„Wir müssen auch bei Krisen sachlich bleiben“

Reinhard Metzler zeigt sich mit den Abschussquoten im Klostertal und Silbertal zufrieden.
Feldkirch. Der Landesjäger stellt seinen Weidmännern für das letzte Jahr ein mustergültiges Zeugnis aus. Dennoch sind er und seine Kollegen in Sorge, dass es mit der TBC-Problematik bald wieder losgehen könnte.
Die allgemeine Jagdsaison neigt sich dem Ende zu. Wie sieht Ihre Bilanz vor dem Hintergrund des TBC-Problems aus?
Metzler: Noch ist die Jagdsaison nicht zu Ende. In den TBC-Kern- und Randgebieten dauert sie für das Rotwild bekanntlich länger, in den Kerngebieten gibt es praktisch keine Schonzeit mehr. Was bisher von den Jägern geleistet wurde, verdient allerdings Hochachtung. Im Vergleich zum Vorjahr wurde ganze Arbeit geleistet. Der Erfüllungsgrad bei den Abschüssen ist vor allem in den kritischen Gebieten um einiges höher. Ich muss nochmals betonen: Wir reden hier vom Rotwild. Nur dieses ist von der Aufhebung der Schonzeit betroffen.
Gibt es diesbezüglich konkrete Zahlen?
Metzler: Ja, es gibt dazu aktuelle Zahlen mit Stichtag 1. Dezember. Bis zu diesem Tag wurden im Gebiet Bartholomäberg/Sibertal 463 Stück Rotwild erlegt. Das ist ein Erfüllungsgrad von 77,17 Prozent. Das Soll liegt bei 600 Tieren. Zum Vergleich dazu: 2015 mit Stichtag 3. Dezember wurden nur 273 Stück Rotwild erlegt, das waren 50,56 Prozent des Solls von 500 Tieren. Im Klostertal wurden zum selben Stichtag in diesem Jahr 130 Stück Rotwild erlegt, bei einem Soll von 110 Stück. Das entspricht einem Erfüllungsgrad beim Abschuss von 118,18 Prozent. Die Jagd hat im vergangenen Jahr sehr viel Eigenverantwortung übernommen und musste nicht nur Behördenaufträge erfüllen.
Was auffällt ist, dass das Silbertal der Quote trotz respektabler absoluter Abschusszahlen hinterherhinkt. Wer definiert eigentlich dieses Soll?
Metzler: Warum man im Silbertal gerade die Zahl 600 zum Soll erklärt hat, weiß ich, ehrlich gesagt, nicht. Ich kann nur sagen: Gerade im Silbertal, wo man die Jägerschaft immer wieder hart kritisiert hat, wurde Großartiges geleistet. Zumal das Jagdjahr ja noch nicht zu Ende ist und die Abschussquote noch erhöht werden könnte.
Derzeit soll es jedoch sehr schwierig sein, zu jagen. Warum?
Metzler: Das hat mit dem Wetter zu tun. Es ist zwar kalt, hat aber keinen Schnee. Das Rotwild zieht sich weit nach oben zurück und ist kaum aktiv. Daher ist es nicht leicht, die Tiere aufzustöbern. Wir würden Schnee brauchen. Dann käme das Wild wieder nach unten und könnte leichter gejagt werden. Ich hoffe, der Schnee kommt bald.
Es hat immer wieder Konflikte zwischen Jägern und Landwirten gegeben. Auch die Behörden gerieten in ihre Kritik. Haben sich die Wogen geglättet?
Metzler: Ja, das kann man so sagen. Ich habe mit Landwirtschaftskammerpräsident Moosbrugger eine gute Gesprächsbasis, auch wenn wir gelegentlich unterschiedlicher Meinung sind. Auch die Behörden haben ihre Arbeit in den vergangenen Wochen ordentlich gemacht.
Wie sehr haben Sie trotzdem Angst, dass mit der TBC bald alles wieder losgehen könnte?
Metzler: Wir sind besorgt, klar. Und natürlich muss man immer damit rechnen, dass wieder TBC-Ansteckungen von Wild auf Vieh passieren. Aber ich hoffe für diesen Fall nur eines: Dass wir alle zusammen sachlich mit der Problematik umgehen und nicht übereinander herfallen. Man muss nämlich gerade dann kooperieren, wenn’s kritisch wird.
Nach nur gut einem Jahr im Amt haben Sie angekündigt, im Frühjahr nicht mehr Landesjägermeister sein zu wollen. Warum?
Metzler: Ich werde das zu gegebener Zeit begründen. Aber jetzt konzentriere ich mich auf die aktuellen Herausforderungen.
Ich werde zu gegebener Zeit begründen, warum ich zurücktrete.
Reinhard Metzler
Zur Person
Reinhard Metzler
Der Rankweiler Unternehmer übernahm das Amt des Landesjägermeisters vor gut einem Jahr vom Schrunser Arzt Ernst Albrich. Metzler führt zwei Betriebe mit insgesamt 85 Beschäftigten. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.