Neue Chancen für Schulreform

Bildungsministerin würde sich der Initiative für große Modellregion nicht verweigern.
Wien, Bregenz. In die Diskussion um eine Schulmodellregion Vorarlberg kommt wieder Bewegung. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (53) sieht die Beschränkung des Projekts nicht mehr in Stein gemeißelt. Sie stehe zwar weiter zu der Einigung der Bildungsreformarbeitsgruppe zur Maximalgröße von 15 Prozent der Schüler bzw. Schulen in einem Bundesland. „Einer parlamentarischen Bewegung für mehr werde ich mich nicht verschließen,” sagte sie in einem APA-Interview.
Begehrte Grüne
Tatsache ist: Die Stimmen der Regierungsparteien allein reichen für eine Umsetzung der Beschlüsse der Bildungsreformkommission nicht aus; es braucht dazu eine Zweidrittelmehrheit. „Und die“, so macht der Grünen-Bildungssprecher im Nationalrat, Harald Walser (62), klar, „wird es gewiss nicht geben, sollte eine echte Modellregion Vorarlberg nicht im Gesamtpaket enthalten sein.“ Es sei schon bemerkenswert, so Walser weiter, „dass man jetzt uns Grüne braucht, um bei der Bildungsreform die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Die FPÖ stimmt bekanntlich nicht einmal einer 15-Prozent-Größe bei der Modellregion zu, scheidet also als Partner für einen Beschluss aus. Also wird man uns brauchen, um eine Bildungsreform im Parlament mit der dafür notwendigen Mehrheit durchbringen zu können.“
Harte Verhandlungen
Walser rechnet mit zähen und langwierigen Verhandlungen, ehe ein beschlussfähiges Bildungspaket zur Abstimmung in den Nationalrat gelangt. „Würden Verhandler wie die Landeshauptleute Haslauer, Platter und Häupl am Verhandlungstisch genau gleich handeln, wie sie im Umfeld reden, dann sehe ich eine gute Chance auf eine gute Lösung am Ende.“ Heinisch-Hoseks Äußerungen deutet der Vorarlberger Parlamentarier als positives Signal dafür, „dass das Jahr 2016 ein Jahr der Bildung werden könnte.“ Vor Juni rechnet Walser jedoch nicht mit einem Abschluss der Verhandlungen.
Einigkeit im Ländle
Als positiv wertet die Vorarlberger Schullandesrätin Bernadette Mennel (56) die Aussagen der Ministerin. „Es gibt in der Sache offensichtlich Bewegung.“ Das noch vor Weihnachten der Öffentlichkeit präsentierte Konzept samt genauem Zeitplan hat Mennel bereits der Ministerin und deren Bildungsstaatssekretär Harald Mahrer geschickt. Eine Reaktion hat sie bisher noch nicht erhalten.
Am 21. Dezember des Vorjahrs hatte Mennel gemeinsam mit der Vizerektorin der Pädagogischen Hochschule, Gabriele Böheim-Galehr, sowie dem Erziehungswissenschaftler Martin Hartmann (35) einen konkreten Umsetzungsplan für das Forschungsprojekt “Schule der Zehn- bis 14-Jährigen” präsentiert.
Das Konzept sieht die Einrichtung von acht Arbeitsgruppen vor, die die gemeinsame Schule aller Zehn- bis 14-Jährigen flächendeckend in ganz Vorarlberg bis in zehn Jahren vorbereiten soll. Dafür notwendig ist eine grundlegende Umgestaltung des bisherigen Systems. “Wir wollen die Bildungschancen für alle Kinder in Vorarlberg erhöhen”, verdeutlicht Böheim-Galehr das Ziel des Projekts. Bei der Präsentation des Umsetzungskonzepts hatten die Initiatoren auch gleich einen Zeitplan mitgeliefert. Von den Beschlüssen der Bildungsreformkommission mit der 15-prozentigen Beschränkung einer Modellregion zeigten sich die Initiatoren unbeeindruckt.
Die Umsetzung des Forschungsprojekts steht in Vorarlberg politisch außer Streit. Alle Landtagsparteien haben das in einem gemeinsamen Beschluss bekräftigt.
Ohne Modellregion Vorarlberg stimmen wir nicht zu.
Harald Walser