Es gibt ihn, den Wolf im Ländle

Vorarlberg / 25.04.2014 • 21:56 Uhr
Ein Foto von historischer Dimension: Dieser Jungwolf durchstreift Vorarlberger Gebiet. Foto: schuchter
Ein Foto von historischer Dimension: Dieser Jungwolf durchstreift Vorarlberger Gebiet. Foto: schuchter

Erste Farbfotos eines Wolfes in Vorarlberg. Erwin Schuchter begegnete dem Tier.

Schwarzach. Experte Hubert Schatz (49) kann ein leichtes Lächeln nicht ganz unterdrücken. „Ja“, sagt der Wildbiologe mit Blick auf die Aufnahmen von Erwin Schuchter (60), „ja, das schaut ganz nach Wolf aus. Natürlich müsste man noch einen DNA-Beweis zur hundertprozentigen Sicherheit haben. Aber es ist das Bild eines Wolfes. Und in dieser Gegend treibt sich kein Hund herum.“ Erwin Schuchter, der Mann, dem die historischen Schnappschüsse gelangen, sitzt neben dem Wissenschaftler und schildert, was ihm an jenem 10. April am frühen Nachmittag widerfuhr. „Ich sitze auf einem Holzverschlag in dem alpinen Gelände. Plötzlich höre ich ein Murmeltier pfeifen – ein Signal dafür, dass etwas Außergewöhnliches passiert. Als ich mich umblicke, sehe ich den Wolf. Er ist so circa 150 Meter entfernt von mir und läuft quer über den gegenüberliegenden Berghang.“

Jungwolf

Der Hobbyfotograf hat nicht den geringsten Zweifel: „Es ist ein Wolf.“ Er hält mit der Kamera auf den Vierbeiner drauf und knipst, was das Zeug hält. „Ich hatte vielleicht eine Minute Zeit. Danach war er aus meinem Blickfeld verschwunden.“ Der Wolf habe ihn überhaupt nicht beachtet, erzählt Schuchter. „Obwohl ich überzeugt bin, dass er mich gesehen hat, bevor ich ihn wahrgenommen habe.“ Für Hubert Schatz sind die Aussagen des Erwin Schuchter so glaubwürdig wie das Fotomaterial. „Es handelt sich bei dem Tier um einen ein- oder zweijährigen Wolf. Höchstwahrscheinlich ein Calanda-Wolf aus Graubünden“, analysiert Schatz die Bilder des Pensionisten. „Das Tier ist schlaksig, hat eine juvenile Figur.“

Keine Sensation

Eine Sensation ist es für Schatz nicht, dass es schlüssige Belege für die Anwesenheit eines Wolfes in Vorarlberg gibt. „Das war zu erwarten. Ich bin gespannt, ob es sich womöglich um dasselbe Tier handelt, dessen Kot wir im Montafon entdeckten.“ Der Wildbiologe identifizierte das Gelände, in dem Schuchter die Aufnahmen gelangen. Er erkannte sogar einen markant aussehenden Baumstumpf. Der Öffentlichkeit preisgeben wollen aber weder er noch Erwin Schuchter den genauen Ort der Begegnung mit dem faszinierenden Eindringling. „Er liegt im Großraum Nenzing. Mehr wollen wir im Moment dazu nicht sagen“, sind sich die beiden einig. „Es ist schon etwas Außergewöhnliches, einen Wolf zu sehen zu bekommen“, bemerkt Schatz. „Da gibt es Tiere, die nachweislich Hunderte Kilometer zurücklegen, ohne jemals von einem menschlichen Auge erfasst zu werden.“ Der von Erwin Schuchter entdeckte Wolf wirft selbstverständlich viele Fragen auf. Die wichtigste davon: Handelte es sich bei dem Tier lediglich um einen „Durchwanderer“? „Oder gibt es Anzeichen dafür, dass sich der Jungwolf eventuell in Vorarlberg sesshaft macht?“, zeigt Schatz die gegenteilige Option auf.

Bald Wolfsgipfel

Der Wildbiologe wird in den kommenden Tagen und Wochen jedenfalls viel Aufklärungsarbeit zu bewältigen haben. Wie umgehen mit einer möglichen Ansiedlung von Wölfen in Vorarlberg? Zu diesem Thema wird es bereits Anfang Mai im Land einen Wolfsgipfel geben.

Es ist etwas Außergewöhnliches, einen Wolf zu sehen zu bekommen.

hubert schatz
Erwin Schuchter: „Ich wusste sofort, das ist ein Wolf.“ Foto: vn
Erwin Schuchter: „Ich wusste sofort, das ist ein Wolf.“ Foto: vn
Ein Foto von historischer Dimension: Dieser Jungwolf durchstreift Vorarlberger Gebiet.
Ein Foto von historischer Dimension: Dieser Jungwolf durchstreift Vorarlberger Gebiet.
Erwin Schuchter: „Ich wusste sofort, das ist ein Wolf.“ Foto: vn
Erwin Schuchter: „Ich wusste sofort, das ist ein Wolf.“ Foto: vn