Angst wegen TBC auf unseren Alpen

Vorarlberg / 26.04.2016 • 20:38 Uhr
Alpenidylle und gesunde Tiere: Das wünschen sich alle, die mit der Alpwirtschaft zu tun haben.  Foto: Berchtold
Alpenidylle und gesunde Tiere: Das wünschen sich alle, die mit der Alpwirtschaft zu tun haben. Foto: Berchtold

Wie viele Alpen werden heuer wie dicht besömmert? Es regiert Angst, und es geht um Geld.

Klösterle, Bregenz. Klaus Brunner (62), Landwirt aus Klösterle, hatte keinen guten Winter. Drei Kühe in seinem Bestand wurden diagnostisch getötet, nachdem sie positiv auf den TBC-Erreger reagiert hatten. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass auch sie sich auf der Alpe durch Kontakt mit Rotwild ansteckten. Jetzt steht schon bald der nächste Alpsommer an. Für Brunner keine leichte Situation. Zumal er vernehmen musste, „dass auf meiner Alpe, der Alpe Spullers Grabs, heuer von zehn Landwirten acht abgesagt haben. Ihnen ist das Risiko dort wegen der TBC-Ansteckungsgefahr einfach zu groß“, berichtet Brunner.

Statt 120 Mutterkühen mit Kälbern würden die Alpe im heurigen Sommer daher lediglich 25 Rinder und zehn Pferde bewohnen. „Viele Bauern haben eben Angst vor Ansteckung ihres Viehs“, sagt Brunner.

Keine Alpe, höhere Kosten

Der Klostertaler glaubt, dass immer noch nicht genug getan wird, um das Problem TBC in den Griff zu bekommen. Dabei liegt es im Interesse fast aller, dass die Bauern ihre Tiere im Sommer auf die Alpen schicken und diese entsprechend bewirtschaftet und bearbeitet werden. Kommunen, Tourismus und die Bauern profitieren von bewirtschafteten Alpen. Diese schaffen Arbeitsplätze für Hirten, Senner, Gastronomen.

Auf die Bauern kämen beträchtliche finanzielle Mehrbelastungen zu, könnten sie ihre Kühe und Kälber nicht mehr in die Berge schicken. Christoph Freuis (37), Geschäftsführer des Vorarlberger Alpwirtschaftvereins, erklärt: „Es zahlt zwar jeder Landwirt pro ausgewachsener Kuh 100 Euro, doch er bekommt dafür eine Förderung von 50 Euro. Dazu gibt es noch andere Unterstützungsgelder von der ÖPUL (das österreichische Programm zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft). Diese definieren sich in ihrer Höhe durch den Heimstandort des Viehs und den Fütterungsaufwand. Ein Bergbauer erhält mehr Fördergeld als ein Landwirt, der seine Tiere problemlos im Tal halten kann und weniger Aufwand hat.“

Schwärzler beruhigt

Auf der Alpe muss der Bauer seine Tiere nicht füttern. Schickt ein Landwirt mit 20 Stück Vieh seine Tiere nicht auf die Alpe, so kämen auf ihn – je nach Futteraufwand – Zusatzkosten von mehreren Tausend Euro zu. Probleme könnten sich laut Freuis auch wegen der Fördergelder für die Alpweidenbewirtschaftung ergeben. “Im schlimmsten Fall drohen sogar Rückzahlungen von diesen Geldern aufgrund mehrjähriger Verträge zur Bewirtschaftung, wenn diese vertraglich vereinbarten Verpflichtungen nicht eingehalten werden können”, erklärt der Geschäftsführer.

Zudem entstünde noch ein grundsätzliches Problem: “Wird eine Alpfläche mehrere Jahre nicht bewirtschaftet, entarten die Alpweiden und können nur noch sehr schwer wieder nutzbar gemacht werden.”

Agrarlandesrat Erich Schwärzler will sich seinen Optimismus für den heurigen Alpsommer nicht nehmen lassen. “80 Prozent der Bauern, die in den vergangenen Jahren Vieh auf die Alpen schickten, tun das auch heuer. Dass wir auch aufgrund des Fehlens von Vieh aus Liechtenstein und der Schweiz heuer weniger Rinder auf den Alpen haben werden, ist jedoch eine Tatsache”, hält Schwärzler fest.

Seine Empfehlung: Man möge die Alpen im diesjährigen Sommer mit mehr Schafen und Pferden bestoßen. Darüber hinaus fordert Schwärzler die rigorose Umsetzung aller Maßnahmen, die nach der Serie positiver TBC-Testfälle im Winter beschlossen wurden.

Ich würde empfehlen, im heurigen Sommer mehr Schafe und Pferde auf die Alpen zu schicken.

Erich Schwärzler

Vorarlberger Alpen

520 bewirtschaftete Alpen

40.300 Tiere

» 9000 Milchkühe

» 2200 Mutterkühe

» 1000 Pferde

» 23.800 Stück Jungvieh

» 3400 Schafe

» 900 Ziegen