Vorarlberg wächst wie noch nie

Vorarlberg / 22.01.2016 • 21:54 Uhr
Vorarlberg wächst wie noch nie

385.000 Menschen
leben in Vorarlberg. Ohne Zuwanderung würde  Zahl stagnieren.

Schwarzach. Vorarlberg ist multikulturell. Ob in Vereinen, auf der Straße, in Geschäften – das sogenannte Fremde ist Teil der Gesellschaft. Manche fürchten es, manche lieben es. Fakt ist: Zuwanderer, Migranten, Flüchtlinge, sie sind da. Wären sie es nicht, Vorarlberg wäre ein anderes Land. Zum Beispiel viel kleiner, älter, weiblicher. Laut dem Landesamt für Statistik leben per 31. Dezember 2015 385.000 Menschen im Land, um rund 5300 mehr als im Jahr davor. Rekord! Dafür haben vor allem Zuwanderer gesorgt.

2700 Menschen sind aus Krisenregionen zugewandert – Syrien, Irak, Afghanistan zum Beispiel. Weitere 2000 kamen aus EU-Ländern nach Vorarlberg, knapp 700 aus anderen Staaten, etwa den USA. Bei österreichischen Staatsbürgern ist der Wanderungssaldo negativ: Fast 1200 Österreicher wanderten 2015 ab. Das gleicht sich durch den Geburtensaldo zumindest aus: 2015 sind 4100 Menschen auf die Welt gekommen, 2840 gestorben, macht ein Plus von über 1200 Menschen. Ohne Zuwanderung würde Vorarlberg nicht mehr wachsen. Dieser Trend ist nicht neu, aber ein Problem.

Michael Lederer vom Büro für Zukunftsfragen erklärt, weshalb: „Volkswirtschaftlich gesehen ist Zuwanderung wichtig.“ Weil: Die Gesellschaft altert. Laut Lederer dürfte in Österreich bald jeder vierte Bewohner über 60 Jahre alt sein. Deren Pension zahlen junge Menschen, auch das Sozialsystem, eigentlich der gesamte Staatshaushalt stützt sich auf die arbeitende Bevölkerung. Egon Rücker, Chef des Landesamts für Statistik, erläutert: „Wir haben die vergangenen zehn Jahre untersucht und festgestellt, dass die Zahl der Null- bis 15-Jährigen stetig schrumpft. Die Zahl der über 60-Jährigen steigt hingegen.“

Ein Blick auf die Zahlen zeigt zudem: In den jüngeren Altersgruppen sind die Männer in der Überzahl, ab dem 60. Lebensjahr ist die Mehrheit der Vorarlberger weiblich. 2069 Frauen im Land sind über 90 Jahre alt, bei 662 Männern in dieser Altersgruppe. Bei der Geburt sei das Geschlechterverhältnis ausgeglichen, erläutert Lederer. Dass bei den Jüngeren die Männer in der Überzahl sind, liege an der Zuwanderung: „Zu Beginn der Fluchtsituation sind überwiegend Männer eingewandert. Mittlerweile sind es viele Familien.“ Bei den Österreichern kommen 967 Männer auf 1000 Frauen. Unter den 1600 Syrern ist das Verhältnis knapp 2:1, unter den 1100 Afghanen sogar 3:1, wie bei den 577 Irakern. Ohne Zuwanderung wäre Vorarlberg nicht nur kleiner, Vorarlberg wäre weiblicher und älter.

Deutsche und Türken

Die größte Gruppe der Nichtösterreicher sind weiterhin die 15.900 Deutschen im Land, über 400 mehr als 2014. Hingegen leben 73 Türken weniger im Land, sie bleiben die zweitgrößte Gruppe mit fast 13.400 Einwohnern. 178 Türken wurden 2015 zu Österreichern, was den leichten Rückgang erklärt. Insgesamt wurden 448 Menschen eingebürgert.

Auch die Zahl der Zweitwohnsitze steigt stetig, 2015 um rund 1000 auf fast 30.000. Ein Nebenwohnsitz ist nicht zwangsweise das Penthouse in Lech. Darunter fallen Studenten, die das Elternhaus als Zweitwohnsitz angeben, aber auch eine große Zahl an Rumänen. Rücker vom Landesamt für Statistik vermutet: „Wir glauben, dass viele Pflegekräfte aus Ost­europa darunter sind.“

Vorarlberg ist 2015 um 1,4 Prozent gewachsen. Zwar überwiegend im Rheintal, aber nahezu alle Regionen bilanzieren positiv. Allerdings nur im Vergleich zu 2014. „Über einen längeren Zeitraum gesehen wandern Menschen aus ländlichen Gebieten ab.“ Michael Lederer ergänzt: „Der Bevölkerungszuwachs konzentriert sich vor allem aufs Rheintal. Die Talschaften sind um jeden jungen Menschen froh.“

Auch die Gemeinde Lauterach ist gewachsen. Vorarlbergs zehntgrößte Kommune  überschritt erstmals die 10.000-Einwohner-Marke. Auch ein Rekord.

Die Anzahl der Null- bis 15-Jährigen schrumpft stetig.

Egon Rücker

Bevölkerungsstatistik Vorarlberg

Einwohner Vorarlberg:

384.973 (+5352)

Staatsbürgerschaften:

» Österreich: 322.517 (+74)

» Deutschland: 15.872 (+422)

» Türkei: 13.440 (-73)

» Bosnien und Herzeg.: 3545 (+35)

» Serbien: 2903 (+75)

» Kroatien: 2298 (+200)

» Ungarn: 2046 (+401)

» Russland: 1663 (+58)

» Schweiz: 1588 (+23)

» Syrien: 1585 (+1243)

» Italien: 1521 (+105)

» Rumänien: 1521 (+363)

» Afghanistan: 1113 (+723)

» Sonstige: 10.963 (+1564)

Zwölf größte Kommunen:

Dornbirn (48.157), Feldkirch (32.659), Bregenz (29.194), Lusten­au (22.252), Hohenems (15.963), Bludenz (14.160), Hard (13.217), Rankweil (11.745), Götzis (11.297), Lauterach (10.045), Wolfurt (8346), Höchst (7862)

Einwohner in den Regionen:

» Arlberg/Klostertal: 4707 (-11)

» Brandnertal: 1222 (+17)

» Bregenzerwald: 31.083 (+506)

» Großes Walsertal: 3496 (+141)

» Kleinwalsertal: 4925 (+44)

» Leiblachtal: 14.257 (-8)

» Montafon: 16.171 (+183)

» Rheintal: 259.019 (+3767)

» Walgau: 50.093 (+713)