Ende für Geschenke an Volksschüler gefordert

Der Einser-Flut bei Abgängern sollen einheitliche Benotungsrichtlinien Einhalt gebieten.
Bregenz. Das Mädchen, der Bub soll ins Gymnasium. Koste es, was es wolle. Das machen viele Eltern den Volksschullehrern nicht selten schon in der ersten Klasse klar. Und werden dann in der vierten Klasse recht ungemütlich. Dieser Drucksituation sind die Lehrer oft nicht gewachsen. Sie verteilen die Einser als Abschiedsgeschenke – und damit die Eintrittskarten fürs Gymnasium.
Drang ins Gymnasium
„Im vergangenen Jahr war die Einser-Flut bei Volksschulabgängern in Dornbirn zu beobachten. Heuer geschieht das in Lustenau“, berichtet Hubert Metzler (65), der sich beim Landesschulrat mit AHS-Agenden befasst und Entwicklungen an den Gymnasien im Land genau kennt. Am BRG Dornbirn-Schoren gab es im vergangenen Jahr satte 138 Anmeldungen für die Unterstufe, heuer waren es nur noch 100. Umgekehrte Entwicklung in Lustenau: Dort wollten 2015 nur 71 Schüler an die Schule, heuer sind es 107. „Und wenn es dann an einem Standort aufgrund der nicht zu bewältigenden Anmeldezahl zu unbeliebten Abschiebungen an andere Schulen kommt, konzentrieren sich hohe Anmeldezahlen eben auf einen neuen Standort“, erklärt Metzler den Kreisel.
Am BG Lustenau werden keine Schüler nach Dornbirn oder Bregenz verschoben. Dort wird eine vierte erste Klasse eröffnet. Platz ist genug, weil es andererseits nur noch eine neue Oberstufenklasse geben wird.
Immer lauter erschallt der Ruf nach einheitlichen Benotungsstandards für Volksschulabgänger. „Es ist eine unserer vordringlichsten Aufgaben, in der Arbeitsgruppe mit Vertretern von Volksschule, Mittelschule und Gymnasium verbindliche Benotungsrichtlinien zu schaffen, um Objektivität zu gewährleisten“, sagt Pflichtschullandesinspektorin Karin Engstler (58). Von zentral durchgeführten Einheitsschularbeiten in Deutsch und Mathematik hält Engstler nichts. „Das lässt sich organisatorisch nicht machen. Aber einheitliche Leistungskriterien für den Übergang in die Sekundarstufe müssen wir natürlich definieren.“ Zuvor will sich Engstler noch mit ihrem Inspektorkollegen vom Bezirk Dornbirn, Arno Wohlgenannt, mit den Lustenauer Volksschuldirektoren über die Einser-Flut unterhalten. Engstler verlangt, dass sich eine faire Benotung nach den Bildungsstandards richten muss. Soll heißen: Ein Viertklässler kann nicht erstklassige Noten im Abschlusszeugnis haben, wenn er die Bildungsstandards nicht oder kaum erreicht.
Klartext mit Eltern
Christoph Wund (53), Direktor der VS Kirchdorf, räumt ein, dass es heuer nach Ende des ersten Semesters mehr Sehr gut an seiner Schule gab als im letzten Jahr. „Aber es waren nicht doppelt so viele. Abgesehen davon hatten wir heuer mehr Schulabgänger.“ Und die VS Kirchdorf ist mit 415 Schülern die mit Abstand größte Volksschule in Lustenau.
Der Druck auf die Lehrer, den Schülern gymnasiumtaugliche Noten zu geben, sei jedes Jahr da. „Wir sind das schon gewohnt“, erklärt Wund. Der Schulleiter schlägt vor, dass die Beurteilung eines Kindes und dessen Perspektiven für die weitere Schullaufbahn nicht erst in der vierten Klasse erfolgt. „Wir müssen bereits in der dritten Klasse gemeinsam mit den Eltern Klartext reden. Oft zeichnet sich nämlich dann schon ab, wie geeignet oder nicht geeignet das Kind für einen bestimmten Bildungsweg ist. Wir müssen zu vermeiden versuchen, dass wichtige Entscheidungen erst drei Wochen vor Notenschluss fallen und dann ein übergroßer Druck aufgebaut wird.“ Klar ist für ihn: „Eine Trennung der Kinder mit zehn ist zu früh.“
Anmeldungen AHS für 2016/2017
BG Bludenz
» Insgesamt: 115 Schüler
» Mit lauter Sehr gut: 56
» Ein Gut entweder in Deutsch
oder Mathe: 26
» Zwei oder mehr Gut
(davon in D und M): 33
BG Blumenstraße
» Insgesamt: 154 Schüler
» Mit lauter Sehr gut: 83
» Ein Gut entweder in Deutsch
oder Mathe: 48
» Zwei oder mehr Gut
(davon in D und M): 23
BG Gallusstraße
» Insgesamt: 100 Schüler
» Mit lauter Sehr gut: 73
» Ein Gut entweder in Deutsch
oder Mathe: 18
» Zwei oder mehr Gut
(davon in D und M): 9
BG Dornbirn
» Insgesamt: 139 Schüler
» Mit lauter Sehr gut: 96
» Ein Gut entweder in Deutsch
oder Mathe: 43
» Zwei oder mehr Gut
(davon in D und M): 0
B.O.RG Dornbirn-Schoren
» Insgesamt: 100 Schüler
» Mit lauter Sehr gut: 59
» Ein Gut entweder in Deutsch
oder Mathe: 38
» Zwei oder mehr Gut
(davon in D und M): 3
BG Lustenau
» Insgesamt: 107 Schüler
» Mit lauter Sehr gut: 69
» Ein Gut entweder in
Deutsch oder Mathe: 38
» Zwei oder mehr Gut
(davon in D und M): 0
BG/BRG Feldkirch-Rebberggasse
» Insgesamt: 125 Schüler
» Mit lauter Sehr gut: 81
» Ein Gut entweder in
Deutsch oder Mathe: 41
» Zwei oder mehr Gut
(davon in D und M): 3
BRG/BORG Feldkirch-Schillerstraße
» Insgesamt: 66 Schüler
» Mit lauter Sehr gut: 40
» Ein Gut entweder in
Deutsch oder Mathe: 18
» Zwei oder mehr Gut
(davon in D und M): 8
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