Fleckorgie bei der Mathe-Matura

Vorarlberg / 25.05.2016 • 21:52 Uhr
Die diesjährigen Mathematikmaturaaufgaben stoßen bei vielen Lehrern und Direktoren auf Kritik. Foto: APA
Die diesjährigen Mathematikmaturaaufgaben stoßen bei vielen Lehrern und Direktoren auf Kritik. Foto: APA

Ein Drittel der Vorarlberger AHS-Schüler war bei Zentralreifeprüfung negativ.

Bregenz. Die offizielle Notenbilanz über die schriftliche Zentralmatura an den Gymnasien und an den berufsbildenden höheren Schulen in Österreich gibt es zwar erst am 31. Mai. Aber schon jetzt zeichnet sich an den AHS ein ernüchterndes Ergebnis ab, speziell in Vorarlberg. „Es läuft auf ungefähr 30 Prozent negative Arbeiten hinaus“, sagt der Vorarlberger Leiter der Arbeitsgruppe Mathematik für die Gymnasien, Freddy Wittwer (34), obwohl dem Landesschulrat noch keine offiziellen Gesamtergebnisse vorliegen. Das wären doppelt so viele Fünfer wie im Vorjahr. Damals schrieben 15,3 Prozent aller Maturakandidatinnen und -kandidaten an den 14 Vorarlberger Gymnasien in der schriftlichen Matheklausur einen Fleck.

Ein Ausreißer

Auffallend: Die Ergebnisse an den verschiedenen Schulen differieren zum Teil beträchtlich. Der positive Ausreißer ist das BG Feldkirch-Rebberggasse. Laut Direktor Ulrich Sandholzer (60) schrieben dort 39 von 41 angetretenen Kandidaten in Mathematik eine positive Note. „Wir hatten heuer aber auch wirklich hervorragende Schüler, und auch die Mathelehrer sind sehr gut“, freut sich Sandholzer.

An vielen anderen Schulen ist alles andere als Freude angesagt. Beispiel Oberstufenrealgymnasien: Diese Schulformen, traditionell schwächer als die Langformen, liegen in Mathematik bei einer Durchfallsquote von bis zu 50 Prozent.

Aber auch in mehreren achtjährigen Gymnasien im Land gibt es lange Gesichter. Am BG Gallusstraße blieben in einer der zwei Maturaklassen mehr als 50 Prozent der Schüler negativ, in der anderen Klasse dann aber nur 13 Prozent. Am BG Blumenstraße hatten 27 von 62 Schülern ein Nicht genügend in Mathe, das sind knapp 44 Prozent. Am BG Bludenz waren es laut VN-Nachfrage „nur“ 18 Kandidaten von 71, ein gutes Viertel.

Scharfe Kritik

Dass die Ergebnisse bei Direktoren, Lehrern, Eltern und vor allem Schülern keine Freude auslösen, liegt auf der Hand. Mehrere Direktoren sind auf die Autoren der zentral gestellten Mathematikaufgaben nicht gut zu sprechen. Reinhard Sepp (52) vom BRG Dornbirn-Schoren: „Die Aufgaben waren nicht fair, vor allem nicht, wenn man sie mit jenen der BHS vergleicht.“ Thomas Mittelberger (59) vom BG Gallusstaße: „Die Textaufgaben wichen von jenen der Übungsaufgaben ab. Hier geht es ja nicht um die Bedienung von Talenten, sondern um Maturaaufgaben, die von möglichst allen Kandidaten gelöst werden können.“ Scharfe Kritik kommt auch von ARGE-Mathe-Leiter Wittwer: „Vor allem die Anordnung der Aufgaben war didaktisch misslungen. Man fängt nicht mit den schwierigeren Fragen an, um die Kandidaten noch nervöser zu machen, als sie ohnehin schon sind.“ Nicht zu schwer findet Wittwers Vorgänger als ARGE-Leiter, Edi Engler (63), die Aufgaben: „Sie unterliefen alle Feldtestungen. Schüler müssen in der Lage sein, den Sinn der Aufgaben zu erkennen. Auch für schwächere Schüler war das zu machen.“

Die Ergebnisse der Zentralmatura liegen bundesweit spätestens kommende Woche vor.