Gemeindewahl ist nicht gleich Gemeindewahl

Vorarlberg / 08.03.2015 • 20:39 Uhr
Stimmzettel Bürserberg.

Stimmzettel Bürserberg.

Mehrheitswahl, Bürgermeisterwahl, Briefwahl: Die VN bringen Licht ins Wahldunkel.

SCHWARZACH. Folgendes Szenario: Ein Urdornbirner, nennen wir ihn Max, beschließt umzuziehen. Er war schon hier, als Rudolf Sohm Bürgermeister war, er erlebte die komplette Amtszeit von Wolfgang Rümmele und die Übergabe an Andrea Kaufmann im Jahr 2013. Im Jahr 2014 hat er genug von der Stadt, Max will aufs Land. Sagen wir, nach Bürserberg. Am 15. März darf er in seiner neuen Heimat zum ersten Mal wählen. Die Vorfreude ist groß, als er am Wahlsonntag in der Wahlkabine den Stimmzettel auspackt. Doch was ist das? Auf dem Stimmzettel steht zwar: „Amtlicher Stimmzettel für die Wahl der Gemeindevertretung“, aber keine Namen. Nur leere Felder. Max ist verwirrt. Darf er jetzt etwa nicht seine Lieblingspartei wählen? Nein, darf er nicht. Max ist in einem von 16 Dörfern mit Mehrheitswahl gelandet. Es ist nur eine Variante, wie eine Gemeindewahl in Vorarlberg aussehen kann.

Bisher war es für Max so, wie in insgesamt 80 Gemeinden des Landes: Der Wähler votiert für eine Partei und darf fünf Vorzugsstimmen vergeben. Höchstens zwei pro Person, er muss allerdings nicht alle nutzen. Vorzugsstimmen zählen aber nur, wenn auch die dazugehörende Partei gewählt wurde. In 60 von 80 Fällen geht auf dem gleichen Stimmzettel noch eine zweite, von der Listenwahl unabhängige Wahl vonstatten: die des Bürgermeisters. Hier gilt es, den Favoriten anzukreuzen. Er muss nicht mit der Partei ident sein. Bekommt eine Person über 50 Prozent der Stimmen, ist sie Bürgermeister. Ansonsten fällt die Entscheidung in einer Stichwahl.

Wäre Max beispielsweise nach Kennelbach gezogen, hätte er einen Bürgermeisterkandidaten und zwei Optionen zur Auswahl: Ja oder Nein. Es gibt auch Gemeinden ohne Bewerber für den Chefsessel, aber mit einer Parteiliste, wie in Lingenau. Das nennt sich dann Einheitsliste, die oft in einer Vorwahl bestimmt wird. Die Gemeindevertretung, die sich dann aus der „Lingenauer Bürgerliste“ zusammensetzt, wählt den Bürgermeister. Gar keine Liste gibt es unter anderem in Lech, Dalaas oder eben Bürserberg. Teilweise bekommen die Haushalte dieser Gemeinden sogenannte Wahlempfehlungen mit politisch interessierten Personen zugeschickt. Bei der Wahl selbst muss dann ein Name eingetragen werden, die Reihung spielt dabei keine Rolle. Max dürfte auch sich selbst auf die Liste schreiben. Diese Möglichkeit hatte er allerdings auch schon in Dornbirn: als freier Wahlwerber. Wäre Max Bregenzer, hätte er eine gute Chance, in die Gemeindevertretung einzuziehen. Karl-Heinz Marent ist der einzige Kandidat der Liste „Bregenz denkt.“ Sollte die Liste ein zweites Mandat erringen, käme ein freier Wahlwerber zum Zug.

Wählen per Brief

Alles zu kompliziert? Angst, in der Wahlkabine unterm Druck der wartenden Schlange einen Fehler zu machen? Dafür gibt es die Briefwahl. Die ist noch möglich. Die Wahlkarte kann bis zum kommenden Mittwoch schriftlich beantragt werden, persönlich kann sie sogar bis Freitag im Gemeindeamt abgeholt werden. Zwei Dinge gilt es zu beachten: Ausweis nicht vergessen und den Postweg mitrechnen. Wer am Freitag die Wahlkarte in einen Briefkasten wirft, ist zu spät. Sie kann aber bei der Gemeinde abgegeben oder eingeworfen werden.

Zurück zum Wahlsonntag und zu Max. Er hat gewählt und hat Glück. Denn es ist bereits kurz vor 12 Uhr mittags. Vorarlbergs Wahllokale haben längstens bis 13 Uhr geöffnet. Aber Max war schlau, er hat sich vorher auf www.vorarlberg.at informiert, wann sein Wahllokal schließt.

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