Die Schulbehörde prüft Islamlehrer

Vorarlberg / 22.04.2016 • 19:48 Uhr

Er gibt Frauen nicht die Hand. Beschwerden gegen den Religionslehrer häufen sich.

Bregenz.  Ömer Kutlucan (34) unterrichtet an mehreren höheren Schulen im Rheintal. Dazu zählen die katholischen Privatschule Marienberg, die HAK Bregenz, das Gymnasium Gallusstraße, die HTL in Bregenz und auch die HAK in Lustenau. Übereinstimmend berichten Lehrer, dass sich Kutlucan aus religiösen Gründen weigert, Frauen die Hand zu geben. Beschwerden gegen den Islamlehrer häuften sich. Deswegen läuft beim Landesschulrat in Bregenz ein Beschwerdeverfahren.

Harsche Kritik

Für die Direktorin der HTL Bregenz, Claudia Vögel (52) ist dieses Verhalten „höchst irritierend“. Sie war vor ihrer Ernennung zur Direktorin vor knapp zwei Jahren bereits Kollegin von Kutlucan an der HAK Bregenz. „Er verweigerte Frauen auch damals den Handschlag. Auch als Vorgesetzte von ihm kam es noch zu keinem Händedruck. Er weicht solchen Situationen aus.“ Oft sehe sie ihn jedoch nicht, räumt Vögel ein. „Er hat ja nur einige Stunden an der Schule.“ Unmissverständlich kritisch beurteilt HAK-Bregenz-Direktor Manfred Hämmerle (57) das Verhalten des islamischen Religionslehrers. „Ich habe ihn einige Male zur Rede gestellt und ihm gesagt, dass wir mit einer solchen Verhaltensweise nicht einverstanden sind. Er teilte mir dann mit, er wolle das mit seiner Frau besprechen. Als wir daraufhin ein weiteres Gespräch hatten, ließ er mich wissen, er würde bei seiner Praxis bleiben.“ Hämmerle wundert sich, dass es nicht schon viel früher Reaktionen gab. Was dem Schulleiter nach Kutlucans Eintritt in die Schule auffiel: „Es weigern sich seither einige muslemische Schülerinnen, nach der Matura ihren männlichen Lehrern die Hand zu reichen.“

Von Marienberg gekündigt

Im kommenden Schuljahr
als Religionslehrer unerwünscht ist Kutuclan an der Privatschule Marienberg. Dort gab es nach den Anschlägen auf die Satirezeitung Charlie Hebdo in Paris Anschuldigungen gegen den Lehrer, er habe die Täterschaft durch radikale Islamisten im Unterricht infrage gestellt. „Diese Verdächtigungen, die aus der Kollegenschaft kamen, hat Kutuclan entschieden in Abrede gestellt und wurden dann auch von den Schülerinnen nicht bestätigt“, macht Direktor Erwin Simma deutlich. Nicht mehr tragbar sei er für die Schule deswegen, weil seine Verhaltensweisen wie die Handschlagsverweigerung gegenüber Frauen gegen das Leitbild verstoße. „Wir als Privatschulen dürfen solche Personalentscheidungen fällen“, sagt Simma.

Charismatisches Auftreten

Kutuclan selbst fühlt sich gemobbt und rechtfertigt sich gegenüber den VN: „Ich halte Gesetze ein und verlange Toleranz.“ Der Landesschulrat wirft ihm zwar keinen Gesetzesverstoß vor, sehr wohl prüft er Beschwerden von Direktoren und Lehrpersonen. Kritisiert wird dabei sein charismatisches Auftreten mit persönlichen Wertungen im Unterricht, aber auch seine Ignoranz gegenüber landesspezifischen Werten, Sitten und Gebräuchen – Stichwort Handschlagsverweigerung gegenüber Frauen. Wer diese Vorgaben nicht anerkenne, sei nicht tragbar, so der Landesschulrat.

Die Beschwerde wurde zur Überprüfung an das islamische Schulamt nach Wien  geschickt.

Ich fand die Handschlagsverweigerung höchst irritierend.

Claudia Vögel, Schuldirektorin