„Was ist, wenn Ihnen die Traumfrau begegnet?“

Bischof Benno Elbs stellt sich in der Berufsschule Feldkirch Fragen der Jugendlichen.
Feldkirch. „Der Benno kommt“, lacht Einzelhandelslehrling Simon (17) und macht sich auf der Schulbank in der Berufsschule Feldkirch breit. „Wir haben ihn schon einmal bei einem Ausflug getroffen. Bald danach wurde ausgemacht, dass er zu uns an die Schule kommt“, erzählt Simon weiter,
Er hat kaum fertig gesprochen, schon ist er da: Benno Elbs (54), Diözesanbischof von Feldkirch. Das Oberhaupt der katholischen Kirche von Vorarlberg betritt die dritte Klasse der angehenden Einzelhandelskaufmänner und -frauen. Sieben Schülerinnen einer Kosmetik-Klasse folgen ihm. Es wird ein Kreis gebildet. Der Bischof mitten- drin.
Bischof und Bischof
Benno Elbs stellt sich vor, skizziert seine Biografie. „So, und jetzt seid ihr dran. Was möchtet ihr mich fragen?“ Die Momente danach gehören der Scheu. Elbs legt einen Köder aus. „Was kennt ihr denn für berühmte Bischöfe? Es gibt solche, die jeder kennt.“ „Ja. Den, der so viel Geld veprasst hat und sich ein Luxushaus eingerichtet hat“, sagt einer der Lehrlinge. Gelächter. Selbst Benno Elbs kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Okay, aber es gibt auch andere.“ Man kommt auf den heiligen Nikolaus. Und kurz danach auf den heiligen Martin, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte. Jemand will wissen, warum der in Langen b. Bregenz geborene Elbs Priester und Bischof wurde.
Kein Berufswunsch
Den Beruf des Priesters habe er sich ausgesucht, das Amt des Bischofs nicht. „Du kannst dich ja nicht als Bischof bewerben. Der Nuntius kam auf mich zu und sagte mir, dass der Papst mich für diese Funktion wolle“, erzählt der Würdenträger. Er sei gerade im Montafon gewesen, als er darüber informiert wurde. „Nach einer kurzen Bedenkzeit habe ich eingewilligt.“ Warum er denn Priester werden wollte, will eine Schülerin wissen. „Ich habe einschneidende Erlebnisse gehabt. Einmal, als sich ein junger Mann aus Liebeskummer in den Kopf schoss. Das hat bei mir Fragen nach dem Sinn des Lebens ausgelöst.
Dann wiederum habe ich als Sanitäter drei Geburten in einem Rettungsauto miterlebt. Da habe ich das Leben als Geschenk wahrgenommen.“
Was wichtig ist
„Was ist euch wichtig?“, fragt Elbs in die Runde? „Familie und Freunde“, antwortet Anabel. „Tut es Ihnen nicht leid, dass sie selber keine eigene Familie haben?“, fragt das Mädchen zurück. „Es war dies der Grund, warum ich lange überlegt habe, diesen Weg einzuschlagen“, antwortet Elbs. „Teil meiner Familie sind nun die vielen Menschen, mit denen ich zu tun habe.“ Schließlich wird Jana mit dem hohen Geistlichen sehr direkt. „Was würden Sie machen, wenn ihnen die Traumfrau begegnet?“, fragt sie den Bischof. Dieser lächelt und antwortet: „Auch ich trage einen Ring der Treue – wie ein Ehemann. Wer immer die Treue ernst nimmt, ist zwar nicht gefeit vor Versuchungen, aber letztlich ist die Treue stärker. Ich würde das auch so zu handhaben versuchen.“
Zu kurze Stunde
Dass auch ein Bischof extreme Erlebnisse verarbeiten muss, räumt Benno Elbs auf eine einschlägige Frage gerne ein. „Ich meditiere im Gebet jeden Tag“, lässt der Geistliche wissen. Und natürlich brauche er auch das Gespräch mit anderen im Rahmen einer geistlichen Begleitung. Dass es im Kreis mit dem höchsten katholischen Würdenträger immer mehr zu menscheln beginnt, dokumentieren die häufiger werdenden Fragen. Als die Pausenglocke läutet, empfinden das die Schüler fast als Störung. Sie sind mittlerweile richtig warm geworden mit dem Bischof. Doch der muss schon in die nächste Klasse. Schade.
