Bei Bildung liegt die Latte hoch

Lehrer, Eltern, Schüler, Wirtschaft: Alle verlangen von Schwarz-Grün deutliche Reformen.
Bregenz. „Bildung spielt im Regierungsprogramm eine zentrale Rolle.“ Diese Botschaft verkünden sowohl Landeshauptmann Markus Wallner (46) als auch sein Verhandlungspartner Johannes Rauch (55) von den Grünen immer wieder. Gerne spricht Wallner von Lehrlingsoffensive, Initiativen für Berufsschulen, Förderung der Frühpädagogik, vom Ausbau der Ganztagsklassen oder von der weiteren Stärkung der Volksschule. Nicht so gerne spricht Wallner über die Gemeinsame Schule. Das tut dafür Johannes Rauch umso lieber. Gemeinsame Linie bei diesem Thema: Man will die Ergebnisse des im Frühjahr 2015 zu präsentierenden Forschungsprojekts für eine Schule der Zehn- bis 14-Jährigen abwarten. „Auf Basis dieses Ergebnisses werden wir dann beim Bund auf Umsetzung unserer Schul-Modellregion pochen“, sagt Johannes Rauch.
Zuversicht
Eine ÖVP/Grüne-Regierungskoalition weckt die Hoffnung auf eine Gemeinsame Schule bei deren Fans. „Ich bin zuversichtlich, dass jetzt Bewegung in diese Sache kommt“, sagt Lehrervertreter Armin Rossbacher (59), der die Gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen schon lange fordert. Der Feldkircher begrüßt die sich anbahnende Regierungskonstellation. Er fordert von der künftigen Regierung noch eines: „Dass sie alles versuchen wird, die Attraktivität des Lehrerberufes zu steigern. Denn wir haben zu wenige Lehrer, viele Kollegen sind derzeit mit ihrem Arbeitsaufwand überfordert.“
Arbeiterkammerpräsident Hubert Hämmerle (53) ist hingegen das Schulsystem egal. „Das war es mir schon immer. Wir müssen uns andere Fragen stellen. Die wichtigsten zwei: Wie fördern wir? Was brauchen die Kinder? Es geht schließlich um die Bedürfnisse der Kinder.“ Hämmerle verlangt gute Lehrer, die gut bezahlt werden und ideale Rahmenbedingungen vorfinden.
Ergebnis abwarten
Und was wollen die Schüler selbst? Dijana Milojevic (18), neue Sprecherin der Schülerunion: „Nicht alle Schüler wollen dasselbe. Aber in zwei Punkten sind wir uns alle einig: Wir wollen mehr Mitsprache, und wir wollen ein modulares System in der Oberstufe. Vorarlberg muss in Wien auch mehr Druck machen in Bezug auf das Fach Politische Bildung.“ Eine weitere Forderung der Schülervertreterin: „Das Schülerparlament gehört gesetzlich verankert.“ Bezüglich der Gemeinsamen Schule gibt sich die Maturakandidatin zurückhaltend: „Zuerst sollten wir das Ergebnis des Forschungsprojekts abwarten.“
„Mehr Chancengerechtigkeit für alle Kinder“, sieht Andrea Wiedemann (54), Elternvertreterin im Bereich AHS, als wichtigste Verpflichtung der künftigen Landesregierung an. „Ich habe bei dieser schwarz-grünen Koalition große Hoffnung, dass sich etwas ändert. Sehr gespannt bin ich auch, was beim Forschungsprojekt herauskommt. Sollte es eine Modellregion Vorarlberg geben, so wäre das ein großer Schritt hin zu mehr Chancengerechtigkeit. Ich bin für eine Gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen.“
Substanzielle Maßnahmen
Auch die Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren in Sachen Bildung stets stark engagiert. „Wir kennen das Bildungsprogramm im Detail noch nicht. Aber was bisher durchgesickert ist, lässt den Schluss zu, dass Dinge in die richtige Richtung gehen“, kommentiert Matthias Burtscher (34), Geschäftsführer der Vorarlberger Industriellenvereinigung, die Entwicklungen.
Klar ist, was die IV will: „Wir erwarten uns aus dem Projekt Schule der Zehn- bis 14-Jährigen ein substanzielles Maßnahmenpaket.“ Vorarlberg könne damit im Bund eine Vorreiterrolle übernehmen, ist Burtscher optimistisch. Der Druck auf Wien müsse erhöht werden, verlangt der IV-Sprecher.
Es geht ausschließlich um die Bedürfnisse der Kinder.
Hubert Hämmerle
Für Politische Bildung muss Vorarlberg mehr Druck machen.
Dijana Milojevic