Noch nie zuvor war ein Dezember trockener

Vorarlberg / 12.01.2017 • 18:33 Uhr
Faszinierende Abendstimmung am trockenen Ufer in Lindau. Foto: VN
Faszinierende Abendstimmung am trockenen Ufer in Lindau. Foto: VN

8,3 Millimeter Regen im Dezember 2016: Minusrekord seit Beginn der Messungen.

Schwarzach. Einen trockeneren Dezember als den vergangenen gab es seit Beginn der Niederschlagsmessungen in Vorarlberg im Jahre 1881 noch nie. Nur 8,3 Millimeter Niederschlag wurden im zwölften Monat des abgelaufenen Jahres an der Messstelle Bregenz registriert.

Damit endet ein Jahr, das voll war mit Wetterkapriolen und Launen der Natur. Während Nässe und Frost im Frühjahr die Bauern plagten, ärgerte ein versiegelter Himmel im Dezember vor allem die Wintersportorte, die so gerne noch vor den Weihnachtsferien Schnee gehabt hätten.

Der Rekordnovember

„Das jetzt zu registrierende Niedrigwasser ist schon bemerkenswert“, erlaubt sich Ralf Grabher (50) von der Wasserwirtschaft eine Einschätzung. Die in Bregenz gemessene Regenmenge für den Dezember 2016 ist nur ein Zehntel dessen, was gewöhnlich in einem Dezember vom Himmel kommt. Viele Flüsse und Bäche haben derzeit kaum Wasser, der Pegelstand des Bodensees liegt momentan elf Zentimeter unter der durchschnittlichen Höhe in einem Dezember/Jänner.

Der absolute Rekord an Trockenheit bleibt allerdings einem November vorenthalten, und zwar 2011. Da wurden an der Bregenzer Messstelle 0,0 Millimeter Niederschlag registriert. „Es hat in diesem Jahr vom 26. Oktober an insgesamt 35 Tage lang nicht geregnet“, zitiert Grabher seine Statistiken.

Angst um die Wasserversorgung muss man in Vorarlberg dennoch nicht haben. „Dafür haben die nassen Monate im Frühjahr gesorgt“, beruhigt Thomas Blank (51), Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft im Land. „Wir können noch von den Monaten zehren, als es sehr viel regnete. Es kann sein, dass die eine oder andere Quelle langsam versiegt, aber es gibt noch genug andere. Wir haben Reserven.“

Kein Problem mit der relativen Wasserknappheit herrscht auch aus ökologischer Sicht. Dietmar Buhmann (59) vom Umweltinstitut des Landes: „Der Niedrigwasserstand ist ökologisch überhaupt kein Problem“, stellt der Experte fest.

Kälte war gut

Als positiv für den Bodensee bewertet Buhmann die niedrigen Temperaturen der letzten Zeit. „Das war für die Durchmischung des Wassers von Vorteil. Je kälter das Wasser, desto eher findet ein Wasseraustausch zwischen den einzelnen Schichten statt, desto eher dringt sauerstoffhaltiges Oberflächenwasser in die Tiefe.“ Dies sei in den letzten Jahren durch die milden Temperaturen im Winter kaum der Fall gewesen. „Noch hatte es keine Auswirkungen, die kritisch zu beurteilen gewesen wären. Aber es ist auf alle Fälle besser, wenn es kalt ist und dadurch ein Sauerstoffaustausch besser möglich ist.“

Der Experte spricht in diesem Zusammenhang von einem Dichtemaximum, das bei vier Grad Celsius liege. „Diese Wasserdichte entscheidet über die Einmischung und den Sauerstoffaustausch im Bodensee“, erklärt Dietmar Buhmann. Die derzeitige Situation könne positive Effekte auf die Fischpopulation haben.

Die niedrigen Temperaturen der letzten Zeit waren positiv für die Wasserdurchmischung.

Dietmar Buhmann
Gewöhnlich reicht das Wasser am Lochauer Seeufer bis zum dunklen Streifen, heuer nicht.  Foto: VN/Steurer
Gewöhnlich reicht das Wasser am Lochauer Seeufer bis zum dunklen Streifen, heuer nicht. Foto: VN/Steurer

Niederschlagsmenge

Dezember:

2016: 8,3 Millimeter

2015: 51,7 Millimeter

2014: 170,7 Millimeter

2013: 43,6 Millimeter

2012: 180,5 Millimeter

2011: 212,1 Millimeter

2010: 147,4 Millimeter

2009: 150,0 Millimeter

2008: 139,6 Millimeter

2007: 124,0 Millimeter

2006: 85,6 Millimeter

2000: 23,5 Millimeter

1975: 14,2 Millimeter

1972: 15,8 Millimeter

1963: 12,0 Millimeter