Unaufgeregt und klar strukturiert
An kleinen Handlungen erkennt man das Potenzial für Großes. Sollte sich diese Weisheit bewahrheiten, dann muss einem für den Rest des Testamentsprozesses in Bezug auf Richterin Christina Rott nicht bange sein. Die 33-jährige Vorsitzende meisterte den vermeintlichen Kleinkram des ersten Prozesstages mit Bravour. Unaufgeregt und klar strukturiert startete sie in diese für sie mächtige Herausforderung.
Natürlich mag es nicht die schwierigste Aufgabe sein, ein verständliches organisatorisches Konzept für den Verlauf der Verhandlung zu kommunizieren. Aber selbst das kann man so oder so tun. Man kann zu sehr den Schulmeister heraushängen, mit Sanktionen bei Verstößen gegen die Hausordnung drohen und so ein etwas mulmiges Gefühl verbreiten. Man kann das andererseits in einer natürlichen Selbstständigkeit tun, sodass bei allen ein wohltuender „Eh klar“-Effekt eintritt.
Die junge Richterin kann noch vieles falsch machen. Aber es tut gut, mit einem guten Gefühl in den zweiten Tag gehen zu können. Die Gelegenheit, den positiven ersten Eindruck zu bestätigen, bekommt Rott sofort. Das Mutschler-Testament wird ziemlich sicher schon heute in Angriff genommen. Da wird sich zeigen, wie die 33-Jährige ihrer Amtskollegin begegnet. Und umgekehrt natürlich auch.
Die Latte für Christina Rott liegt hoch. Ihr Vorgänger Andreas Posch hatte gerade im Umgang mit Ratz brillante Momente, ganz unabhängig davon, wie der OGH später das ausgesprochene Urteil wertete.
Der heutige Tag verspricht Spannung und lässt eine härtere Gangart erwarten.
klaus.haemmerle@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-634
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