Wohncontainer für die Asylquote

50 neue Plätze sind fixiert, weitere 90 in Aussicht. Zu wenig, um die Quote zu erfüllen.
BREGENZ. Quote ist ein Reizwort. Frauenquote, Arbeitslosenquote, Asylquote – soll eine solche erfüllt werden, sind Debatten vorprogrammiert. Speziell letztere ist zurzeit in aller Munde: Vorarlberg erfüllt 83 Prozent der Asylquote und hinkt damit dem Ziel hinterher. Im Jänner will das Land seinen Verpflichtungen zu 100 Prozent nachkommen. Es wird sich nicht ausgehen, trotz Asylgipfel, neuen Quartieren und Container-Einheiten.
Dass das Thema brisant ist, beweist die eilig einberufene Sitzung im Landhaus. Die Landesregierung lud Caritas, VOGEWOSI, Gemeindeverband und Experten zu einem Asylgipfel. Denn: Um die Quote erfüllen zu können, braucht es einen Schulterschluss aller Beteiligten. Noch während der Sitzung gab Landeshauptmann Markus Wallner erste Zahlen preis. 50 neue Plätze sind geschaffen, 90 weitere in Aussicht. Im Idealfall könnte Vorarlberg bald zusätzliche 140 Asylwerber aufnehmen. Zu wenig: Aktuell fehlen 218 Plätze auf die Quote. Da half auch der Appell der Caritas und des Gemeindeverbandes wenig.
Besagter Verband richtete an alle 96 Bürgermeister ein Schreiben, man möge die Caritas doch bei der Suche nach Quartieren unterstützen. Eine Antwort kam aus Dornbirn, mit der Zusicherung, einen Platz für ein sogenanntes mobiles Wohnprojekt zur Verfügung zu stellen. Sechs Standorte kamen für die Container infrage, zwei sind nun in der engsten Auswahl. Bürgermeisterin Andrea Kaufmann erklärt, was es alles braucht: „Die Grundstücke müssen voll erschlossen und 800 Quadratmeter groß sein, zentral liegen, mit Busanbindung und Nahversorgung.“ Wer sich also Container-Dörfer am Stadtrand vorstellt, liegt falsch. Es handelt sich um zentrale Quartiere für 25 bis 30 Flüchtlinge. „Wie in der Bergstraße“, erläutert Kaufmann. Dort hat die Caritas ein Flüchtlingsheim errichtet und mit umfassender Information die Befürchtungen der Bevölkerung zerstreut.
„Nicht die Idealvariante“
Das Wort Container will keiner der Verantwortlichen in den Mund nehmen. Kaufmann beschreibt die Gebäude als „fast wie Fertigteilhäuser. Schulen haben auch solche Container.“ Landeshauptmann Markus Wallner spricht lieber von „mobilen Wohneinheiten. Im Landeskrankenhaus Feldkirch wurde in Containern sogar operiert.“ Mit diesen Begriffen liegen die Politiker nicht falsch, was heißt: Es braucht zum Beispiel eine Bauverhandlung. Und diese wiederum benötigt Zeit. Martin Fellacher von der Caritas gesteht: „Bis Jänner ist das unrealistisch.“ Grundsätzlich sieht Fellacher in der Container-Lösung nicht gerade die Idealvariante. In Vorarlberg sei jedoch der Wohnraum knapp. Und in der Kürze der Zeit sei es das Beste. Die Container sollen für zehn bis zwölf Jahre stehen. Bis Ende Jänner wird die Quote dennoch nicht zu erfüllen sein.
Landeshauptmann Markus Wallner hat es in dieser Frage definitiv leicht. Gebetsmühlenartig betont er, dass alles versucht werde, die 218 Plätze zu finden. Etwas resigniert fügt er hinzu: „Quoten am Schreibtisch zu fixieren, ist das eine. Konkrete Plätze zu finden, das andere. Wir stehen vor einer großen Aufgabe, die wir gemeinsam lösen müssen.“ Gemeinsam, das heißt auch: mit den Gemeinden. Während Wallner die Zusammenarbeit lobt, findet Fellacher kritische Worte. Lediglich 20 Bürgermeister hätten sich auf den Brief des Gemeindeverbandes gemeldet. „Das ist zu wenig.“ Für die Bevölkerung findet er hingegen positive Worte: „Die Hilfsbereitschaft ist hoch.“ Eine gute Nachricht, am heutigen Tag der Menschenrechte.
Die Asylwerber-Quote am Schreibtisch zu fixieren, ist das Eine.
LH Markus Wallner
Dass bis Jänner die Container stehen, halte ich für unrealistisch.
Martin Fellacher