Alp-Sommerfrischler lechzen nach Regen

Vorarlberg / 27.07.2015 • 18:37 Uhr
Die Alp kann wunderschön sein. Doch heuer macht die Trockenheit den Tieren zu schaffen. Foto: Berchtold
Die Alp kann wunderschön sein. Doch heuer macht die Trockenheit den Tieren zu schaffen. Foto: Berchtold

Wasserknappheit nötigt Tiere auf der Alp zu Diät. Milchleistung deutlich geringer.

Bregenz. (VN-hk) Der Regen in den letzten beiden Tagen war vor allem für die gut 500 bewirtschafteten Alpen in Vorarlberg ein Segen. Und doch ist er noch nicht mehr als der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. „Die Wasserknappheit ist ein Problem“, drückt sich Martin Rusch (43) von der Abteilung Alpwirtschaft der Agrarbezirksbehörde Bregenz deutlich aus. Die Folgen für die rund 40.000 Tiere: Sie finden nicht jene Quantität und auch Qualität an Futter vor, die sie bei „normalem“ Wetter vorfinden würden. Speziell bei den Kühen bleibt das nicht ohne Folgen. „Die Milchleistung ist natürlich deutlich geringer“, betont Alp-Experte Rusch. Die Situation lasse sich vergleichen mit jener im Extrem-Sommer 2003. „Auf einigen Alpen musste das Vieh aufgrund der Trockenheit sogar wieder ins Tal gebracht werden“, berichtet Rusch. Nur gut, dass wenigstens der Juni ein überdurchschnittlich guter Futtermonat war. Wobei die Tiere vom überständigen und alten Futter nicht wirklich profitieren.

Sommer noch nicht vorbei

Viel Wasser musste daher vom Tal in die Berge gebracht werden, damit die Sommerfrischler wenigstens genug zu trinken bekamen. Aber noch ist im heurigen Alpsommer nicht aller Tage Abend. Ein paar Tage kräftiger Sommerregen würde die Situation schnell wieder verbessern. „Wir haben ja noch den ganzen August“, gibt sich Rusch optimistisch.

Gäste aus Deutschland

Gut kompensiert werden konnten die aufgrund der TBC-Infektionsgefahr fernbleibenden Rinderherden aus der Schweiz und Liechtenstein. Während die Liechtensteiner Landwirte kein einziges Tier mehr in Vorarlberg alpen ließen, kamen aus der Schweiz noch 150 Rinder und 60 Pferde. Früher schickten die Eidgenossen  insgesamt über 2000 Tiere auf fünf Alpen ins Montafon, auf die Alpe Rauz und nach Damüls. „Dafür haben wir jetzt vierbeinige Alpgäste aus Deutschland“, freut sich Martin Rusch. Im Vergleich zum tierischen Höchststand in den Bergen verzeichne man heuer nur insgesamt 600 Tiere weniger als in den „guten alten“ Zeiten. Ein echtes Problem seien die fehlenden Schweizer und Liechtensteiner nicht.

Keine Garantie

Getrübt wird die Alp-Idylle jedoch nicht nur durch die Wasserknappheit, sondern auch durch die Angst vor TBC-Infektionen. Landesveterinär Norbert Greber (51) ist diese Tatsache wohl bewusst. „Wir können natürlich keine Garantien abgeben, dass es zu keinen Kontakten zwischen infiziertem Wild und Rindern kommt. Wir können nur alles tun, um das Risiko so gering wie möglich zu halten.“ Dazu gehöre vor allem die Auszäunung von Wildfutterstellen, damit das Vieh sich dort nicht infiziert. „Auch müssen die Salzlecksteine für Vieh und Wild so platziert werden, dass die einen nicht zu den Steinen der anderen gelangen“, streicht Greber die zwei wichtigsten Maßnahmen hervor.

Auf Infektionen beprobt wird das Wild derzeit nur vereinzelt – besonders in den Risikogebieten Klostertal und Silbertal, und seit Auftauchen eines Infektionsfalls auch in Bezau-Schönenbach. „Mit Beginn der Jagdsaison Mitte August werden diese Stichprobenkontrollen intensiviert“, kündigt Greber an.

Ob die Rinder den Sommer gut überstanden haben, wird sich erst im Winter zeigen.

Dass sich kein einziges Rind auf einer der Alpen ansteckt, können wir natürlich nicht garantieren.

Norbert Greber

Vorarlberger Alpen

520 bewirtschaftete Alpen

40.300 Tiere

» 9000 Milchkühe

» 2200 Mutterkühe

» 1000 Pferde

» 23.800 Stück Jungvieh

» 3400 Schafe

» 900 Ziegen