“Waren einfach nur völlig hilflos“

Vorarlberg / 25.08.2014 • 22:16 Uhr
Die Stelle der Bregenzerach, an der am Samstag das tragische Unglück geschah. Foto: Kühmaier  

Die Stelle der Bregenzerach, an der am Samstag das tragische Unglück geschah. Foto: Kühmaier  

Der Tod einer 15-Jährigen in der Bregenzerach hat große Betroffenheit ausgelöst.

Lauterach. „Bevor ich irgend etwas anderes sage, möchte ich bitte festhalten: Wir sind selbst tief betroffen. Unser ganzes Mitgefühl gehört den Angehörigen.“ Manuel Winkel (32) ringt um Worte, wenn er über die Tragödie vom Samstagnachmittag an der Bregenzerach nahe der Bahnbrücke spricht. Er war der Einsatzleiter jener Wasserretter, die ebenso verzweifelt wie erfolglos versuchten, eine 15-jährige Lustenauerin zu retten, die von einem der Sandsteine ins Wasser gefallen war.

Was genau ist passiert?

„Ich will nicht spekulieren, aber das, was da passierte, muss eine Verkettung unglücklichster Umstände gewesen sein“, reflektiert der Wasserretter das Drama an der Ach. „Sie befand sich ausgerechnet an der gefährlichsten Stelle des Gewässers. Dort, wo der Hauptstrom verläuft, die Strömung sehr stark ist und die Gefällestufen gerade beginnen. Etwas weiter unten wäre es wahrscheinlich ungefährlich gewesen.“ Was genau passierte, kann auch der erfahrene Wasserretter nicht sagen. „Es gibt Erklärungsversuche und Fragen. Aber keine Antworten. Ist sie mit dem Kopf irgendwo angeschlagen und hat gleich das Bewusstsein verloren? Ist sie unter Wasser auf ein Hindernis gestoßen und konnte sich nicht mehr befreien? Die Gefahr von Verklausungen ist an Stellen mit starker Strömung groß.“

Nicht mehr aufgetaucht

Die Wasserretter wissen nur eines: Vom Moment des Untertauchens an gelangte das Mädchen nicht mehr an die Oberfläche. Auch der Grund, warum sie ins Wasser fiel, lässt sich nicht mehr eruieren. „Es könnte auf den Steinplatten feucht gewesen sein, und sie ist ausgerutscht. Aber es ging alles so schnell. Wir wissen es nicht.“ Was Manuel Winkel und seine Kollegen wissen: „Exakt an dieser Stelle konnten wir einfach nichts tun. Es war unmöglich hineinzusteigen. Jemanden an einem Seil zu fixieren und hineinzulassen, ist noch gefährlicher. Wir waren in diesen Momenten einfach nur völlig hilflos und ohnmächtig.“ Die einzige Möglichkeit wäre gewesen, dem Wasser einen anderen Auslauf zu verschaffen, um so den Wasserstand zu senken und die Strömung zu reduzieren. „Aber das dauert ja alles zu lange“, wirkt Winkel noch jetzt verzweifelt. Gefunden wurde das Mädchen erst nach 50 Minuten circa 40 Meter flussabwärts. Es war alles zu spät.

Viele Gefahren

Die 15-Jährige ist das zweite Opfer innerhalb weniger Tage, das in einem Vorarlberger Fließgewässer ums Leben kam. Vergangene Woche war ein 66-jähriger Mann im Schmittenbach bei Egg tödlich verunglückt. Wie gefährlich sind Fließgewässer und Wildwasser? Sebastian Hellbock, Leiter der Vorarlberger Wasserrettung: „Überall dort, wo es in einem Fließgewässer zu einer Verengung kommt, ist es gefährlich. Dort erhöht sich die Strömungsgeschwindigkeit erheblich. Es können auch Wasserwalzen entstehen, aus denen man kaum herauskommt.“ Eine Gefahr seien auch nicht sichtbare Hindernisse unter Wasser sowie die geringe Wassertemperatur. „Man muss auch wissen, dass sich in Fließgewässern die Situation je nach Wasserstand rasch ändern kann. Wo es gestern noch völlig harmlos war, ist es heute plötzlich gefährlich.”

Wasserrettungs-Chef Sebastian Hellbock. Foto: VN/Fetz

Wasserrettungs-Chef Sebastian Hellbock. Foto: VN/Fetz

Tief betrofffen: Einsatzleiter Manuel Winkel. Foto: Mathis

Tief betrofffen: Einsatzleiter Manuel Winkel. Foto: Mathis