Ein Schnuppertag an der Waffe

Bludesch. Miriam und ihre zwei Kameradinnen pressen sich an die Wand. Das Sturmgewehr am Körper, den Finger am Abzug. Schweiß bildet sich unterm Schutzhelm. Angespannte Stille. Bis sie ein brüllender Mann durchbricht: „Los, los, los!“. Die Soldatinnen stürmen um die Ecke. „Auf den Boden! Hände nach oben!“ Wieder eine Männerstimme: „An der Wand steht ein Bewaffneter. Schießt!“ Peng, peng, peng. Der Mann ist tot, der zweite kniet auf dem Boden. Der tote Mann ist ein Bild, jener am Boden ein Soldat. Die Mädchen lachen, der Ausbildner ist zufrieden. Miriam ist 17 Jahre alt, kommt aus Rankweil, und ist eine von 75 Frauen, die am Donnerstag den Girlsday des Bundesheeres in der Walgaukaserne besuchten.

150.000 Frauen zwischen 17 und 20 Jahren wurden österreichweit eingeladen, eine Kaserne zu besuchen. 3428 nahmen die Chance wahr. Michael Kerschat vom Vorarlberger Kommando erklärt: „Damit wollen wir den Frauen das Berufssoldatendasein näherbringen.“ In Vorarlberg sind aktuell drei Frauen im Dienst, am 1. August kommen sechs dazu.

Gefreite Trujic blickt auf eine Gruppe, die sich gerade mit Liegestütz abmüht. Acht Stück ist das Minimum bei der Aufnahmeprüfung, durch die zu Beginn fast 90 Prozent der Frauen durchfallen. Nach einer Trainingszeit mit Betreuung durch das Heer verbessert sich die Quote beim zweiten Anlauf auf 50 Prozent. Das Prozedere dauert drei Tage, mit einer Nacht Schlafentzug und vielen Tests. Anna Maria Trujic musste diese Prüfung nicht ablegen. Sie ist 19, kommt aus Wolfurt und spielt seit September im Heer Oboe und Saxofon. Sie hat sich für ein Jahr verpflichtet: „Militärmusikerinnen müssen nur den medizinischen Test absolvieren.“ Am sechsmonatigen Ausbildungsdienst kommen aber auch sie nicht vorbei.

Was die Damen erwarten würde, sehen sie an diesem Tag. Sie rasen mit dem Pinzgauer durch das Gelände, tragen schwere Rucksäcke, üben sich im Nahkampf und schießen – mit Platzpatronen natürlich. Wie Miriam: „Ich bin aus Neugierde hier, es ist aufregend.“ Sie legt Helm und Kopfhörer ab, dreht sich um und gesellt sich zu ihrer Gruppe, die sich um den Waffentisch positioniert hat. Derzeit sind 473 Soldatinnen beim Bundesheer beschäftigt. 26 davon im Auslands­einsatz, 94 als Sportlerinnen und 43 gerade im Ausbildungsdienst. Vielleicht ist auch Miriam bald eine davon.