Anonyme Vorwürfe gegen Direktor

Vorarlberg / 01.02.2015 • 19:46 Uhr
Direktor Mag. Andreas Kappaurer
Direktor Mag. Andreas Kappaurer

Wirtschaftsschulen Bezau: Leiter tritt zurück, Brief ohne Absender sorgt für Aufregung.

Bezau. Andreas Kappaurer (53), Direktor der Wirtschaftsschulen Bezau, legt mit Ende des Schuljahres sein Amt als Schulleiter zurück. Dass diese Entscheidung in Zusammenhang mit einem anonymen Brief an Landeshauptmann Markus Wallner steht, der auf 27. Dezember 2014 datiert ist, und in dem der Direktor mit heftigen Vorwürfen konfrontiert wird, dementiert dieser entschieden. „Mein Rücktritt als Direktor mit Ende Schuljahr hat mit diesem Brief, der völlig haltlos ist, nichts zu tun. Ich habe meine Absichten vor Einlangen dieses Schreibens im Landesschulrat kundgetan“, macht Kappaurer deutlich.

Werbegeschenke gebacken

In besagtem Brief wird behauptet, dass Schülerinnen und Schüler der Wirtschaftsschulen ausgenützt worden seien. So habe man sie während der Unterrichtszeit zu Gratis-Hilfsarbeiten für Firmen und Vereine wie auch für politische Zwecke angehalten. Auch hätten sie für Veranstaltungen bis spät in die Nacht arbeiten müssen. Unter anderem hätten sie für das Hotel Bad Reuthe sowie für den Verein WITUS der Bürgermeistergattin Theresia Fröwis verschiedenste Tätigkeiten ausgeübt, etwa Kekse und Stollen als Werbegeschenke für diese Firmen gebacken. Bei der Handwerksausstellung hätten die Schüler eine Woche für nur 70 Euro Gesamtlohn gearbeitet, beim Maturaball habe die Schwester des Direktors die Bar betrieben und die Familie dabei Gewinn gemacht. Andreas Kappaurer setzt sich gegen die Vorwürfe massiv zur Wehr.

Klare Regeln

In einer fünfseitigen Stellungnahme an den Landesschulrat für Vorarlberg, die er auch den VN zur Verfügung stellte, geht Kappaurer auf jeden Vorwurf detailliert ein. Die Kernaussagen dabei: Sämtliche Aktivitäten der Schüler außerhalb des regulären Schulunterrichts seien Praxistätigkeiten im Rahmen des Lehrplans. „Wir sind eine Schule, in der die Schüler Praxiseinheiten machen müssen. Es handelt sich dabei um schulbezogene Veranstaltungen mit klar festgelegten Regeln. Die Tätigkeiten der Schüler anlässlich der Handwerksausstellung waren mit dem Schulgemeinschaftsausschuss (SGA) abgesprochen. Auch dass die Bar beim Maturaball an einen Gastronomen vergeben wurde, gründet sich auf die Zustimmung von Schülern und Lehrern im Vorfeld der Veranstaltung“, rechtfertigt sich Kappaurer. Desgleichen seien die Tätigkeiten der Schüler für das Hotel Bad Reuthe vollkommen in Ordnung. „Das ist ein Entgegenkommen der Schule für die Möglichkeit, im Hotel ein Betriebspraktikum abhalten zu dürfen.“ Er ist über die Vorwürfe entsetzt. „Ich habe zehn tolle Jahre als Leiter dieser Schule erleben dürfen und war mit viel Engagement bei der Sache. Jetzt bin ich ein bisschen müde. Deswegen trete ich zurück.“

Zu nichts gezwungen

Unterstützung im Zusammenhang mit den Vorwürfen erhält Kappaurer sowohl von Schulsprecher Sebastian Ratz als auch von Elternvertreter Josef Rainer. „An diesen Vorwürfen stimmt nichts“, sagt Schulsprecher Ratz. „Wir haben jedes Jahr im Rahmen des praktischen Unterrichts fixe Einsätze. Wir sind nie zu etwas gezwungen worden. Es kommt vor, dass wir gelegentlich Anfragen für Tätigkeiten von Firmen bekommen. Aber die fragen uns und zahlen uns auch.“ Elternvertreter Josef Rainer sieht in den Vorwürfen gegen den Direktor eine Schmutz­kübelkampagne. „Ich bin jetzt schon zehn Jahre Elternvertreter. Solche Dinge werden stets im SGA besprochen. Die Abrechnung bei der Handwerksausstellung wurde genau geprüft. Als Wirtschaftsprüfer kann ich nur sagen: Es war alles korrekt.“

An der Schule besprach Direktor Kappaurer den Brief mit Lehrern, Schülern und Eltern.

Mein Rücktritt als Direktor  hat mit diesem Brief nichts zu tun.

Andreas Kappaurer