Schnee fürs Auge, aber nicht zum Skifahren

Vorarlberg / 03.01.2016 • 20:07 Uhr
Mit Pferdeschlitten durch die Winterlandschaft. So schön könnte es in Schetteregg sein.
Mit Pferdeschlitten durch die Winterlandschaft. So schön könnte es in Schetteregg sein.

Egg-Schetteregg freut sich über ein bisschen Winter. Für einen Liftbetrieb reicht‘s nicht.

Egg-Schetteregg. Es ist schön in Schetteregg. Wunderschön. Die Berghänge glitzern in verführerischem Weiß, Kinder tollen im Schnee herum, werfen Schneebälle, und lassen sich auf Schlitten ziehen. Zum ersten Mal in diesen Weihnachtsferien. Und doch: „Die Lifte können wir nicht in Betrieb nehmen. Skifahren geht nicht“, teilt Hannes Waldner (38), Geschäftsführer der Egger Liftgesellschaft schmallippig mit.

Keine Minusgrade

Die Begründung ist so einleuchtend wie frustrierend: „Wir haben nur acht Zentimeter Schnee. Darauf können wir mit unseren Pistengeräten nicht fahren. Für die Kunstschneeproduktion ist es zu warm. Dazu brauchen wir Minusgrade. Jetzt haben wir wieder 1,7 Grad plus“, erklärt Waldner.

Dabei hat sich der auf 1100 Meter Seehöhe gelegene schmucke Wintersportort für die heurige Saison so fein herausgeputzt. Man hat einiges investiert, das Kinderland hätte gerade in den Weihnachtsferien eine Attraktion für Familien darstellen sollen. Egg-Schetteregg war für unbeschwerte Schneefreuden bereit. Nur Frau Holle war es nicht.

Kann man Ski fahren?

„Wir wollten eigentlich schon am 31. Dezember herkommen. Aber wir wollten mit den Kindern eben Ski fahren. Und das geht nicht. Also kamen wir am 2. Jänner. Morgen gehen wir wieder. Wir suchen uns einen Ort, wo wir Ski fahren können“, sagt Thomas Ölz (35), der mit seiner Frau Barbara (35) und den beiden Kindern Noemi (5) und Konstantin (3) Schetter­egg als idealen Familienurlaubsort ausgemacht hatte.

Bei Hannes Waldner kommen indes immer wieder Touristen vorbei. „Kann man heute noch Ski fahren?“, wollen sie wissen. „Nein, leider“, gibt‘s die einsilbige Antwort. Nicht nur er leidet unter der Situation. Da sind seine 30 Mitarbeiter, von denen 25 „auf Verdacht“ beschäftigt werden. Soll heißen, wenn es Arbeit gibt. Für die bedeutet die heurige Wettersituation: Kein Schnee, keine Arbeit, kein Lohn.

Wandern ist schön

Auch Patricia Pfleger (49) aus Lindau und Wolfgang Peisser (59) wären gerne Skifahren gegangen. Sie sind mit ihren Familien in Egg/Schetteregg. Frustriert sind sie nicht. „Wir sind halt immer als Wanderer unterwegs“, sagt Peisser gut gelaunt. Auch Edith (62) und Reinhard Bösch (68) aus Lustenau lassen sich ob des Prachtwetters die Laune nicht verderben. Die Böschs haben ein Ferienhaus in Schetteregg und waren in den letzten Tagen ebenfalls sehr viel zu Fuß in der grünen Berglandschaft unterwegs. „Das Wandern ist doch auch schön“, sagt Edith Bösch. Sie hätten sich ihre gute Stimmung nicht vermiesen lassen. „All die Leute, die wir getroffen haben, waren ebenfalls bei bester Stimmung“, fügt die Lustenauerin hinzu.

Zufriedener Hotelier

Im Hotel Schetteregger Hof nimmt Chef René Albrecht (39) die Dinge gelassen. Noch kann er das auch. „Die Auslastung bei den Betten beträgt nahezu 100 Prozent. Nur die Tagesgäste fehlen mir im Restaurant“, zieht er nicht unzufrieden Bilanz.

Zum Skifahren reicht diese Schneemenge leider nicht aus.

Hannes Waldner
Wie gerne würden Wolfgang Peisser und Patricia Pfleger Ski fahren. Aber das geht leider nicht. Fotos: Oliver Lerch
Wie gerne würden Wolfgang Peisser und Patricia Pfleger Ski fahren. Aber das geht leider nicht. Fotos: Oliver Lerch