Amtsinhaber in Poleposition

Kurt Fischer ist bei Gemeindewahl in Lustenau haushoher Favorit. Neos treten nicht an.
Lustenau. Kurt Fischer (51), wer sonst? Obwohl das Image des Strahlemannes vor allem in seinem Stammlager einige Kratzer abbekommen hat, dürfte der erste ÖVP-Bürgermeister seit über 50 Jahren in der größten Marktgemeinde Österreichs ungefährdet sein.
Kritiker aus alteingesessenen ÖVP-Kreisen werfen ihm vor, nur allzu leicht auf seine Wurzeln zu vergessen und auf einer Populismuswelle zu schwimmen – Bevorzugung von Günstlingen inklusive.
So habe er die regelmäßige Absenz der Gemeinderätin für Jugend und Familie, Janine Gozzi, bei Gemeindevorstandssitzungen (allein 2014 waren es sieben von 17) ebenso geduldet, wie die bereits gegebene Zusage für ein Landtagsmandat an Vizebürgermeister Walter Natter (54) kurzfristig zurückgezogen und den aufstrebenden Kultur-Gemeinderat Daniel Steinhofer (36) damit beglückt. Das Ergebnis dieser Nominierung gibt dem Bürgermeister freilich recht. Steinhofer erhielt zahlreiche Vorzugsstimmen und schaffte locker den Einzug ins Landesparlament.
Zwist mit Haller
Offensichtlich ist Fischers Distanz zum polarisierenden Verkehrsgemeinderat Dietmar Haller. Dieser wird in Lustenau von vielen wegen seines Einsatzes sehr geschätzt, stößt bei anderen wegen seiner Hartnäckigkeit jedoch auf Ablehnung.
Kurt Fischer lässt die Kritik nicht gelten. „Es sind dies alles Vernaderungen. Wir werden eine ausgezeichnete Liste für die Gemeindewahlen präsentieren, voll gespickt mit Persönlichkeiten. Wir haben ein hervorragendes Team.“ Tatsächlich ist der Bürgermeister bei der Jugend und auch bei vielen alten Menschen beliebt. Auch ist er dauerpräsent in den sozialen Netzwerken. Lustenau steht wirtschaftlich gut da und ist finanziell handlungsfähig.
FPÖ zeigt Zähne
Verschärft hat die FPÖ im Vorwahlkampf ihre Gangart gegenüber dem Amtsinhaber. „Unsere konstruktive Zusammenarbeit wurde von ihm überhaupt nicht goutiert. Unsere Vorschläge werden entweder ignoriert oder von ihm einfach als seine Ideen verkauft. Kritisiert man ihn, ist er sofort beleidigt“, setzt es von FPÖ-Spitzenkandidat Martin Fitz (45) harte Worte. Die FPÖ hatte nach 50 Jahren Regentschaft in Lustenau seit der verlorenen Gemeindewahl 2010 einige Zeit gebraucht, um sich zu konsolidieren. Mit Martin Fitz an der Spitze versuchen die Blauen, in der Gemeindestube einen konsensorientierten Kurs zu fahren.
Wie die FPÖ den Wahlkampf anlegen wird, ist derzeit noch offen. „Wir werden die genaue Strategie noch gemeinsam festlegen“, sagt Fitz. Man wolle grundsätzlich aber weiterhin die Sachpolitik in den Vordergrund stellen. Fitz führt die FPÖ seit Februar 2012 und löste damals den glücklosen Spitzenkandidaten Ernst Hagen (62) ab.
Verliert ÖVP Absolute?
Für die größte Bewegung in der Lustenauer Parteienlandschaft könnten im März die Grünen sorgen. Sie haben sowohl bei den Europawahlen als auch bei den Landtagswahlen im vergangenen Jahr für Furore gesorgt. Bei den Landtagswahlen verdoppelten sich die Lustenauer Grünen nahezu und kamen auf beinahe 20 Prozent.
Als Partei mit bürgerlichem Anstrich sind Bernd Bösch, Christine Vetter und Co. besonders für die ÖVP gefährlich. Nicht antreten werden in Lustenau die Neos.
Unsere Zusammenarbeit wurde nicht goutiert.
Martin Fitz
Wahl 2010
Gemeindevertretung:
ÖVP 51,11%
FPÖ 30,99%
Die Grünen 12,41%
SPÖ 5,49%
Bürgermeister:
Kurt Fischer (ÖVP) 58,99%,
Ernst Hagen (FPÖ) 31,99%,
Bernd Bösch (Die Grünen) 5,19%,
Richard Apnar (SPÖ) 3,83%