“16-Jährige reif genug”

Vorarlberg / 15.01.2015 • 19:50 Uhr
Geht es nach Ministerin Karmasin, können sich 16-Jährige das Rauchen bald abschminken. Foto: VN/Steurer
Geht es nach Ministerin Karmasin, können sich 16-Jährige das Rauchen bald abschminken. Foto: VN/Steurer

Für Jugendvertreter ist die aktuelle Altersgrenze, ab der Rauchen erlaubt ist, in Ordnung.

Schwarzach. 2008 war für 16-Jährige ein entscheidendes Datum. Bei den Nationalratswahlen durften erstmals Jugendliche ab diesem Alter zur Wahlurne schreiten. Diese Altersgrenze rückt nun wieder in den Mittelpunkt, allerdings in einer anderen Debatte. Im Zuge der Diskussion über ein Rauchverbot in Gaststätten brachte Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) den Vorschlag, die Altersgrenze auf 18 anzuheben. Die Jugend selbst hält davon nichts, jedenfalls, wenn es nach deren Vertretern geht.

Selten sind sich politisch engagierte Menschen über die Parteigrenzen hinweg so einig. Der Grundtenor von Julian Fässler von der Jungen ÖVP (JVP), Christoph Bitschi vom Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ), Barbara Edlinger von den jungen Grünen und Florian Keller von der Sozialistischen Jugend (SJ) lautet: Wer alt genug ist, Politiker in den Nationalrat zu wählen, ist auch alt genug, darüber zu entscheiden, ob er raucht oder nicht.

„Nur Ablenkungsmanöver“

ÖVP-Landtagsabgeordneter Julian Fässler glaubt, dass ein 16-Jähriger seine Entscheidung gleich gut trifft wie ein 30-Jähriger. Man müsse nicht alles regulieren und verbieten. Dem geplanten Rauchverbot in der Gastronomie steht er positiv gegenüber: „Dann haben wir endlich einmal Rechtssicherheit und das Thema ist endgültig erledigt. Was mich aufregt, ist der faule Kompromiss vor einigen Jahren, der eine einzige Geldvernichtung war.“ Um Menschen vor dem Rauchen zu bewahren, hat Fässler andere Vorschläge: „Interessant wäre zum Beispiel ein Bonus-Malus-System bei Versicherungen.“

Christoph Bitschi von der RFJ, ebenfalls bereits Landtagsabgeordneter, nimmt Karmasins Vorschlag gar nicht ernst: „Ich halte es für ein reines Ablenkungsmanöver. Die Maßnahme würde Jugendliche vielleicht besser schützen, aber die Diskussion soll nur von den Wirten ablenken, die durch das Rauchverbot ihre Investitionen verlieren.“

Selbstbestimmung erwünscht

Die Jungen Grünen setzen auf Prävention statt Verbote: „Ein 16-Jähriger soll selbst entscheiden, ob und wann er anfängt“, findet Barbara Edlinger. Allerdings: „Uns wäre ein absolutes Werbeverbot für alle Suchtmittel lieber. Information statt Propaganda.“ Florian Keller von den jungen Sozialisten kann dem Vorschlag der Ministerin nichts abgewinnen: „Die Idee ist ein Unsinn. Wer über Politiker bestimmen darf, soll auch über seinen Körper bestimmen dürfen.“

Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) sagte bereits am Dienstag, er wolle den Vorschlag zunächst einmal mit dem Jugendbeirat des Landes diskutieren. Er selbst sei aber gesprächsbereit. Genau jener Beirat hat auf VN-Anfrage allerdings noch keine Meinung dazu. „Solange kein konkreter Vorschlag da ist, kann ich nichts dazu sagen“, sagt Jugendbeirat-Sprecher Christoph Hämmerle. „Wir werden uns im Februar zusammensetzen und darüber reden. Jetzt ist mir das noch zu vage.“

Interessant wäre zum Beispiel ein Bonus-Malus-System.

Julian Fässler

Rauchverbot in der Gastronomie? Die Meinungen der VN-Leser

JA. Die Raucherei ist eine unzumutbare Belästigung der Gäste. Die Freiheit des Rauchens darf nicht zu Lasten der Anderen gehen. Warum kommt der Mut zur Änderung so spät?
Konrad Blank, Sulzberg

JA. Ich bin für ein Rauchverbot, es ist schon längst fällig. Nehmen wir uns ein Beispiel an den Italienern. Und wo bleibt das Programm, das an den Schulen umgesetzt wird und die Jugendlichen so weit bringt, dass sie mit diesem Unfug gar nicht beginnen?
Helmut Pfanner, Schwarzach

NEIN. Ich bin gegen ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie. Wie geht das weiter? Verbot vor dem Lokal, Verbot im Auto, Verbot am See, Vielleicht noch zu Hause? In diesem Fall jedoch nicht.
Irmgard Sohm , Fussach

JA. Ja, ich bin für ein klare Lösung, das heißt für ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie. Kein Augenbrennen und keine stinkende Kleidung mehr.
Gerlinde Wiesner, Feldkirch

NEIN.Wir leben in einer Gesellschaft, die alles regulieren und im Zweifelsfall verbieten will. Mündige Bürger sind in der Lage zu entscheiden, ob sie rauchen oder nicht – und auch, ob sie in ein Raucherlokal gehen wollen oder nicht!
Wolfgang Türtscher, Götzis

JA. Ich stimme mit einem Ja für ein generelles Rauchverbot für die Gastronomie. Allerdings wäre ich von Anfang an dafür gewesen, dann würde sich die finanzielle Angelegenheit (teilweise Rückerstattung der Umbauten) auch erübrigen. Dass sich jetzt die Gastwirte beklagen, kann ich sogar verstehen – Wischiwaschi-Gesetz! Dennoch, die Angst, Gäste zu verlieren, kann ich nicht verstehen und durch eine klare Regelung sowieso nicht. Warum klappt es dann in anderen Ländern? Nicht nur in Italien, weil es dort wärmer ist, nein, auch in unserer deutschen Nachbarschaft!
Monika Schönhuber, Hörbranz

NEIN. Ich stimme gegen ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie. Ich finde, dass die Wirte selbst entscheiden sollten, ob geraucht oder nicht geraucht werden darf. Die Politiker sollen sich um dringendere Sachen kümmern wie zum Beispiel die Umwelt, Armut, Arbeitslosigkeit und so weiter. Es sterben weltweit Zigtausende Menschen an den Folgen von Umweltschäden und Alkoholmissbrauch. Ich wäre dafür, dass man auch den Alkohol in den Gaststätten verbietet. Denn die Betrunkenen sind viel schlimmer als die Raucher.
Hildegard Stückler, Lustenau

JA. Allen Neinsagern, die zwischen zwei Zügen am Glimmstängel Worte wie mündig, selbst bestimmen, unabhängig, Freiheit in den Mund nehmen, ist offensichtlich nicht bewusst, wie unfrei, fremd bestimmt und abhängig – nämlich auf Grund ihrer Sucht – sie sind. Mitmenschen dadurch noch zu gefährden, ist zumindest unfair.
Johann Reisinger, Götzis

NEIN. Obwohl ich in meinem ganzen Leben nie eine Zigarette geraucht habe, bin ich gegen diese Bevormundung.
Helmut Huber,
Zwischenwasser

JA. Ja, ich bin auch für ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie! Kurze Zeit wird geschumpfen, dann ist jeder zufrieden – auch die Raucher – und kommt gerne wieder ins Gasthaus. Wenn es natürlich Gasthäuser gibt, in denen man rauchen kann, werden die Raucher ausweichen. Wenn aber in keinem Restaurant mehr geraucht werden darf, ist diese Diskussion vom Tisch.
Roland Inmann,
Dornbirn