Den Störenfried besiegt

Vorarlberg / 15.08.2014 • 20:45 Uhr
Die Schusters (links) und die Lehners: Anstoßen auf sprichwörtlich ruhigere Zeiten. Foto: Oliver Lerch

Die Schusters (links) und die Lehners: Anstoßen auf sprichwörtlich ruhigere Zeiten. Foto: Oliver Lerch

Ein neues Leben hat in der Lustenauer Bahngasse begonnen. Lärmschutzwand sei Dank.

Lustenau. Die Zufriedenheit in den Gesichtern von Helga (73) und Karl Lehner (74) ist unverkennbar. „Das kann man so sagen“, sagt Lehner mit einem Seufzer der Erleichterung auf die Frage, ob es sich in der Bahngasse nun ruhiger lebt. „Vorher hat es nur so getätscht. Tatam, Tatam, Tatam hat es gemacht, wenn die Güterzüge vorbeigefahren sind. Und zwar so laut, dass wir in den den Geleisen zugewandten Zimmern kaum mehr ein Wort verstanden haben“, verdeutlicht Karl Lehner die Belastung, welcher die Bahngässler bis vor drei Wochen ausgesetzt waren.

Die Güterzüge

52 Jahre wohnen die Lehners schon in der Bahngasse. Damals, als sie den Grund kauften und das Haus darauf bauten, war ihnen schon klar: Wir werden mit der Eisenbahn leben müssen. Es gab damals noch nicht einmal die Unterführung, die Schienentrasse verlief anders, vis-à-vis von ihnen war noch der Bahnübergang mit den Schranken. „Aber es war nicht so schlimm. Es gab auch noch nicht so viele Züge, die vorbeifuhren. Der letzte fuhr um 22 Uhr. Und vor allem gab es nicht so viele Güterzüge, die den Höllenlärm entfachen“, erzählt Helga Lehner aus ihrem Leben mit dem Nachbarn Eisenbahn.

Immer schlimmer

So richtig schlimm geworden sei es vor zwölf Jahren. „Da nahm die Frequenz der Zugfahrten deutlich zu, vor allem jene der Güterzüge“, bemerkt Karl Lehner.
Aber jetzt? Ein Segen ist diese doch eigentlich gar nicht schöne Wand.

Das finden auch die nächsten Nachbarn der Lehners, Roland Schuster (60) und seine Frau Gabriele (53). „Als ich vor zwölf Jahren hier einzog, bin ich von den Zügen in der Nacht erwacht“, berichtet Gabriele. Roland Schuster, der Grafiker, hat zu diesem Thema seine eigene Geschichte. „Des Öfteren ist es passiert, dass  Kunden erschrocken sind, wenn beim Erklären eines Projekts auf einmal der Bildschirm wackelte. Ich musste ihnen sagen, dass dies eine Folge des vorbeifahrenden Zuges ist.“ Für die Lehners und die Schusters ist in ihre Straße eine neue Lebensqualität eingekehrt. Als gerade ein Personenzug vorbeifährt, verstummen plötzlich alle und lauschen aufmerksam. Der „Lärm“, den das Vehikel macht, ist tatsächlich kaum wahrnehmbar.

Aber jetzt . . .

„Auch die Güterzüge stören kaum mehr. Das tut richtig gut“, freuen sich die Bahngässler und stoßen mit einem Glas kühlen Weißweins auf die neuen Zeiten an. Zur Reduktion des Lärms hat aber nicht nur die 2,2 Meter über die Schienenoberkante reichende Wand mit all den darin enthaltenen Dämmstoffen beigetragen. Es sind auch die neuen Schienen, welche die Züge richtiggehend zum Gleiten gebracht haben. Eine letzte Belastung gab es für die Anrainer nur noch während der Bauphase von April bis Ende Juli. „Aber das nimmt man gerne in Kauf, wenn man weiß, dass es nachher besser wird.“ Freilich konnten sie es sich nicht wirklich vorstellen, dass die Entlastung so groß werden würde.

Zum Thema wurde die Lärmschutzwand, als die Errichtung einer neuen Eisenbahnbrücke in die Schweiz anstand. Die Wand kostete 500.000 Euro. Die Kosten werden zu 80 Prozent von der ÖBB und zu 20 Prozent vom Land getragen. Bald stehen die nächsten Projekte im Bahnhofsumland an: die Errichtung einer Radunterführung sowie die Sanierung des Bahnhofs.

Lärmschutzwand

» Länge auf Seite Bahngasse: 490 Meter

» Länge gegenüberliegende Seite: 75 Meter

» Höhe der Wand: 2,2 Meter über der Schienenoberkante

» Bauzeit: Von März 2014 bis Juli 2014

» Kosten: 500.000 Euro

» Finanzierung: 80 Prozent ÖBB,
20 Prozent Land