Vorarlberg sucht Pädagogen

Vorarlberg / 18.01.2017 • 21:08 Uhr
Der Beruf des Pädagogen hat Zukunft. In Vorarlberg wird der Lehrermangel in den kommenden Jahren zunehmen.   Foto: VN/Steurer
Der Beruf des Pädagogen hat Zukunft. In Vorarlberg wird der Lehrermangel in den kommenden Jahren zunehmen.   Foto: VN/Steurer

Die Personalsituation an den Schulen wird sich in den kommenden Jahren verschärfen.

Bregenz. Heute erhält Schullandesrätin Bernadette Mennel dienstlichen Besuch. Angekündigt haben sich Lehrerpersonalvertreter. Thema: Lehrermangel. Ein Problem, das allen bewusst ist und massiver Gegensteuerung bedarf. „Viele Kollegen gehen in den kommenden Jahren in Pension, es kommen zu wenige neue Lehrer nach. Das Dilemma ist offenkundig“, sagt Willi Witzemann (57), seit kurzer Zeit Personalvertreter der Pflichtschullehrer. Allein 190 Pflichtschulpädagogen verabschieden sich laut Witzemann heuer in den Ruhestand, nicht annähernd so viele Nachrücker seien zu erwarten. „Und wenn man bedenkt, dass im laufenden Studienjahr nur 40 Personen das Studium zum Sekundarlehrer aufgenommen haben, dann weiß man, was auf uns zukommt.“

Der Personalvertreter weist unter anderem auf das Jahr 2019 hin. „Da wird es aufgrund des Lehrerstudiums neu, welches nun vier statt drei Jahre dauert, überhaupt keine Studienabsolventen für die Schulen geben, sehr wohl aber 147 Pensionierungen.“

Fachkräfte als seltene Spezies

Differenzierter beurteilen Verantwortliche die Situation im Bereich höhere Schulen. AHS-Landesschulinspektorin Christine Schreiber (62): „Kurzfristig verbessert sich die Personalsituation an den Gymnasien. Dies deswegen, weil wir derzeit 48 Unterrichtspraktikanten haben. Normalerweise sind es zwischen 25 und 28.“ Relativierender Nachsatz: „Die hohe Zahl der Unterrichtspraktikanten erklärt sich natürlich auch dadurch, dass es dieses Praktikum nicht mehr lange gibt und die Studenten des alten Systems deswegen aktiv werden. Wie es in einigen Jahren aussieht, wird sehr von den Rahmenbedingungen abhängen“, meint Schreiber. „Bei uns wird sich die Personalsituation bei den Fachlehrern verschärfen“, ist Kollege Johannes Schwärzler (54) von den berufsbildenden höheren Schulen überzeugt. „Nehmen wir den Bereich Informatik. Die wird überall in den Unternehmen ausgebaut. Deswegen bekommen wir für die Schulen aber nicht mehr Lehrer mit Berufserfahrung, die ihre Kenntnisse  den Schülern vermitteln. Das wird ein Problem. Genauso wie wir für die Fächer Chemie und Physik Probleme bekommen werden“, prognostiziert Schwärzler.

Bündel von Maßnahmen

Dass die derzeit halbwegs zufriedenstellende Personalsituation nur eine Momentaufnahme ist, weiß auch Schullandesrätin Bernadette Mennel (57). „Wir planen ein Bündel von Maßnahmen, um wieder mehr Lehrer zu bekommen. Darum wird es auch im Gespräch mit der Personalvertretung gehen. Wir sind uns da einig“, sagt Mennel.

Die angedachten Maßnahmen sind vielschichtig. „Wir werden  Informationsveranstaltungen abhalten, die Pädagogische Hochschule wird an den Schulen werben, wir werden auch in anderen Bundesländern an den Lehrerausbildungsstätten versuchen, Personal zu rekrutieren“, kündigt die Schullandesrätin an. Für auswärtige Lehrkräfte soll es dabei spezielle Anreize in Form eines Mietzuschusses sowie Spesen für Reisen in die Heimat der Pädagogen geben.

Für Witzemann überdies ein Ziel: „Lehrer müssen im Hochpreisland Vorarlberg mehr verdienen können als in anderen Regionen.“

Viele Lehrer gehen in den kommenden Jahren in Pension. Viel zu wenige Kollegen kommen nach.

Willi Witzemann

Lehrer in Vorarlberg

Allgemeine Pflichtschulen (ausgehend vom Schuljahr 2016/2017)

» 4347 Lehrer für 31.057 Schüler an Volksschulen, Mittelschulen, Sonderpädagogischen Schulen

» 3426,6 Planstellen vom Bund, ca. 500 Planstellen vom Land

» 190 prognostizierte Pensionierungen für 2017

» Ca. 40 Absolventen im Sekundarbereich von der PH Vorarlberg 2017

» Ca. 1530 prognostizierte Pensionierungen von 2018 bis 2027

» Durchschnittlich 150 Pensionierungen pro Jahr von 2018 bis 2027

 

Mittlere und höhere Schulen
(ausgehend von 2016/2017)

» 1850 Lehrpersonen für 1495 Vollbeschäftigungen

» 16.100 Schüler besuchen mittlere und höhere Schulen

» 41 prognostizierte Pensionierungen für 2017

» 586 prognostizierte Pensionierungen von 2018 bis 2026