“Niemand kann sich drücken”

Vorarlberg / 08.01.2016 • 20:23 Uhr
"Niemand kann sich drücken"

Kurt Fischer verlangt von Mäder, Lustenau als Verkehrsknotenpunkt zu entlasten.

Lustenau. Mit einer Resolution in Sachen Verkehr hat sich unlängst die Gemeinde Mäder an das Land gewandt. Darin manifestieren die politischen Mandatare der Kommune einstimmig ihre Ablehnung zu einem Ausbau des Zollamtsplatzes. „Die Gemeinde Mäder stellt das Grundstück Nr. 592/11 zu diesem Zwecke nicht zur Verfügung“, macht Bürgermeister Rainer Siegele deutlich. In Mäder hätten dauerhaft fünf zusätzliche Lkw-Abstellplätze entstehen sollen – die VN berichteten.

Hintergrund des Widerstands: die circa zweieinhalb Monate dauernde Verkehrs-Mehrbelastung im Sommer. Dann, wenn die Rheinbrücke von Lustenau nach Au wegen einer Generalsanierung gesperrt ist und der gesamte grenzüberschreitende Verkehr umgeleitet werden muss.

Auffächerung gefordert

Gar keine Freude mit den Mäderern hat der Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer (52). „Natürlich verstehe ich die Menschen in Mäder, wenn sie keinen zusätzlichen Verkehr wollen. Aber dem ganzen Rheintal wird im Sommer einmal bewusst werden, was Lustenau täglich an Verkehr schluckt. Wir wollen eine faire Auffächerung des Schwerverkehrs, die sich auch logisch erklären lässt“, betont Fischer. So möchte der Lustenauer Bürgermeister zum Beispiel all jene Lkw auf den Korridor Mäder geschickt wissen, „die ohnehin ins Oberland müssen. Niemand kann sich vor seiner Verantwortung drücken“.

Grenzverkehr macht Pause

In Lustenau sind an Werktagen auf der L 203 über 20.000 Pkw und knapp 3000 Schwerfahrzeuge unterwegs. 1200 Lkw und 11.300 Personenkraftwagen passieren dabei am Zollamt Lustenau-Au die Grenzen in beiden Richtungen. Während der Sanierungsarbeiten im Sommer kommt der Grenzverkehr bei Lustenau-Au komplett zum Erliegen. Andere Zollämter müssen in dieser Zeit für den am stärksten frequentierten Grenzübergang im Rheintal in die Bresche springen. Seit Monaten sind Experten von Kommunen, Land, Zoll sowie Verkehrsplaner damit beschäftigt, Alternativlösungen für den Grenzverkehr während der Bauphase zu schaffen.

Auch der Nord-Süd-Verkehr auf der L 203 durch Lustenau wird in dieser Zeit nur eingeschränkt möglich sein, weil sowohl der Kreuzungsbereich vor der Grenze als auch der Engel-Kreisverkehr umgebaut wird. Die Sperre der großen Rheinbrücke soll im Juli beginnen und im September wieder aufgehoben werden.

Verzögerung

Für Kurt Fischer ist 2016 „ein für uns verkehrspolitisch entscheidendes Jahr“. Der Lustenauer Bürgermeister erhofft sich heuer einen Durchbruch im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zum Bau einer Entlastungsstraße zwischen der österreichischen und der schweizerischen Autobahn im Norden der Gemeinde. Doch die Dinge ziehen sich. Die alljährliche Sitzung des Regionalforums im Planungsprozess „Mobil im Rheintal“ wurde vom vergangenen Dezember ins erste Quartal des neuen Jahres verlegt. Grund dafür: Die Verkehrsplaner wollen die Wechselwirkung zwischen einer Entlastungsstraße im Bereich Hohenems-Diepoldsau und einer großen Verbindung durchs Ried prüfen.

Riedstraße: Bitte warten

Die Verzögerung versteht Fischer nicht. „Im Schlussdokument ist eindeutig festgehalten, dass eine mögliche Verbindung bei Hohenems-Diepoldsau unabhängig vom Planungsverfahren für die große Entlastungsstraße im Norden zu behandeln sei. Nur die nützt nämlich Lustenau. Und wenn die nicht eines Tages kommt, werden wir für immer in unserer Wirtschaftsentwicklung geknebelt bleiben“, zeichnet Fischer ein düsteres Szenario.

Bezüglich Riedstraße gibt es wenig Neues. Die strategische Prüfung Verkehr als Voraussetzung für die Aufnahme einer neuen Straße ins Bundesstraßengesetz ist zwar beendet. Doch erst im Frühsommer soll das Projekt im Ministerrat behandelt werden.

Wenn es die große Entlastungsstraße nicht geben sollte, bleibt Lustenau wirtschaftlich geknebelt.

Kurt Fischer