Kopftuch schon in der Volksschule

Die Zurschaustellung islamischer Symbole nimmt an Vorarlbergs Bildungsstätten zu.
Schwarzach. Es sind Beobachtungen, die von den Verantwortlichen mehrerer Schulen im Land geteilt und auch von Schulaufsichtsorganen bestätigt werden: An Vorarlberger Schulen hat die Zahl der aus religiösen Motiven Kopftuch tragenden Mädchen zugenommen. In diesem Zusammenhang ist auch das Phänomen zu beobachten, dass vereinzelt bereits Volksschulmädchen Kopftuch und knöchellange Gewänder tragen – auch im heißen Sommer. „Dies ist keine Massenerscheinung, aber es kommt vereinzelt vor. Früher gab es das nicht“, sagt Bezirksschulinspektor Wolfgang Rothmund (61).
Der erfahrende Schulexperte ortet eine höhere Bereitschaft von Muslimen, ihre Mädchen zu optischen Botschaftern ihres Glaubens zu machen. „Das bewusste Zurschaustellen von islamischen Symbolen hat zugenommen“, behauptet Rothmund.
Wertend will er diese Aussage nicht verstanden wissen. „Es ist eine Feststellung. Und ich möchte betonen: Das Tragen von Kopftüchern als Zeichen der Zugehörigkeit zum islamischen Glauben ist nicht verboten.“
Auffallend sei, so Rothmund, „dass die Bereitschaft zum Tragen eines Kopftuches auch von der Gesinnung des islamischen Religionslehrers an der Schule abhängt. Das heißt: Es unterrichten auch sehr konservative Religionslehrer, die zum Kopftuchtragen ermuntern. So gesehen gibt es an den Volksschulen viele, die dem Religionslehrer nicht folgen. Weil kopftuchtragende Volksschulmädchen ja insgesamt nur vereinzelt vorkommen.“
Kopftuch im Unterricht
In der Volksschule Bregenz-Schendlingen trägt derzeit nur ein Kind Kopftuch. Eine Erstklässlerin. Bruno Jagg, Direktor der Schule: „Bisher hat noch keine Schülerin durchgehend alle vier Jahre Kopftuch getragen. Aber zwischendurch tun sie das.“ Auch an der VS Schendlingen prägt die Haltung der Religionslehrer die Sitten. „Eine unserer islamischen Religionslehrerinnen will, dass die Kinder in ihren Unterricht ein Kopftuch mitnehmen“, berichtet der Schulleiter. An Jaggs Schule haben 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler einen migrantischen Hintergrund.
Auch sein Kollege Wolfgang Felder (57) von der Volksschule Rotkreuz in Lustenau berichtet von kindlichen Kopftuchträgerinnen an seiner Bildungsstätte. „Es sind aber wirklich nur einige wenige“, betont Felder. Man nehme das zur Kenntnis, weil es nicht rechtswidrig sei. „Natürlich haben Kolleginnen und Kollegen eine Privatmeinung zu diesem Thema. Auch ich. Aber die geht niemanden etwas an.“ Dass Volksschulmädchen, die noch vor ihrer Geschlechtsreife stehen, selbst im heißen Sommer von Kopftuch und langem Gewand verhüllt sind, werde man dann nicht mehr dulden, „wenn wir erkennen müssten, dass die Kinder dadurch gesundheitliche Probleme bekommen würden.“
Verboten wird das Tragen des Kopftuches in der Regel im Sportunterricht. „Hier geht es um den Sicherheitsaspekt“, erklärt Wolfgang Rothmund. Man würde bei diesem Thema auch nicht mit Eltern diskutieren. „Akzeptiert werden alternative Kopfbedeckungen, die keinerlei Gefahr darstellen“, informiert der Schulinspektor.
Sicherheit vor Religion
Einfluss auf den Unterricht abseits der Religionsstunden wird offiziell keiner Religion zugestanden. „Es kann nicht sein, dass uns Eltern auffordern, ihr Kind aus religiösen Gründen vom Singen, vom Turnen oder vom Schwimmen zu befreien“, sagt Rothmund. Diesbezüglich seien im Schuljahr 2014/2015 einige Fälle vorgekommen, in denen er klärend habe eingreifen müssen. Verweigern sich Eltern den Anordnungen trotzdem, folgen Anzeigen und Strafen.
Häufiger tragen Mädchen in der Sekundarstufe das Kopftuch. Das bestätigt Gerd Neururer (53), Direktor an der NMS Lustenau Rheindorf. „Den Grund dafür sehe ich nicht in einer zunehmenden Islamisierung, sondern in der Tatsache, dass wir mehr Kinder aus Kriegsregionen der ehemaligen Sowjetunion sowie Flüchtlinge aus islamischen Ländern haben. Genau diese Kinder sind jedoch auffallend fleißig und strebsam“, betont der Schulleiter.
Der Religionslehrer hat Einfluss auf das Tragen eines Kopftuches.
Wolfgang Rothmund