Holpriger Weg zum ölfreien Land

Ölverbrauch in Vorarlberg halbiert. Verkehr hat allerdings stark zugenommen.
Bregenz. Vorarlberg ist kein Land mit großen Ölvorkommen. Will die Regierung das vom Landtag gesteckte Ziel der Energieautonomie bis 2050 verwirklichen, sollte Öl als Energieträger deshalb keine Rolle mehr spielen. Das ist aber gar nicht so einfach, schließlich fahren fast alle Autos nach wie vor mit fossilen Treibstoffen. Auch in älteren Häusern gehört die Ölheizung zum Standard. Dennoch will die Landesregierung auf Zwangsmaßnahmen verzichten, wie Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) bei der Präsentation des Monitoringberichts zur Energieautonomie erklärte. Das Land sei auf einem guten Weg.
Der Weg in Zahlen: Der Energieverbrauch hat von 2005 auf 2015 um 0,7 Prozent zugenommen, Tanktourismus nicht mitgerechnet. In der gleichen Zeit sei die Produktion der Wirtschaft um 37 Prozent, das Bruttoregionalprodukt um 45 Prozent, die Anzahl der Autos um 20 Prozent, die verbaute Fläche um 14 Prozent und die Zahl der Einwohner um fünf Prozent gestiegen. Oder wie es Christian Vögel, Leiter des Fachbereichs Energie im Landhaus, beschreibt: “Der Energieverbrauch pro Haushalt ist gesunken. Allerdings ist die Zahl der Haushalte gestiegen.” Der Einsatz von Öl sei in dieser Zeit sogar halbiert worden, gleichzeitig stieg der Anteil erneuerbarer Energie von 30 auf fast 40 Prozent der verbrauchten Energie.
Verkehr als Problem
Der CO2-Ausstoß ist insgesamt um rund zehn Prozent zurückgegangen. Dies liege vor allem an Dämmung und an der Zunahme von Wärmepumpen. “Beim Neubau wird so gut wie keine Ölheizung mehr verwendet. In älteren Gebäuden spielt Öl jedoch weiter eine Rolle”, sagt Vögel. Ein Rechtsgutachten des Umweltministeriums vom Juli 2016, das den VN vorliegt, kommt zum Schluss, dass die Bundesländer die Kompetenz hätten, Ölheizungen zu verbieten. Dies könne auch EU-rechtskonform funktionieren, erklären die Verfasser. Für Wallner ist das der falsche Weg: “Das wäre sozialer Unsinn.” 43 Prozent des CO2-Ausstoßes verursacht sowieso der Verkehr, der Energieverbrauch des Sektors ist um 18 Prozent angestiegen. Hauptverursacher sind die Autos.
Hier verfolgt das Land zwei Wege: den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der Elektromobilität. Das Ziel von Landesrat Erich Schwärzler (ÖVP): “In jeder Gemeinde soll es eine Ladestation geben.” Die Hoffnungen ruhen allerdings auf den Herstellern und deren Forschung. Privilegien für Besitzer von grünen Nummerntafeln seien nicht geplant, erklärt Wallner. Auch vom steuerlichen Privileg für Dieselkraftstoff hält er wenig: “Das ist nicht mehr wirklich zeitgemäß.”
Bei der Sonnenenergie ist das Land auf einem guten Weg, wie Schwärzler berichtet. Seit 2009 sind 60.000 Quadratmeter Fotovoltaikanlagen pro Jahr gebaut worden. Auch bei der Kohle geht es in die richtige Richtung. Der Verbrauch hat seit 2005 um 70 Prozent abgenommen, er beträgt nun rund ein Promille des Gesamtverbrauchs. Zumindest hier dürfte das Land die absolute Autonomie bald erreicht haben.
Der jährliche Energieverbrauch pro Haushalt ist gesunken.
Christian Vögel