Auch Fuchs und Dachs im Visier

Vorarlberg / 21.03.2016 • 20:11 Uhr
Veterinärin Annette Nigsch arbeitet in der Schweiz als Expertin für die Früherkennung von Tierseuchen. Foto: VN
Veterinärin Annette Nigsch arbeitet in der Schweiz als Expertin für die Früherkennung von Tierseuchen. Foto: VN

Bis Ende April möchte Expertin erste Erkenntnisse der heurigen TBC-Serie präsentieren.

Schwarzach. Die Großwalsertaler Veterinärin spricht im VN-Interview unter anderem über ihre Strategie in der Suche nach den Ursachen der TBC bei Vieh und Wild.

Haben Sie eine Erklärung dafür, warum die Rinder-TBC-Verdachtsfälle in Vorarlberg heuer so zahlreich sind?

Nigsch: Es ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt schwierig, darauf eine schlüssige Antwort zu geben. Wir brauchen dazu eine abschließende Testbilanz. Die dafür zuständigen Veterinäre im Land führen die Tests sehr gewissenhaft durch. Das Testverfahren hat aber seine Grenzen.

Welche Maßnahmen kann man in Vorarlberg derzeit zur Verringerung der TBC-Gefahr ergreifen?

Nigsch: Das sind vor allem zwei. Die eine besteht aus Früherkennung und Überwachung, die andere aus Kontrolle. Beide Maßnahmen müssen beim Wild angewendet werden.

Gibt es andere Regionen in Europa, die ähnliche Probleme mit Tier-TBC haben?

Nigsch: Grundsätzlich muss gesagt werden, dass jede Region für sich ein eigenes Biotop ist und daher einzigartig. Natürlich gibt es in anderen Ländern auch Probleme mit TBC: In England zum Beispiel spielt der Dachs bei der Übertragung eine große Rolle. Dies deshalb, weil Rinder dort häufig auf freien Flächen weiden, wo es viele Dachse gibt. In Frankreich findet man TBC ebenfalls bei Dachsen, dazu noch bei Wildschweinen und beim Wild. Wichtig ist immer, den Hauptüberträger und Verbreiter ausfindig zu machen. Bei uns ist das offensichtlich das Wild. Aber wir untersuchen jetzt auch Dachs und Fuchs, um die Rolle dieser Wildtiere bei der Übertragung der TBC noch besser einschätzen zu können.

Wie sieht Ihre Arbeit in den kommenden Wochen aus?

Nigsch: Daten sammeln und diese einordnen, um dadurch einen Überblick über die Situation zu bekommen. Ich hoffe, dass ich bis Ende April eine erste Situationsanalyse präsentieren kann.

Haben Sie sich bereits mit allen im Problem involvierten Gruppen und Geschädigten ausgetauscht und Informationen bezogen?

Nigsch: Ich bin derzeit mit jenen im Kontakt, welche über die benötigten Daten verfügen. Sollten sich daraus Fragen ergeben, werde ich auf die jeweiligen Personen zukommen.

In der Schweiz und in Liechtenstein wurde bisher noch kein TBC-Erreger beim Wild festgestellt. Wie ist das zu erklären?

Nigsch: Das hat unter anderem mit den geografischen Gegebenheiten, der Entfernung zwischen den TBC-Kerngebieten in Vorarlberg und dem Grenzgebiet zu Liechtenstein und der Schweiz zu tun. Es wurden zwar bereits Bewegungen von Wild im grenznahen Bereich mithilfe von Sendern überwacht. Dabei konnte festgestellt werden, dass sich Hirsche aus TBC-freien Zonen in Vorarlberg über die Grenze bewegten. Es kam dadurch zu keinen Ansteckungen.

Was halten Sie von der Idee, als Präventivmaßnahme für ein Jahr Alpungen von Rindern in Vorarlberg großteils auszusetzen?

Nigsch: Dazu kann ich derzeit gar nichts sagen.

Sie wurden von der Jägerschaft für Ihre wissenschaftliche Tätigkeit im Zusammenhang mit der TBC-Problematik engagiert. Können Sie vor diesem Hintergrund Objektivität garantieren?

Nigsch: Ich wurde zwar von der Vorarlberger Jägerschaft gefragt, in dieser Problematik tätig zu werden. Aber diese spielt sich in meiner Funktion als Leiterin des Fachbereichs Früherkennung im Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen ab. Ich bin also nur meinem Arbeitgeber verpflichtet.