“Das Abfallwirtschaftsgesetz ist gut”

Abfall ist in den Abfallzentren grundsätzlich am sichersten – sagt Experte Prof. Wruss.
Schwarzach. Der Wiener Universitätsprofessor Werner Wruss kennt als Eigentümer des gleichnamigen Instituts für Umwelt und Technologie die Herausforderungen von Abfallwirtschaftszentren mit den dort üblichen Abläufen. Er hält diese Zentren für grundsätzlich verlässlich. Größte Sorgfalt sei bei Altlastendeponien angebracht. Das Abfallwirtschaftsgesetz sei gut, sagt der Experte.
Haben Sie die Aufregung rund um den Vorarlberger Abfallwirtschafter Häusle mitbekommen?
Wruss: Nein, nicht wirklich. Ich habe in den Nachrichten etwas gehört, dass die Behörden dort aktiv seien. Aber mehr weiß ich nicht.
Sie kennen sich aus in der Abfallwirtschaft. Gibt’s dort öfters illegale Aktivitäten?
Wruss: An und für sich habe ich geglaubt, dass dort solche Dinge nicht mehr vorkommen. Wir haben in der Abfallwirtschaft ja ein elektronisches Datenmanagement. Die Überwachung der Abfälle ist gut geregelt, es muss alles dokumentiert werden – was gelagert wird genauso wie was thermisch behandelt wird. Dass etwas irrtümlich einen falschen Entsorgungsweg geht, solllte eigentlich ausgeschlossen werden. Aber klar: Wenn jemand vorsätzlich etwas umgehen will, ist das immer möglich.
Wie sicher sind Abfallzentren wie Häusle und deren Umland?
Wruss: Der technische Stand der Überprüfungen ist dort hoch. Deswegen bringt man Abfall dorthin. Die Abfallzentren sollen sicherstellen, dass keine Gefährdung besteht. Es gibt natürlich auch noch Altstandorte. Ob die womöglich gefährlich sind, muss aus dem Altlastenkataster und dem Verdachtsflächenkataster entnommen werden. Diese werden sukzessive abgearbeitet und untersucht. Wie man mit den Altdeponien letztlich verfährt, ist unterschiedlich: Man kann ihnen den überwiegenden Teil der Schadstoffe entziehen und diese verbrennen, man kann sie rückbauen, sichern und sanieren. Betriebe, die einmal mediales Interesse erweckten, werden ganz genau beobachtet. Dort dauern gewisse Abläufe besonders lang. Weil man Fehler unbedingt vermeiden will.
Der Vorarlberger Umweltlandesrat übte Kritik am Abfallwirtschaftsgesetz. Es sei zu löchrig. Teilen Sie diese Ansicht?
Wruss: Ich würde sagen, es ist ein sehr gutes Gesetz. Es beschreibt exakt, wie mit Abfällen umzugehen ist. Es gibt unter dem Abfallwirtschaftsgesetz eine Fülle von Verordnungen, zum Beispiel die Deponieverordnung. Da ist klar festgelegt, wo nur eine Abfalldeponie errichtet werden darf. Da muss zuerst ein Projekt erstellt werden, das dann in einem konzentrierten Verfahren genehmigt oder nicht genehmigt wird. Das geht nichts ohne strenge Prüfung der Behörde.
Was für gefährliche Stoffe befinden sich auf Deponien?
Wruss: Da gibt es eine Reihe von Stoffen, die Auswirkungen aufs Grundwasser haben können: chlorierte Kohlenwasserstoffe, Lösemittel, Benzinkohlenwasserstoffe, Teerbestandteile und so weiter. Die Liste ist lang.
Worauf spezialisiert sich Ihr Institut?
Wruss: Wir sind im Bereich Bodenuntersuchungen, Grundwasseruntersuchungen, Sanierung von Deponien, Altlastenerkundungen oder Grundwasserreinigung tätig. Es gibt unsere Firma bereits seit 1980.
In Vorarlberg kam das Häusle untersuchende Institut Böhler-Analytik ins Gerede, weil es zu einer Firmengruppe mit Anteilen an Häusle gehört. Wie sehen Sie diese Konstellation?
Wruss: Böhler Analytik ist ein anerkanntes Labor. Wir hatten mit ihnen bereits Kontakt, speziell beim Bahnhofsbau in Vorarlberg, wo wir die chemische Überwachung durchführten. Wenn der gesellschaftsführende Geschäftführer unabhängig ist, sehe ich da kein Problem. Von der Optik her ist diese Konstellation aber sicher nicht zweckmäßig.
Wie könnten Analysen manipuliert werden?
Wruss: Das Messergebnis kann man nicht manipulieren, weil jedes Ergebnis elektronisch aufgezeichnet wird. Wenn man etwas beeinflussen kann, dann ist es die Probe selbst.
Zur Person
Prof. Werner Wruss
Prof. Dr. Werner Wruss ist 75 Jahre alt. Er ist studierter Chemiker mit Spezialgebiet anorganische Technologie und hatte eine Professur an der Technischen Universität Wien. Sein Unternehmen ist die ESW Consulting, die sich u.a. mit Recycling beschäftigt.