Sirtaki und Ouzo krisenfest

Ländle-Urlauber halten Griechenland weiterhin die Treue. Tunesien ist unten durch.
Schwarzach. Drohende Pleite des Staates Griechenland? Was soll’s! Die Anziehungskraft des europäischen Sorgenkinds hat bei den Urlaubern nicht gelitten. Ganz im Gegenteil: „Griechenland-Buchungen boomen heuer ganz besonders“, berichtet Verkaufsleiter Rainer Nägele (44) von Nachbaur-Reisen in Feldkirch. Nachsatz: „Bisher gab es wegen der wirtschaftlichen Krise keine Stornierungen. Nur ein paar Anfragen sind bei uns eingelangt. Die Leute wollen wissen, was wir angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage für praktische Ratschläge für sie haben.“
Die Antwort darauf ist für die Reisebüros relativ simpel: „Die Urlauber sollen einfach genug Bargeld mit auf die Reise nehmen. Für alles andere trägt ohnehin der Reiseveranstalter die Verantwortung“, bringt es Rainer Nägele auf den Punkt.
Die Magie Griechenlands
In Griechenland, so Nägele weiter, verhalte es sich wie in Österreich zwischen Wien und Vorarlberg. „Athen und die Inseln sind zwei Welten. Auf den Inseln wird die Krise nicht so empfunden.“ Die Vorarlberger zieht es vor allem auf die großen Inseln wie Kreta, Rhodos oder Kos. „Griechenland hat heuer bei den Buchungen sogar schon die Türkei überholt und liegt bei uns auf Platz zwei“, bilanziert Nägele.
Ähnlich ist die Situation bei Herburger-Reisen. Geschäftsführer Klaus Herburger (56): „Griechenland boomt. Das Risiko ist für die Urlauber sehr gering, sie machen sich auch kaum Sorgen.“ Auch Herburger konstatiert eine steigende Beliebtheit für das Land von Sirtaki und Ouzo. „Das hat auch damit zu tun, dass die Urlauber wieder mehr mit Einheimischen in Kontakt treten wollen. Diesbezüglich fühlen sie sich in Griechenland wohler als in der Türkei“, folgert Herburger. Ob sich der Griechenland-Trend im Falle einer Verschärfung der Wirtschaftskrise hält, will der Touristiker nicht beurteilen.
Armes Tunesien
Einig sind sich Nägele und Herburger darin, dass es um Tunesien touristisch viel schlimmer steht, und dass der Terror diese Situation noch dramatisch verschlimmert hat. „Tunesien hat sich noch vor einigen Jahren gut verkauft. Aber dann kam der Terroranschlag in Djerba 2002. Das hat der Tourismusbranche damals bereits schwer geschadet. Was jetzt dort passiert ist, ist natürlich eine Katastrophe“, erzählt Klaus Herburger. „Tunesien hätte grundsätzlich alles, was Urlaub am Meer so attraktiv macht. Die Strände dort sind vom Feinsten.“ Zuletzt sei die Auslastung im afrikanischen Land aber nur noch bei 25 Prozent gelegen. „Natürlich wird sich das jetzt noch weiter verschlechtern“, glaubt Herburger. Aktiv beworben wird das nordafrikanische Land bei Herburger-Reisen nicht mehr.
Andere Ursachen
Dass Tunesien in der Gunst der Urlaubssuchenden schon seit Jahren im Sinkflug befindet, hat laut Rainer Nägele aber auch noch andere Ursachen. „Urlauber mögen die aggressive Händlermentalität der Einheimischen nicht. Auch für Frauen ist es dort nicht immer angenehm.“
Trotzdem gibt es die deklarierten Tunesien-Fans. „Wir haben Kunden, die sich nicht beeindrucken lassen und unmittelbar nach dem Anschlag nach Tunesien geflogen sind. Andererseits gab es auch eine Familie, die umgebucht hat. Die urlaubt jetzt in Griechenland.“
Dem Terrorismus wird sich Tunesien niemals beugen.
Lassaad Chabbi
Griechenland hat bei uns heuer sogar schon die Türkei überholt und liegt im Ranking auf Platz zwei.
Rainer Nägele