„Sektion null“ für Vorarlberg

Vorarlberg / 31.03.2017 • 21:50 Uhr
Kern streut der neuen Parteivorsitzenden Sprickler-Falschlunger auf dem Parteitag Rosen. Foto: VN/Hofmeister
Kern streut der neuen Parteivorsitzenden Sprickler-Falschlunger auf dem Parteitag Rosen. Foto: VN/Hofmeister

Sprickler-Falschlunger wurde mit Parteiorganisation im Gepäck zur SPÖ-Chefin gewählt.

Götzis. Die Wiener „Sektion 8“ ist über die SPÖ-Partei­grenzen hinaus bekannt. Sie stellt sozialdemokratische Dogmen infrage, diskutiert unpopuläre Themen, verteidigt linke Gedanken und sorgt damit häufig für innerparteilichen Wirbel. Vor 13 Monaten gründete sich eine Art Realo-Gegenstück: die „Sektion ohne Namen“. Kurz darauf übernahm Christian Kern das Zepter der Bundes-SPÖ, was der Sektion Aufwind bescherte, schließlich ist auch Kerns Sohn Nikolaus dort aktiv. Zu dieser Zeit hieß der Chef der Vorarlberger SPÖ noch Michael Ritsch. Einige Monate später übergab er aus gesundheitlichen Gründen an Gabriele Sprickler-Falschlunger. Am Freitag wählten die Vorarlberger Genossen sie offiziell an die Spitze. Ihr Auftrag: Die SPÖ für die Landtagswahl 2019 fit zu machen. Das will sie mit einer Vorarlberger „Sektion ohne Namen“ erreichen, der „Sektion null“.

Die rote Ausgangslage: 8,8 Prozent, drei Landtagsabgeordnete. 2019 wird wieder gewählt. Sprickler-Falschlungers Ziel: „Mindestens vier Mandate.“ Sie hat auch einen Plan, wie das funktionieren soll. Zum Beispiel über die Themensetzung. Die Parteichefin setzt auf „Arbeit 4.0“. Auch in ihrer Rede auf dem Landesparteitag widmete sie sich den Veränderungen in der Arbeitswelt. „Darauf müssen wir Antworten geben“, erklärt sie im VN-Gespräch. Sie verweist auf einen VN-Artikel: „Darin war die Rede davon, dass die Industrie 50 Softwareentwickler sucht. Die Digitalisierung schafft zwar Jobs für Höherqualifizierte. Doch was ist mit den Menschen, die diese Qualifikation nicht schaffen?“

Hier sei die öffentliche Hand gefordert: „Das hat der ehemalige Dornbirner Bürgermeister Wolfgang Rümmele richtig gemacht. Er pochte darauf, dass die Wäscherei und die Küche im Krankenhaus in Dornbirner Hand bleiben. Die Stadt braucht nämlich diese Jobs.“ Auch der Kontakt zu den Gewerkschaften soll ausgebaut werden: „Dazu möchte ich die FSG stärker einbinden.“ Im Herbst sei zudem eine Tagung zum Thema geplant.

Bei Wahlen spielt das politische Personal eine große Rolle. Sprickler-Falschlunger wird nicht kandidieren, mögliche Spitzenkandidaten hat sie schon im Kopf: „Ich denke da an vielleicht fünf Namen, die ich aber nicht nennen werde.“ Zudem habe sie eine Liste mit Funktionären, die es aufzubauen gilt: „Wir haben viele engagierte Junge.“ Einige davon sollen sich in der neu gegründeten „Sektion null“ engagieren, die der Dornbirner Jungmandatar David Starchl leiten wird. Am Freitag wurde Starchl in den Parteivorstand gewählt.

Ein anderes Spektrum

Die neu gegründete Sektion beginnt mit acht Mitgliedern. „Wir haben die AKS und die SJ, die sich sehr engagieren. Die ,Sektion null‘ deckt nun ein anderes Spektrum ab. Niemand kann alles abdecken“, erläutert Sprickler-Falschlunger. Auch auf anderer Ebene hat sie Arbeit vor sich: „Wir brauchen mehr Frauen und wir müssen uns wieder mit den intellektuellen und kulturellen Menschen austauschen. Wir brauchen diesen Input.“ Das Wichtigste sei jedoch: „Wir brauchen gute Gemeindefunktionäre.“

Der erste Gratulant auf dem Parteitag war Bundeskanzler Christian Kern. Wenn die neue Landeschefin über ihn spricht, gerät sie ins Schwärmen: „Mir gefällt sein Gestaltungswille.“ Einen Rechtsruck in der SPÖ hat sie nicht wahrgenommen: „Das sind höchstens Zugeständnisse, damit die Koalition mit der ÖVP aufrecht bleibt.“ Natürlich sei die Diskussion über das Ende des Relocation-Programms unglücklich: „Häupls antwort war richtig, aber Kern ist ein starker Sozialdemokrat, da kann man auch mal ein Auge zudrücken.“ Eben echte sozialdemokratische Freundschaft.