Freude für Jung und Alt

Eine Gesellschaft engagiert sich für ihre Kinder. In Lustenau heißt das W*ORT.
Lustenau. Lucia zerkugelt sich fast. Sie greift an ihre soeben aufgesetzte rote Clownnase und räkelt sich im wallenden Kleid, das sie dem alten grünen Koffer entnommen hat. Auch die anderen Kinder recken und strecken sich in lustigen Gewändern. Oskar (18) hat ihnen den Koffer überlassen. Bald werden sie, ein Kind nach dem anderen, eine Geschichte pantomimisch darstellen. Und die anderen dürfen raten.
Die Geschichten
Die Räumlichkeiten des alten „Freigeist“ werden ihrem Namen gerecht. Dort wird seit Ferienbeginn dem Wort gehuldigt, dort werden Geschichten erzählt, Geschichten geschrieben, Geschichten gelebt, Wörter ins Ohr geflüstert und per „Stille Post“ verändert. Das Wort wird auch gedruckt und gemalt. Ein kreatives Zentrum für Kinder, Jugendliche und Lernwillige jeden Alters beherbergt laut Eigendefinition der alte „Freigeist“. Und in der Broschüre zum Projekt fügen die Organisatoren unter dem Punkt „Kosten“ bei jedem Kurs liebend gerne das Wort „gratis“ an.
Die Unterstützer
„Das ist es ja“, freut sich Bürgermeister Kurt Fischer (51), aus dem es beim Erzählen über das Projekt nur so sprudelt, als sei er selbst wieder ein Kind, „die Kinder bzw. deren Eltern zahlen dafür nichts.“ Freilich sind sie und andere herzlich dazu eingeladen, ihren Teil zum Gelingen der einzigartigen Veranstaltung beizutragen.
Die Eltern kommen meistens am Donnerstag. Dann bringen sie Kuchen, aber auch Wörter mit. Willkommen ist, wenn diese Wörter verschiedenen Sprachen entstammen. Englisch oder Französisch sind schon längst dabei, bald soll auch noch Russisch dazukommen.
Für den Bürgermeister ist das Projekt selbst ein Kind. Eines, das er hegt und pflegt und nur mit dem Besten versorgt. Dazu zählen Utensilien, die er durch Kontakte mit Firmen diesen entlocken konnte: Möbel, Bücher, Spielsachen oder eine Druckmaschine. „Auf der werden die Kinder bald etwas drucken“, verrät Fischer einen der nächsten Programmpunkte im W*ORT.
Schreiberin und Clown
Derweil hat sich eine Gruppe von zwölf Kindern um die Lustenauer Jung-Schriftstellerin Kashida Belfiore und den Clown-Lehrling Oskar Riedmann, Sohn der bekannten Pantomimin Elke Riedmann, geschart. Sie sitzen alle im Kreis auf den fantasievoll gestalteten Stühlen, die von einem Design-Studio in Wien als Leihgabe zur Verfügung gestellt wurden. Es wird geschrieben und „Stille Post“ gespielt. Die Kinder sind mit Feuereifer bei der Sache. So wie sie das bei all den Kursen mit ausgewählten Experten bisher waren.
Der Grundidee von W*ORT liegt die gesellschaftliche Aufgabe zugrunde, generationenübergreifend in kreativem Rahmen tätig zu sein. Natürlich stehen die Kinder im Mittelpunkt. W*ORT, dessen Wurzeln in England liegen und das dort u.a. vom berühmten Schriftsteller Nick Hornby unterstützt wird, soll den Sommer überleben und zur fixen Einrichtung in Lustenau werden.
Wie groß es letztlich wird, entscheiden die, die es gestalten.

