Ein letzter Rest von Textilschule

Vorarlberg / 06.07.2016 • 21:15 Uhr
An der HTL Dornbirn soll Textiles nun doch auch in der Zukunft eine Rolle spielen.  Foto: VN/Hofmeister
An der HTL Dornbirn soll Textiles nun doch auch in der Zukunft eine Rolle spielen.  Foto: VN/Hofmeister

HTL Dornbirn kämpft nach Konflikten der Vergangenheit um eine gedeihliche Zukunft.

Dornbirn. Wer früher nach Dornbirn in eine berufsbildende höhere Schule ging, ging in die Textilschule. So hieß im Volksmund jene Bildungsstätte, die sich heute Höhere Technische Lehranstalt nennt, und so wird sie bei älteren Semestern zum Teil immer noch genannt.

Konflikte

Fast hätte die HTL, die seit den 1990er-Jahren ihren Standort in der Höchsterstraße hat, mit Textilem fast gar nichts mehr zu tun gehabt. Es gab Pläne, jenen Bereich, der früher die Wirtschaft des Rheintals prägte, praktisch gänzlich einzustellen. Zu den Verfechtern dieser Linie zählte der für die technischen Schulen zuständige Landesschulinspektor Johannes Schwärzler (54). Die Folge: Es kam zu Konflikten zwischen Schulaufsicht und Schule, aber auch unter den Lehrern. Die rund 25 im Textilbereich tätigen Lehrkräfte sorgten sich um ihre Zukunft. Direktor Thomas Achhammer reichte seinen Rücktritt ein, LSI Schwärzler bat darum, die Schule aus seinem Wirkungsbereich zu nehmen, Kollegin Maria Strolz (49) als Aufsichtsorgan der humanberuflichen Schulen übernahm schließlich die HTL.

Neuer Leiter

Am 1. September wird nun Michael Grünwald (55), Abteilungsvorstand für den Bereich Chemie-Ingenieurswesen, die Führung der Schule provisorisch übernehmen. Er ist zuversichtlich, die Schule in ruhigeres Fahrwasser zu bringen, mit Textil im Angebot. „Wir setzen in der Zukunft auf den Bereich Textiltechnik/Versuchsstoffe. Wir sind überzeugt, dass technischen Textilien die Zukunft gehört.“ Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer unterstützen laut Grünwald die neue Ausbildungsrichtung ebenfalls. Fachlehrer im Bereich Textil müssten sich dann aber wohl umschulen lassen, denn die traditionellen Konfektionsklassen haben ausgedient. Die jetzt noch geführten Klassen lässt man auslaufen, ohne neue zu eröffnen.

Neue Inspektorin

In der Arbeitsgruppe zur Vorbereitung des neuen Ausbildungsangebots ist auch die Inspektorin der humanberuflichen Schulen, Maria Strolz. Das ihr nicht ganz freiwillig zugelaufene jüngste Kind scheint nun zu gehorchen. Strolz berichtet von einem engagierten Lehrerteam, das sich der Zukunft stellt. „Wir werden die Ausbildung im Bereich Textiltechnik im kommenden Jahr gut vorbereiten. Ab März 2017 sollen dann Anmeldungen möglich sein. Die neue Ausbildung wird im Schuljahr 2017/2018 starten.“

Zweitgrößte Schule

Dass die Übertragung der Schulaufsicht von einem Inspektor auf den anderen zwar nicht alltäglich, aber als Problemlösung schon erprobt sei, betont Evelyn Marte-Stefani (55), Amtsdirektorin des Landesschulrats. „Wir haben das vor zehn Jahren schon einmal gemacht. Es hat funktioniert. Nicht unerwähnt darf zudem bleiben, dass Johannes Schwärzler selber um die Entbindung seiner Aufsichtspflichten für die HTL Dornbirn gebeten hat. Dem sind wir nachgekommen. Zudem gehört die an der HTL Dornbirn angebotene Ausbildung Mode vom Lehrplan her zum humanberuflichen Zweig, also zu jenem von Maria Strolz. Trotzdem ist ihre Schulaufsicht in Dornbirn nur interimsmäßig.“ Die Schulleitung soll hingegen in absehbarer Zeit fix werden. Die Ausschreibung für den Posten des Direktors startet im kommenden Schuljahr.

Die HTL Dornbirn ist die zweitgrößte berufsbildende höhere Schule im Land. Sie wird von 1100 Schülern besucht, die von 140 Lehrern unterrichtet werden.

Wir setzen in der Zukunft definitiv auf den Bereich Textiltechnik.

Michael Grünwald