Breite Unterstützung für die Nachbarschaftshilfe

Betroffene bedauern Ende des Caritas-Projekts. Regierung richtet Brief ans Ministerium.
Feldkirch, Schwarzach. Rasul Abdusalamov wartet auf seinen Asylbescheid. Schon lange. Seit September 2012 ist der 30-Jährige in Österreich. Er wartet und wartet. Das heißt: Er darf nicht arbeiten; ausgenommen im Tourismus und in öffentlichen Institutionen. Bis vor Kurzem konnte er zudem etwas Geld im Rahmen der Caritas Nachbarschaftshilfe verdienen. Dreieinhalb Jahre lang tat er das. Nun darf er das nicht mehr. Das Caritas-Projekt musste nach 23 Jahren eingestellt werden, weil es laut Sozialministerium und Finanzpolizei nicht erlaubt ist. Dies sei im Ausländerbeschäftigungsgesetz klar geregelt, die VN berichteten.
Die Nachbarschaftshilfe ermöglichte es Asylwerbern, Privatpersonen bei bestimmten Arbeiten zu helfen. Diese spendeten an die Caritas sechs Euro pro Stunde. Mit diesem Geld wurden die Flüchtlinge versichert, vier Euro bekamen sie als Taschengeld – höchstens 110 Euro. Caritas-Direktor Walter Schmolly erklärt: „Das Ministerium hält das für ein Dienstverhältnis. Ist es ein Dienstverhältnis, wenn jemand einen Asylwerber einlädt, seinen Rasen zu mähen?“
Die politische Landschaft in Vorarlberg stärkt der Caritas den Rücken. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) informierte im Pressefoyer, dass die Regierung mit einem Brief den zuständigen Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) auffordert, einen Vertreter des Landes in jene Arbeitsgruppe einzuladen, die neue Modelle für gemeinnützige Tätigkeiten ausarbeiten soll. „Die private Nachbarschaftshilfe ist ein wichtiger Mosaikstein für die Integration im Land. Es werden soziale Kontakte geknüpft und so mögliche Vorurteile abgebaut. Es gilt, bis Herbst die Nachbarschaftshilfe wieder auf die Beine zu bringen“, hält Wallner fest. Mit Minister Stöger, der kommende Woche die Festspiele besucht, sei bereits ein Gesprächstermin vereinbart worden. Caritas-Direktor Schmolly baut darauf, dass es bald wieder ein Projekt gibt. Dem Treffen des Landeshauptmannes mit Sozialminister Stöger würde er sich gerne anschließen: „Dann könnte ich ihm das Projekt verständlich machen und erklären.“
„Wunderbares Projekt“
Elisabeth Mathis ist 63 Jahre alt, Pensionistin und ÖVP-Stadträtin in Bregenz. Bei Gartenarbeiten hat sie sich bereits öfters Hilfe geholt: „Meine Erfahrungen sind sehr positiv. Es ist ein wunderbares Projekt, eine Win-Win-Situation“, schildert sie. Noch immer habe sie Kontakt zu einem der jungen Afghanen. „Wenn er Fragen hat, versuche ich, ihn zu unterstützen“, berichtet Mathis. Auch ihr Engagement habe sich verändert. Mittlerweile kocht sie regelmäßig in einem Heim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
Rasul Abdusalamov wird mittlerweile oft von Auftraggebern zum Kaffee eingeladen. „Es ist leichter, sprechen zu lernen, wenn man Kontakt mit Menschen hat“, erklärt er auf Deutsch, und fügt an: „Viele Asylwerber, die nur rumsitzen, kommen auf schlechte Gedanken. Es war echt ein gutes Projekt.“ Er will nun bei der Feuerwehr Göfis die Wartezeit überbrücken: „Ich werde so oft wie möglich bei Übungen mitmachen. Am besten gehe ich jeden Tag hin, damit ich etwas zu tun habe.“ Er weiß noch nicht, wie lange sein Verfahren dauert: „Vielleicht fünf Jahre, vielleicht bis morgen.“ Und immer nur spazieren zu gehen, sei auf die Dauer zu wenig.
Immer nur spazieren zu gehen, ist auf die Dauer zu wenig.
Rasul Abdusalamov