Emotionale Debatte über Götzner Asylquartier

Vorarlberg / 20.07.2015 • 21:57 Uhr
150 Menschen kamen in die Götzner Volkshochschule. Der Bürgermeister hatte nicht auf alle Fragen eine Antwort. Foto: VN/Stiplovsek
150 Menschen kamen in die Götzner Volkshochschule. Der Bürgermeister hatte nicht auf alle Fragen eine Antwort. Foto: VN/Stiplovsek

Bürgermeister, Betreiberfirma und Landesrat informierten über geplante Asylunterkunft.

Götzis. Was kann ich tun? Wo kann ich helfen? Wie viel Geld bekommen die Vermieter? Dürfen die Menschen in der Nacht raus? Wer sich über Asylquartiere Fragen wie diese stellt, bekam am Montagabend in der Götzner Volkshochschule (VHS) Antworten. Der Götzner Bürgermeister Christian Loacker (ÖVP, 52) lud zu einer Informationsveranstaltung über die geplante Unterkunft in der Tennishalle Mösle. 150 Menschen folgten der Einladung. Rund 100 Flüchtlinge sollen ab 1. August in der Halle Platz finden. Eines zeigte sich an diesem Abend: Die Hilfsbereitschaft im Ort ist groß; Ängste und Befürchtungen aber nicht zu ignorieren.

Um kurz vor 18 Uhr im Seminarraum 102 der VHS war klar: Der Platz reicht nicht. Eilig schafften die Verantwortlichen noch Stühle her, sogar Trennwände wurden verschoben. Das Flüchtlingsthema bewegt auch in Götzis. Nach den Eröffnungsworten des Bürgermeisters, der Betreiberfirma ORS und des Landesrates Erich Schwärzler (ÖVP, 62) war das Publikum an der Reihe. Es folgte eine emotionale Debatte von der Gemeindeebene bis zur Weltpolitik. Von Tennis bis zu Sicherheit. Und wie so oft im Leben: Eine Debatte übers Geld. Der finanzielle Aspekt wurde früh thematisiert. Karl Fenkart (48) von der Vermögensverwaltung des Landes durfte auf Nachfrage keine Details über den Mietvertrag nennen. Er versicherte: „Wir zahlen handelsüblich, was man für Fabrikshallen so zahlt. Eines ist klar: Reich werden die Vermieter dadurch nicht.“ Eine von FPÖ-Ortsvorstand Christoph Längle (35) in den Raum geworfene Zahl von 15.000 bis 20.000 Euro pro Monat verneinte er. Fenkart freue sich auf eine politische Anfrage, die Längle ankündigte. Dann dürfe der Beamte die Zahl nennen.

Wie eine Feuerwehr

Das Thema Sicherheit ist in den Köpfen vieler Menschen mit dem Flüchtlingsthema verbunden. Landesrat und Bürgermeister versicherten, dass – wie überall – die Exekutive bereit stünde, sollte etwas passieren. „Auch unter Asylwerbern gibt es schwarze Schafe, wie bei uns. Es wird auch in der Tennishalle Probleme geben“, sagte Christian Loacker und fuhr fort: „Aber ich sehe es als unsere gesellschaftliche Verantwortung, zu helfen.“ Ein Besucher verglich den Einsatz mit dem einer Feuerwehr: „Wir müssen jetzt einmal löschen, das ist unsere Pflicht. Die Feuerwehr fragt auch nicht nach, ob im brennenden Haus gute Menschen wohnen. Sie löscht.“ Altachs Bürgermeister Gottfried Brändle (ÖVP, 63) stimmte zu: „Diese Feuerwehraktion ist das Selbstverständnis unserer Gesellschaft.“

Der Skaterplatz und das Möslestadion sollen an bestimmten Tageszeiten den Asylwerbern zur Verfügung stehen. „Diese Orte werden ja nicht 24 Stunden benützt“, sagte der Bürgermeister. Auch hinaus dürfen sie immer, es sei ja kein Gefängnis. Wilhelm Brunner von der Betreiberfirma erklärte: „Wer hinaus geht, wird registriert.“ Die umliegenden Gemeinden wollen eine Ansprechperson bestimmen, die für alle Fragen, Anliegen und Hilfsangebote verantwortlich ist. Der Bürgermeister hatte nicht auf alle Fragen eine Antwort: „Wir sind erst am Anfang, ich bitte um Geduld. Wir konnten in dieser kurzen Zeit noch nicht alles regeln.“ Nach zwei Stunden war die Veranstaltung zu Ende.

Hilfe im Alltag

Eine Besucherin appellierte abschließend, Flüchtlingen im Alltag zu helfen und ihnen zu erklären, was sie dürfen und was nicht. Das Schlusswort des Abends hatte Pfarrer Toni Oberhauser (66): „Herberge ist das eine, Begegnung das andere.“