Erste Flüchtlinge beziehen Messe

Vorarlberg / 01.06.2015 • 22:40 Uhr
43 der insgesamt 50 Neuankömmlinge bezogen am späten Abend ihre Schlafkojen in der Dornbirner Messehalle.
43 der insgesamt 50 Neuankömmlinge bezogen am späten Abend ihre Schlafkojen in der Dornbirner Messehalle.

43 Kriegsflüchtlinge haben die Messehalle drei in Dornbirn bezogen. 45 weitere folgen.

Dornbirn. Es ist so sicher wie das Amen im Gebet: Allwöchentlich veröffentlicht das Innenministerium die neuen Zahlen zu den Asylanträgen. Gefolgt von Diskussionen. Denn die meisten Länder hinken der Asylquote ständig hinterher. Doch diese wehren sich: Es sei alles nicht so einfach. Am Montag drehte sich das Argumentationsrad erneut. Inklusive Streit um Kasernenlösungen und einem Vorarlberg, das dank eines Flüchtlingslagers in der Messehalle die unrühmliche Rote Laterne abgeben konnte.

In der Früh fehlten dem Land noch 224 Kriegsflüchtlinge auf die zugesagte Quote – um 21.05 Uhr nur mehr 174. Ein Bus brachte 50 Asylwerber nach Vorarlberg. Einen nach Nüziders, einen nach Feldkirch, zwei in eine Dornbirner Unterkunft, drei nach Bregenz und 43 in die Dornbirner Messehalle drei. Dort wartete das Rote Kreuz bereits sehnsüchtig, schon um 17 Uhr war alles bereit.

Eine Übergangslösung

Zwölf Schlafkojen mit je acht Feldbetten, einem Biertisch und jeweils einem kleinen Karton für die persönlichen Habseligkeiten. Ein Aufenthaltsraum, ein Gebetsraum, ein Raum für die Essensausgabe, eine Dusche für sechs Personen; kein Quartier für lange Zeit, aber zumindest im Juni soll es Vorarlberg helfen, die Quote zu erfüllen. 88 Personen werden die Halle drei in Dornbirn bis Mittwoch bezogen haben. „Bis 25. Juni werden alle in richtigen Quartieren einen Platz finden“, verspricht der zuständige Landesrat Erich Schwärzler (ÖVP).

Ganz so optimistisch gibt sich das Rote Kreuz, das Aufbau und Betreuung übernommen hat, nicht. Die Leiterin des Flüchtlingslagers, Petra Gebhard, hat nach eigenen Angaben einen Dienstplan für den ganzen Monat erarbeitet. „Aber auf Dauer ist das keine Lösung“, betont sie.

Gebhard bezeichnet die Aktion als „gemeinsamen Kraftakt“. Lebensmittel kommen von einer Handelskette, ein Bauunternehmen stellt die Zäune zur Verfügung, die Messe sorgt für den Platz, für Holzwände und half beim Aufbau. Die Landhausküche kocht und gibt das Essen aus, das Rote Kreuz stellt Personal, Know-how und die Betten. Zudem waren vier Flüchtlinge persönlich involviert. Drei Syrer und ein Afghane halfen von Beginn an, speziell beim Aufbau des Gebetsraumes und beim Speiseplan. Sie werden auch als Dolmetscher zur Verfügung stehen. Die vier Flüchtlinge wissen um die Gefühlslage der Neuankömmlinge, sie selbst kamen im Dezember unter Rot-Kreuz-Betreuung ins Land.

Flüchtlinge aus elf Nationen werden erwartet. Darunter 27 Syrer, 17 Iraker, 15 Afghanen, auch ein Inder ist dabei. Der Jüngste feiert heute seinen 18. Geburtstag. Zwölf weitere Plätze werden in kleinen Quartieren in Vorarlberg frei, was heißt, dass bis Mittwochabend 100 Flüchtlinge im Land unterkommen werden – bei 6240 Asylanträgen in Österreich allein im Mai, bitter nötig. Dennoch ist für das Rote Kreuz fix: Frei werdende Plätze in der Messehalle werden nicht nachbesetzt. Die Hilfsbereitschaft sei groß, aber die Rettungsorganisation bittet, keine Sachspenden zu liefern. Lieber Zeit: „Menschen, die Deutschkurse abhalten, den Flüchtlingen die Stadt zeigen oder sonst die Freizeit gestalten. Der größte Feind in einem Camp ist die Langeweile“, schildert Gebhard.

Der größte Feind in einem Camp ist die Langeweile.

Petra Gebhard
Nach der Ankunft erfolgte zunächst die Registrierung.
Nach der Ankunft erfolgte zunächst die Registrierung.
Die Asylwerber wurden in Dornbirn mit einer warmen Mahlzeit empfangen.  Fotos: Stiplovsek
Die Asylwerber wurden in Dornbirn mit einer warmen Mahlzeit empfangen. Fotos: Stiplovsek