Jugendliche strafen Neos ab

Vorarlberg / 15.09.2014 • 20:41 Uhr
Antwort per Tafel: Vier von fünf Spitzenkandidaten würden die Gesamtschule sofort einführen. Fotos: VN/kh
Antwort per Tafel: Vier von fünf Spitzenkandidaten würden die Gesamtschule sofort einführen. Fotos: VN/kh

Die Landtagswahl-Kandidaten wurden von über 1000 Schülern in die Mangel genommen.

DORNBIRN. Politikverdrossene Jugend? Von wegen! 1200 Schüler folgten gestern dem Ruf der Schülerunion – und dem ihrer Lehrer – und besuchten die Podiumsdiskussion „Klartext“ der Landtagswahl-Spitzenkandidaten in der Dornbirner Messehalle. Mehr noch: Die Schüler waren Teil der Veranstaltung. Sie stellten Fragen, sie applaudierten, sie wählten sogar. Ein rundum gelungener und erfrischender Nachmittag mit interessierten Erstwählern und einer kräftigen Ohrfeige für Sabine Scheffknecht.

Erfrischender Nachmittag, weil erstens 1200 Schüler im Publikum ihrer Meinung durch Buhrufe und Applaus Ausdruck verliehen und mit einer Testwahl vor und nach der Diskussion die Teilnehmer quasi benoteten. Und zweitens, weil kreative Ideen der Debatte Würze verliehen. Zum Beispiel bekamen die fünf Spitzenkandidaten eine Ja- und eine Nein-Tafel, die Mikrofone mussten sie beiseitelegen. Auf die Frage, ob homosexuelle Menschen heiraten dürfen, hielten ÖVP-Chef Markus Wallner und FPÖ-Klubobmann Dieter Egger die Nein-Tafel in die Höhe, was das Publikum mit lautstarker Entrüstung quittierte. Beim generellen Rauchverbot zeigten Schwarz, Grün, Rot und Neos die Ja-Tafel und ernteten die Zustimmung der Menge.

Anschließend folgte eine Frage, die den Kandidaten auf einer solchen Debatte wohl noch nie gestellt wurde: „Wenn Sie eine andere Partei wählen müssten, welche wäre das?“ SPÖ-Chef Michael Ritsch und Neos-Spitzenkandidatin Sabine Scheffknecht würden die Grünen wählen, deren Klubobmann Johannes Rauch die SPÖ, Egger die ÖVP. Einzig Wallner wollte sich vor möglichen Koalitions-Verhandlungen nicht festlegen.

Tosender Applaus

Zum Abschluss wurde jedem Diskussionsteilnehmer der Name eines Kontrahenten zugelost, um diesen mit netten Worten zu beglücken. Scheffknecht lobte die rote Zwergenkampagne und den Einsatz für bessere Kinderbetreuung. Rauch freute sich, dass mit den Neos eine Partei in den Landtag komme, die weder ausländer- noch schwulenfeindlich sei, und erntete tosenden Applaus. Egger schätzte die grüne Vorreiter-Rolle in Umweltfragen, Ritsch lobte die ÖVP, dass auch Vorschläge anderer Parteien Gehör finden und beschlossen würden, und Wallner erkannte Eggers Kampf und Einsatz fürs eigene Land an.

Am Ende ging’s ans Eingemachte. Die 1200 Jugendlichen gaben vor der Veranstaltung in einer Wahl ihre Stimmen ab. Nach der Debatte wiederholte sich das Prozedere – mit Sabine Scheffknecht als klarer Verliererin. Stimmten vor der Podiumsdiskussion noch 15,7 Prozent für die Neos, waren es danach nur mehr 3,8 Prozent. Klarer Sieger: Johannes Rauch mit 35,1 und 37,8 Prozent.

Die Schüler lauschten gespannt den Ausführungen der Kandidaten.
Die Schüler lauschten gespannt den Ausführungen der Kandidaten.

So wählten die Schüler

Die 1200 Teilnehmer gaben vor und nach der Diskussion ihre Stimmen ab und benoteten so die Performance der Spitzenkandidaten.

Das Ergebnis (vorher/nachher):

» Grüne: 35,1%/37,8%
» ÖVP: 21,5%/29%
» FPÖ: 15,3%/16,7%
» SPÖ: 6,4%/10%
» Neos: 15,7%/3,8%

Der Rest entfällt auf andere Parteien.