zuerst an einen Tisch zu setzen.“ Das habe die AHS-Schüler speziell bei der Zentralmatura stark verunsichert. „Da gab’s viel Unruhe. Wir wussten nicht, was auf uns zukommt.“ An ein nachträgliches Osterwunder glaubt Tirler bei den jetzt stattfindenden Verhandlungen nicht. „Die geplanten Maßnahmen werden wohl bleiben. Es muss ja gespart werden. Obwohl klar ist: Teurer als die Bildung ist nur die Nicht-Bildung.“
Eines ist klar: Teurer als die Bildung ist nur die Nicht-Bildung.
Sandro Tirler