Nicht nur Kaffeeplausch für Bildungsministerin

Heinisch-Hosek kam für Dialog mit Lehrern nach Feldkirch. Andere Lehrer protestierten.
Feldkirch. Sie huschte hurtig am Gehsteig vor dem gemeinsamen Eingang zur Pädagogischen Hochschule sowie zum Gymnasium vorbei. Doch Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (53) wurde von den gut 100 protestierenden Lehrern bemerkt, als sie sich Richtung Seiteneingang bewegte. Es kam zu vereinzelten Pfiffen. Dabei hatte die Ministerin für den Tag in Feldkirch Gutes vor.
Ein sogenanntes „World Café“ mit Direktoren und Lehrern wollte sie im großen Hörsaal der Pädagogischen Hochschule abhalten. Das ist eine spezielle Workshopmethode zur Generierung von Ideen zu verschiedensten Themen.
Kurzes Gespräch
Doch den Damen und Herren am Vorplatz war nicht nach Kaffeeplausch zumute. Sie protestierten. Die Pläne der Regierung, vor allem den Lehrern Höherer Schulen eine um zwei Stunden höhere Lehrverpflichtung aufzubrummen, hatte sie zusammengebracht. Es war nicht nur das Personal des ansässigen Gymnasiums, auch Kollegen aus anderen Schulen im Land waren gekommen, um ihren Unmut zu artikulieren. Dabei war Heinisch-Hosek sehr um Kalmierung der Situation bemüht. Sie empfing drei Lehrervertreter zu einem kurzen Gespräch. Als diese aus dem Zimmer von Rektor Gernot Brauchle (51) wieder herauskamen, meinte sogar der nicht immer zu Späßen aufgelegte AHS-Lehrervertreter Gerhard Pusnik: „Sie war sehr freundlich mit uns. Aber völlig unverbindlich in der Sache.“
Spannender Herbst
„Ich verstehe die Ängste der Lehrer“, meinte Heinisch-Hosek nach dem Gespräch mit den Pädagogenvertretern, „aber ich setze auf die Verhandlungen im Herbst. Das Thema höhere Lehrverpflichtung kommt immer wieder auf den Tisch, auch wenn es zuletzt von den Medien hochgepusht wurde, müssen wir darüber reden“, macht Heinisch-Hosek klar. Nicht einmal das erst im vergangenen Jahr beschlossene neue Dienst- und Besoldungsrecht sei in dieser Form sicher. „Je nachdem, was als Ergebnis bei den Verhandlungen herauskommt, muss es entsprechend eingebettet werden.“
Unverändert bleiben laut Heinisch-Hosek die Ressourcen für die Neue Mittelschule, trotz der jüngsten Kritik von Finanzminister Hans Jörg Schelling (61). „Wir müssen aber unbedingt die Effizienz erhöhen“, macht sie
klar. Ein eindeutiges Ergebnis des Vorarlberger Forschungsprojekts „Schule der Zehn-
bis 14-Jährigen“ sieht die Ministerin als genehmigungstauglich durch den Bund. „Sollte ein klares Bekenntnis zu einer Gemeinsamen
Schule herauskommen, würde ich mich dem nicht verwehren.“
Die protestierenden Lehrer können sich damit nicht trösten. Sie wollen auch keine neuen Verhandlungen, sondern eine Ministerin, die sich mit ihnen solidarisch zeigt. „Ich bin jetzt seit 2007 Lehrerin. Seitdem haben sich Dinge stets verändert und immer zum Schlechteren. Ich will, dass das endlich einmal aufhört“, bringt es die 35-jährige Englisch-Lehrerin Barbara Baumann für sich auf den Punkt.
Sie war freundlich, aber in der Sache unverbindlich.
Gerhard Pusnik