Ablehnung bis Euphorie

Projekt Ried-Entlastungsstraße geht in die nächste Runde. Nicht alle freuen sich.
Bregenz. Schrittchen für Schrittchen bewegt sich das Mammut-Projekt Entlastungsstraße im unteren Rheintal weiter. Es ist ein langer und beschwerlicher Weg, gepflastert mit vielen Hürden und mit ungewissem Ausgang. Und dennoch: Der Bau einer Straße durchs Lauteracher und Schweizer Ried ist – die VN berichteten – unter gewissen Auflagen möglich. Als Favorit hat sich dabei endgültig die Z-Variante vom Knoten Dornbirn-Nord durchs Ried Richtung Schweiz durchgesetzt. Der ASFINAG-Bericht über die vertiefenden Untersuchungen des Rieds im Hinblick auf einen möglichen Straßenbau hat kein „No Go“ für beide Varianten festgestellt. Präsentiert wird die Riedstudie im vollen Umfang dem Regionalforum von „Mobil im Rheintal“ am 20. November.
Kritische Haltung
Freilich haben mit den jüngsten Entwicklungen nicht alle ihre Freude. Vertreter von Naturschutzorganisationen melden Bedenken an. So wirft Transform-Vorarlberg-Sprecher Andreas Postner (57) den Grünen in einem VN-Leserbrief vor, aus Gründen der Macht ihre Kernpositionen beim Thema Infrastruktur aufgegeben zu haben. Auch Naturschutzanwältin Katharina Lins hat mit den gegenwärtigen Entwicklungen nicht unbedingt ihre Freude. „Ich werde mir diesen Bericht schon ganz genau anschauen. Für mich haben die Belange des Naturschutzes natürlich absolute Priorität“, kündigt Lins eine sehr kritische Haltung an. Die Grünen will sie nicht öffentlich kritisieren. „Das ist Parteipolitik. Ich habe meine persönliche Meinung“, sagt sie kryptisch.
Diplomatisch
Auch der Vertreter des Verkehrsclub Österreich (VCÖ), Manfred Hagen (61), ist von den jüngsten Entwicklungen zwar nicht begeistert, äußert sich aber eher zurückhaltend. „Ich bin gespannt, ob die NGOs in dem Verfahren eine Parteienstellung bekommen. Bei den Grünen orte ich kein Umfallen. Sich den Verfahren nicht in den Weg zu stellen, ist eine in der Chronologie der Ereignisse logische Haltung. Man wird ja sehen, was bei diesen Verfahren herauskommt. Bei der Tunnelspinne haben die Grünen ja Widerstand gezeigt.“
Euphorie, Hoffnung
Fast euphorisch ist hingegen der Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer (51): „Für mich ist nicht nur die Tatsache, dass beide Varianten grundsätzlich möglich sind, sehr erfreulich. Vielmehr bin ich unendlich erleichtert, dass sich die Z-Variante gegen die Ostumfahrung durchgesetzt hat. Wäre es umgekehrt gewesen, hätten wir in einem echten Dilemma gesteckt.“ Für Fischer bedeuten die grundsätzlichen Erkenntnisse des am 20. November präsentierten Riedberichts auch eine persönliche Genugtuung. „Ich habe die Entlastungsstraße durchs Ried, ursprünglich die E-Variante, wieder ins Gespräch gebracht. Deswegen freuen mich diese Entwicklungen natürlich ganz besonders.“
Vorsichtig optimistisch ist auch die Sprecherin der Bürgerinitiative „Lebensraum Lustenau“, Karina Lechtaler (46). „Es sind dies positive Zeichen, gewiss. Aber das Ganze geht so langsam, während wir Anrainer der L 203 tagtäglich im Stau ersticken. Seit 2007 wird geplant, ein möglicher Bau erfolgt erst in ein paar Jahren. Ich hoffe nur, dass die Grünen jetzt als Regierungspartei zur Vernunft kommen.“
Ich hoffe nur, dass die Grünen jetzt zur Vernunft kommen.
Karina Lechtaler